Hitzestress

Planetary Health Modell zur Reduktion

von Hitzestress auf Quartiersebene


Bearbeitung

Department Stadt- und Umweltsoziologie

Prof. Dr. Sigrun Kabisch (Leitung)
Prof. Dr. Uwe Schlink (Leitung)
M. Sc. Daniel Hertel
M. A. Janine Pößneck



Laufzeit

1.1.2022 - 31.5.2023


Kurzbeschreibung

Ziel des Vorhabens

Zunehmende Wetterextreme betreffen die Menschheit in immer stärkerem Ausmaß. Besonders in Städten überlagern sich die Auswirkungen von Klimawandel, Landnutzungsänderungen und des demografischen Wandels wie unter einem „Brennglas“ und beeinflussen die menschliche Gesundheit. Aufgrund der vielfältigen Bebauungsstrukturen und sozialräumlichen Merkmale einer Stadt sind die individuellen Gesundheitsrisiken sehr unterschiedlich verteilt. Deren genaue Analyse bedarf einer lokalen Herangehensweise. Deshalb wird Hitzestress in diesem Projekt auf Quartiersebene untersucht. Dabei werden die Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zwischen der menschlichen Gesundheit und der natürlichen Systeme in den Mittelpunkt gerückt. Dieser als „Planetary Health“ bezeichnete neue Ansatz ist stark interdisziplinär ausgerichtet. In unserem Projekt verbinden wir mikrometeorologische Modellierungen mit sozialwissenschaftlichen Analysen.

Unser Vorhaben knüpft an dieser Stelle an und möchte folgende Fragestellungen verfolgen:

(1) Welche Anpassungsszenarien gegenüber Hitzestress im Quartier lassen sich aus der Kombination von mikrometeorologischen Simulationen und sozialwissenschaftlichen Befragungsergebnissen ableiten? Dabei ist auch zu klären welche Ausprägung Hitzestress auf verschiedenen urbanen Skalen hat, da insbesondere auf Quartiersebene solche detaillierten Analysen im Meterbereich in der Regel fehlen.

(2) Für Hitzestress soll ein Planetary Health Modell entwickelt werden, um Schlüsselfaktoren zu identifizieren, die es zum einen ermöglichen praxisbezogene Empfehlungen zur Reduktion der individuellen Exposition der Bevölkerung zu geben und zum anderen eine leichte Übertragbarkeit auf andere Städte zu gewährleisten. Dabei sollen verschiedene Bewohnergruppen berücksichtigt werden, um entsprechend differenzierte Verhaltensanpassungen vorschlagen zu können.

Aufgabenschwerpunkte

Ausgehend von der gesamtstädtischen Perspektive sollen beispielhaft für verschiedene Quartierstypen Leipzigs Ursachen und Wirkungen von Hitzestress erkannt werden. Dazu werden 2 kontrastierende Quartiere betrachtet: 1. Die Großwohnsiedlung Leipzig – Grünau am westlichen Stadtrand und 2. ein innerstädtisches Quartier. Es erfolgt eine interne Differenzierung nach verschiedenen soziodemographischen Gruppen und deren Wahrnehmung von Hitzestress. Dabei werden unterschiedliche Anpassungsmaßnahmen mit einem „state-of-the-art“ Stadtklimamodell simuliert und bewertet.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden im Visualisierungszentrum des UFZ (VisLab) kommunalen Akteur*innen und Vertreter*innen von KMU’s demonstriert. Abbildung 1 zeigt exemplarisch eine 3D-Visualisierung für eine Test-Simulation. Diese Methode erlaubt es, verschiedene Szenarien und deren Passfähigkeit zu prüfen und damit praxisrelevante Schlussfolgerungen für die weitere Verbesserung einer klimaangepassten Quartiersentwicklung abzuleiten.

3D-Visualisierung Bayerischer Bahnhof
Abbildung 1: 3D-Visualisierung von Oberflächentemperatur (farbige Konturen) und Strömungsgeschwindigkeit (farbige Linien) im Quartier Bayerischer Bahnhof in Leipzig. Die Simulationen wurden mit dem mikrometeorologischen Modell ENVI-met durchgeführt.