Die Kreuzkröte

Pionierartenschutz in der Folgelandschaft des Mitteldeutschen Braunkohlereviers



Kreuzkröte

Projektbeschreibung

Hintergrund

Die Folgelandschaften des Braunkohletagebaus bieten einer Vielzahl von Pionierarten, welche sich auf eine hohe Dynamik in ihrer Umwelt spezialisiert haben, wichtige Sekundärlebensräume. Diese Lebensräume gehen mit dem Kohleausstieg, der Rekultivierung der Folgelandschaft und fortschreitender Sukzession zunehmend verloren. In Mitteldeutschland gehört die Kreuzkröte zu jenen Arten, die besonders vom Tagebau abhängen. Sie hat, wie viele andere Pionierarten, in den letzten Jahrzenten stark in ihrem Bestand abgenommen. Untersuchungen zu den Populationen des Braunkohletagebaus liegen kaum vor, sodass das Grundwissen zu den im Braunkohletagebau vorherrschenden limitierenden Standort- und Klimafaktoren fehlt. Daher untersuchen wir in einer Modellregion im Südraum von Leipzig Populationen der Kreuzkröte, um diese über das Förderende hinaus erhalten zu können. Im Untersuchungsgebiet werden im Bereich der noch aktiven Kohleförderstätten „Schleenhain“ und „Profen“ unterschiedlich ausgeprägte Laichgewässer und Landlebensräume besiedelt, wie zum Beispiel Randbereiche des aktiven Abbaus, rekultivierte Flächen und Bergbaufolgeflächen die naturschutzfachlich betreut und beweidet werden.

Projektziele

In unserem Projekt konzentrieren wir uns auf jene Aspekte, welche sich in Populationsstudien der Kreuzkröte in anderen Habitattypen und Regionen als demografische Schlüsselfaktoren herausgestellt haben. Für die aquatische Lebensphase soll herausgestellt werden, welche Gewässer der Präferenz der lokalen Kreuzkröten entsprechen und gleichzeitig ein geringes Austrocknungsrisiko und hohe Metamorphoseraten bieten. Im Landlebensraum wird ein besonderer Fokus auf die Habitatansprüche und die Raumnutzung der juvenilen und subadulten Kröten gelegt, zu denen es kaum Kenntnis aus dem Freiland gibt. Ihr Überleben ist besonders bedeutend für die Stabilität lokaler Populationen und abwandernde Jungtiere sorgen primär für den genetischen Austausch und die Stützung benachbarter Populationen (funktionelle Konnektivität). Ziel ist es daher jene (Mikro)Habitate zu identifizieren, welche aktiv von den Jungkröten aufgesucht werden und welche günstige mikroklimatische Bedingungen bieten.

Methoden und Vorgehensweise

Entsprechend der langen Laichperiode der Kreuzkröte werden potenzielle Laichgewässer in einem 2-Wochen Turnus von April und Juli begangen. Dabei wird die Habitatausprägung, die Wasserführung sowie die Abundanz der Kreuzkröte mit Larven- und Laichschnurzählungen erfasst. Die Raum- und Habitatnutzung der Jungtiere wird durch die aktive Suche auf standardisierten Probeflächen, in welchen Temperatur und Feuchte am Boden aufzeichnet werden, untersucht. Neben der Zählung der Metamorphlinge werden Jungtiere einer Mindestgröße mit Hilfe von Fotografien von Bauch- und Rückenseite individuell erfasst, sodass ihre Raumnutzung nachverfolgt werden kann. Bei der Auswertung kann durch die Verwendung von „Occupancy“-Modellen die mit der Habitatausprägung variierende Entdeckungswahrscheinlichkeit von Laich, Larven und Jungtieren berücksichtigt werden. Zusätzlich wird die habitatspezifische Dichte im Landlebensraum mit Hilfe von räumlich-expliziten Fang-Wiederfang Methoden („Spatial-Capture-Recapture“) ermittelt.