Flussauenlandschaft_Untere Mulde_Foto: Michael Vieweg

DynAu - Mehr Dynamik bei der Gewässer- und Auenentwicklung

Ansätze zur Lösung des Spannungsfeldes Prozessschutz – günstiger Erhaltungszustand

F+E Vorhaben, gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz - BfN

Dr. Dr. Dietmar Mehl & M. Sc. Janette Iwanowski, Institut biota, Bützow biota_Logo
Dr. Mathias Scholz, (UFZ, Dep. Naturschutzforschung, Arbeitsgruppe Auenökolgie)Dipl. Ing. Fabian Pröbstl & Dr. Yves Zinngrebe (UFZ, Dep. Naturschutzforschung, Arbeitsgruppe Theorie und Science-Policy) UFZ-Logo
Dr. Stefan Möckel   (UFZ. Dep. Umwelt- und Planungsrecht) UFZ-Logo
Dr. Barbara Stammel  (Aueninstitut Neuburg/Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) AI Neuburg

Fachbetreuung am BfN: Janika Heyden, Bernd Neukirchen, Dr. Thomas Ehlert

Projektlaufzeit: Dezember 2021 bis Oktober 2024

Projektbeschreibung

Aufgrund ihrer hohen Eigendynamik sind naturnahe Gewässer und Auen Hotspots der Biodiversität. In Mitteleuropa gilt dies aufgrund von Gewässerausbau heute nur noch für wenige Flussabschnitte, sodass ein hoher Handlungsbedarf zur Renaturierung dieser Ökosysteme besteht. Langfristig erfolgreiche Renaturierungen, die die naturraumtypische biologische Vielfalt von Gewässern und Auen nachhaltig sichern, erfordern, dass eine naturnahe Eigendynamik wieder zugelassen wird. Prozessschutz und Wildnis(gebiets-)entwicklung sind wichtige naturschutzfachliche Lösungsansätze, die in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt mit entsprechenden Zielen hinterlegt sind. Auch auf EU-Ebene gibt es entsprechende Initiativen, zum Beispiel, dass mindestens 25.000 Flusskilometer als frei fließende Flüsse wiederhergestellt werden sollen (EU-Biodiversitätsstrategie 2030).
Hochwasser in den Oderauen bei Frankfurt Oder, Foto: Mathias Scholz
Hochwasser in den Oderauen, Foto: Mathias Scholz
Hartholz-Auenwald an der Mittelelbe, Foto: Mathias Scholz
Hartholz-Auenwald an der Mittelelbe, Foto: Mathias Scholz
Gleichzeitig sind 52 % der Überflutungsauen der größeren Flüsse in Deutschland Teil des Natura 2000-Netzwerks. Hier geht es um den Schutz von Arten und Lebensräume, die in überlebensfähigen Beständen und angemessener Verbreitung (günstiger Zustand) zu erhalten und zu entwickeln sind. Das Zulassen eigendynamischer Prozesse im Rahmen von Renaturierungen muss daher im Einklang mit den rechtlichen Verpflichtungen stehen, die sich aus FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie (u.a. für das Natura 2000-Netzwerk) oder der EU-Wasserrahmenrichtlinie ergeben. In der praktischen Umsetzung von Gewässer- und Auenrenaturierung führt dies regelmäßig zu Konflikten zwischen konservierenden und prozessorientierten Positionen, teilweise auch zu naturschutzinternen Zielkonflikten hinsichtlich der Förderung von verschiedenen in Auen vorkommenden FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arten so-wie europäischer Vogelarten. Projektträger werden dabei regelmäßig mit Fragen der naturschutzrechtlichen Zulässigkeit von "Eingriffen" durch die Renaturierungsmaßnahme konfrontiert, was häufig (rechtliche) Verunsicherungen bei den zuständigen Behörden und Akteuren hervorruft.
Fischotter, Foto: André Künzelmann, UFZ
Fischotter, Foto: André Künzelmann, UFZ
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous),  Foto: André Künzelmann
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous), Foto: André Künzelmann, UFZ
Im Rahmen eines vom BfN geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens sollen deshalb praxisnahe Lösungsansätze für die Planung und Umsetzung von Gewässer- und Auenentwicklungsmaßnahmen im europäischen Netzwerk Natura 2000 zusammengestellt werden, bei denen Zielkonflikte zwischen Prozessschutz und konservierendem Naturschutz auftraten. Ziel ist eine europarechtskonforme Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen, die dynamischen Veränderungen und Prozesse an Gewässern und Auen initiieren, aufzuzeigen. Dadurch sollen Entscheidungen im Zuge naturschutzfachlicher und wasserwirtschaftlicher Abwägungsprozesse im Verwaltungshandeln erleichtert werden. Ebenso soll herausgearbeitet werden, unter welchen Voraussetzungen raumübergreifende Konzepte wie Biotopverbund, Entwicklungskorridore oder Managementpläne sowie unterschiedliche Betrachtungsskalen zur Beilegung möglicher Zielkonflikte in Fluss- und Bachauen beitragen können.
Elbe-Hochwasser Juni 2013 bei Dessau, Foto: André Künzelmann, UFZ
Elbe Hochwasser Juni 2013 bei Dessau, Foto: André Künzelmann, UFZ
Trockenrasen Mittelelbe Saalberghau 2017, Foto: Mathias Scholz
Trockenrasen Mittelelbe, Foto: Mathias Scholz

 Ziele:

  • Erarbeitung praxisnaher Lösungsansätze für die Planung und Umsetzung von Gewässer- und Auenentwicklungsmaßnahmen im Spannungsfeld von prozessorientiertem und „konservierendem“ Naturschutz, die dabei den vorhandene Interpretationsspielraum der FFH-Richtlinie nutzen
  • Verwaltungsentscheidungen im Zuge wasserwirtschaftlicher und naturschutzfachlicher Abwägungsprozesse sollen auf dieser Basis erleichtert sowie rechtssicher durchgeführt werden und Projekte leichter umgesetzt werden können
  • Zudem soll herausgearbeitet werden, unter welchen Voraussetzungen raumübergreifende Konzepte wie Biotopverbund, Entwicklungskorridore oder Managementpläne sowie unterschiedliche Betrachtungsskalen zur Beilegung möglicher Zielkonflikte in Fluss- und Bachauen beitragen können