Einfluss von Wintertourismus auf montane herpetologische Artengemeinschaften in Europa

Projektleitung: Dr. Annegret Grimm-Seyfarth, Prof. Dr. Klaus Henle
Bearbeitung: Michele Chiacchio
Kooperationspartner: Paneveggio-Pale di San Martino Nature Park
Ansprechpartner: Michele Chiacchio
Projektaufzeit: since 2018

Projektbeschreibung

Die Alpen zählen zu den biodiversitätsreichsten Regionen Europas. In den letzten Jahrzehnten kam es dort allerdings zu gravierenden Lebensraumveränderungen. Zu den Auslösern zählen dabei neben dem globalen Klimawandel die Habitatfragmentierung und Aufgabe der traditionellen Landwirtschaft. Insbesondere der regionale Skitourismus gehört aufgrund der massiven Eingriffe in die Natur zu den Hauptverursachern der Lebensraumveränderungen in den Alpen. Der Bau und die Instandhaltung der Pisten haben weitreichende Auswirkungen auf das Mikroklima und somit die Zusammensetzung und Diversität der montanen Flora und Fauna. Davon betroffen sind insbesondere Reptilien und Amphibien, die ausgesprochen sensibel auf Temperatur- und Mikrohabitatveränderungen reagieren.

Der Einfluss des Skitourismus auf die Herpetofauna der europäischen Alpen wurde in bisherigen Studien lediglich sporadisch untersucht, weshalb diese Studie sich zum Ziel gesetzt hat, diese Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen (Individuen, Populationen, Arten-/Lebensgemeinschaften) zu untersuchen. Ziel ist es dabei, den Einfluss von Umweltfaktoren auf Aspekte wie Körperkondition, Populationsstrukturen und Artenvorkommen zu untersuchen. Zudem werden die mikroklimatischen Veränderungen auf Skipisten mit denen traditionell genutzter Wiesen verglichen. Weiterhin soll die Verteilung ausgewählter Arten mithilfe eines Habitatmodells unter Einbezug rezenter und künftiger Klima- und Landnutzungsszenarios modelliert werden.

Nach einer Pilotuntersuchung des Doktoranden Michele Chiacchio im Paneveggio-Pale di San Martino Naturparks in Trentino (Italien) im Sommer 2018 steht fest, dass diese Region beste Voraussetzungen als Untersuchungsgebiet mit sich bringt. Insbesondere durch die Unterteilung des Parks in drei unterschiedlich genutzte Gebiete, die unberührte Kernzone, die schonend bewirtschaftete Pflegezone und die Entwicklungszone mit Skipisten, ist hier eine gute Vergleichbarkeit gewährleistet. Erste Ergebnisse belegen bereits Unterschiede in der Individuendichte in den verschiedenen Zonen, welche bis 2020 durch detaillierte Datenerfassungen in allen drei Habitaten ergänzt werden. Zur Erfassung der Amphibien- und Reptilienarten werden verschiedene Methoden kombiniert: sowohl Abdeckplatten, Trichterfallen als auch aktive Transektsuchen kommen dabei zum Einsatz. Zusätzlich wird das Mikroklima durchgehend und engmaschig mithilfe von Temperatur- und Feuchtigkeitsdatenloggern aufgenommen. Die Vegetations-, Bodentemperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede zwischen den Plots werden dann in die zukünftigen Auswertungen mit einbezogen.

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Vipera berus (r.o.), Rana temporaria (r.u.), Salamandra atra (l.u.), Ichthyosaura alpestris (l.o.), vier typische Alpenarten.
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Der Doktorand Michele Chiacchio bei Transektsuchen im Paneveggio-Pale di San Martino Naturpark, Trentino, Italien.