Bessere Nutzung von Entsiegelungspotenzialen zur Wiederherstellung von Bodenfunktionen und zur Klimaanpassung


Bearbeitung

Projektleitung:
Nadine Pannicke

Mitarbeiter:
Christopher Krohn


Partner

Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR),
Stadtland GmbH


Laufzeit

12/2019 – 03/2021

Status

im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA)


Kurzbeschreibung

Zunehmende Urbanisierung bei gleichzeitig voranschreitender Erderwärmung als Folge des Klimawandels erfordert Maßnahmen für die Erhaltung der Lebensqualität in Städten. Dazu zählen auch Möglichkeiten zur Abkühlung durch die natürliche Verdunstung von offenen Flächen (Evaporation) und Vegetation (Transpiration), idealerweise entlang von Grünzügen und Luftschneisen zur Förderung der Luftzirkulation. Die Entsiegelung von Flächen inkl. Rückbau von Bebauung kann wesentlich dazu beitragen, die Potentiale dieser natürlichen Kühlmechanismen nutzbar zu machen und so vor allem in urbanen Räumen zur Klimaanpassung beizutragen (Sustainable Development Goal (SDG) 13.1).

Die im Zuge der angestrebten Landdegradationsneutralität (SDG 15.3) erforderliche Reduktion der Neuversiegelung macht eine Nachverdichtung von Städten erforderlich und erhöht so die Notwendigkeit der Hebung natürlicher Abkühlungspotentiale. Im Sinne einer „Doppelten Innenentwicklung“ gilt es, Flächenreserven baulich sinnvoll zu nutzen und zugleich Freiräume zu qualifizieren. So können Rückbau- und Entsiegelungsmaßnahmen einerseits weitere Neuversiegelung reduzieren, indem sie eine Wiederbebauung der Flächen vorbereiten und so zu Flächenrecycling und der Nachverdichtung in urbanen Räumen beitragen, was jedoch erneut zu einem Verlust von Freiflächen führen kann. Die Herausforderung der Stadtentwicklung besteht folglich in der Ausgewogenheit zwischen Nachverdichtung und Erhalt einer ausreichenden und attraktiven Freiraumversorgung in den einzelnen Stadtteilen für eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, z.B. durch die Kombination von Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen.

Dabei schafft die Entsiegelung von Böden Räume für Entstehung und Ablauf ökologischer Prozesse und die resultierende Bereitstellung von Ökosystemleistungen. So kann bspw. anfallendes Niederschlagswasser (unter Einhaltung von Qualitätskriterien zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen in Böden und Grundwasser) versickern und im Boden gespeichert werden (vgl. z.B. Prinzip Schwammstadt). Innerstädtische Niederschlagswasserbewirtschaftung auf entsiegelten Flächen kann zur Entlastung der Kanalisation bei Starkniederschlägen beitragen und erbringt so einen Beitrag zu Bevölkerungsschutz und Reduzierung gesellschaftlicher Kosten. Die Begrünung von entsiegelten Flächen kann zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Kühlung beitragen und insbesondere in Städten durch Schaffung von Grün- und Freiflächen zusätzlich die Aufenthalts- und Lebensqualität erhöhen. Gleichzeitig kann ein Beitrag zur Biodiversität geleistet werden oder auch eine Kombination mit der regionalen Produktion von Biomasse in Verbindung mit bspw. Kurzumtriebsplantagen (KUP) oder urban gardening erfolgen. Damit kann die Entsiegelung einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels leisten.

Trotz vieler Synergien und Co-benefits bestehen zahlreiche Hemmnisse und Herausforderungen für die Umsetzung von Entsiegelungspotentialen. In diesem Forschungsauftrag des Umweltbundesamts soll aufgearbeitet und dargelegt werden, wie vorhandene Entsiegelungspotentiale besser genutzt und instrumentell unterstützt werden können, um einen Beitrag zur lokalen und regionalen Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandel zu leisten. Dazu werden vorhandene Entsiegelungspotentiale in Deutschland identifiziert und analysiert sowie ordnungsrechtliche, finanzielle und planerische Instrumente recherchiert, analysiert und Vorschläge zu möglichen Weiterentwicklungen zur Verbesserung der Wirksamkeit von Entsiegelungsinstrumenten gegeben. Anhand von Experteninterviews wird die Expertise repräsentativer Vertreter, bspw. aus Behörden, Verbänden, Flächenentwicklungsgesellschaften und anderen Einrichtungen einbezogen und im Rahmen eines Expertenworkshops werden die erzielten Ergebnisse vorgestellt und mit verschiedenen Entscheidungsträgern und Stakeholdern diskutiert.