Einfluss von Mikroklima und Landnutzung auf die Eignung terrestrischer Habitate für Amphibien

Projektleitung: Dr. Annegret Grimm-Seyfarth 
Bearbeitung: Dr. Annegret Grimm-Seyfarth, Linda Mazoschek, Wiebke Harms
Projektlaufzeit: seit 2018
Kooperationen: Projekt "Lebendige Luppe"; Mathias Scholz; UNB Stadt Leipzig; UNB Leipziger Land

Projektbeschreibung

Amphibien sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Ökosystems, da sie in bestimmten Ökosystemen endemisch sind und als gute Indikatoren für den allgemeinen Zustand des Ökosystems gelten. Mit dem weltweiten Verlust der Artenvielfalt und des Ökosystems sind Amphibien stärker gefährdet: 40 % der beschriebenen Arten sind vom Aussterben bedroht. Laut IUCN ist die Hauptursache für den Rückgang der Amphibien der Lebensraumverlust. Insbesondere die Austrocknung von Lebensräumen wird als starker Treiber für den Rückgang der Populationen angesehen, da sie für die Fortpflanzung von Amphibien essentiell sind. Ihr weitgehender Lebensraumverlust kann schließlich zu einem lokalen Aussterben führen. Im Gegensatz dazu haben die zurückkehrenden Biberpopulationen in Mittelsachsen Dämme und Teiche gebaut und damit neue Lebensräume geschaffen. Wir hypothetisieren daher, dass diese Lebensräume als neue Fortpflanzungsstätten für die gefährdeten Amphibienarten der Region dienen. Ein weiterer Stressor, den wir beobachten, ist die zunehmende Anzahl aufeinanderfolgender trockener Sommer, die wahrscheinlich ihre Aktivität und Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme beeinträchtigen.

In unserem Projekt monitoren wir daher verschiedene Feuchtgebiete in Sachsen, wobei wir uns auf Auensysteme und Biberteiche konzentrieren. Wir beobachten Amphibien während ihrer Fortpflanzungszeit mit systematischen Rufaufzeichnungen, sog. Minnow Traps und Keschern. Diese Daten nutzen wir, um die artspezifischen Habitatpräferenzen zu ermitteln. Zum Beispiel untersuchen wir, ob ein temporärer Wasserzulauf, die Vegetationsdecke oder das Alter der Teiche das Vorkommen der Arten und ihre Vielfalt in den Bruthabitaten beeinflussen oder nicht. Außerdem wollen wir Synergien zwischen den Amphibien und dem Biber identifizieren, indem wir die Artenvielfalt und die Lebensraumqualität untersuchen.

Zusätzlich zum aquatischen Monitoring versuchen wir, die terrestrische Lebensraumnutzung zu untersuchen, wobei wir uns derzeit auf Teich-, Berg- und Kammmolche konzentrieren. Wir verwenden künstliche Verstecke, systematishe Transektbegehungen und einen Molchspürhund, um die Individuen und ihre Rückzugsgebiete an Land zu finden. Derzeit ist der Spürhund die einzige Methode, um ausreichend Daten über terrestrische Lebensstadien zu erhalten.

Teichmolch
Spürhund Zammy zeigt einen Teichmolch an.
Kammmolch
Spürhund Zammy zeigt einen Kammmolch an.
Das Hauptziel dieses Projekts ist es, die Lebensraumpräferenzen der Arten sowohl in den aquatischen als auch in den terrestrischen Lebensstadien zu verstehen. Der zweite wichtige Punkt ist das Verständnis von Lebensraum- und Klimaveränderungen, die miteinander interagieren werden. Diese beiden Punkte werden helfen, ein biophysikalisches Modell darüber zu erstellen, wie die Art mit den sich ändernden Bedingungen zurechtkommt und ob Biberteiche eine Alternative zu (teilweise künstlich überfluteten) Auenhabitaten ohne Biber darstellen werden. Zuletzt werden wir Empfehlungen zum Schutz der aquatischen und terrestrischen Lebensräume geben, um hoffentlich unsere Amphibien vor dem Aussterben zu bewahren.