Polnische und deutsche Großwohnsiedlungen gestern, heute und morgen

Zur Veränderung städtebaulicher Leitbilder und deren Akzeptanz, untersucht in Katowice und Leipzig.


Team

Projektleitung
Prof. Dr. Sigrun Kabisch

Projektbearbeitung
Dr. Katrin Großmann

Begleitung des Projektes
Dr. Annegret Haase


Kooperationspartner


Status

Forschungsprojekt, gefördert durch die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung


Laufzeit

02/2011 – 12/2012


Kurzbeschreibung

Polnische und deutsche Großwohnsiedlungen sind Wohnstandorte für einen erheblichen Teil der Stadtbevölkerung. Die Untersuchungsgebiete wurden in der sozialistischen Ära gebaut, sind heute gewachsene Stadtviertel mit einerseits hoher Quartiersbindung, andererseits aber auch starker Alterung und – zumindest in Deutschland – hohen Bevölkerungsverlusten. In den hiesigen städtebaulichen Debatten gelten sie oft als nicht mehr zeitgemäß; gleichzeitig richten sich gerade Klimaschutzbemühungen im Gebäudebereich auf diese Bausubstanz.

Das Kooperationsprojekt zwischen dem UFZ und dem Schlesischen Polytechnikum Gliwice setzt sich das Ziel, angesichts sich verändernder Wohnbedürfnisse und Wertvorstellungen im Städtebau, eine sachliche Analyse der gegenwärtigen Akzeptanz sowie der Zukunftsfähigkeit von Großwohnsiedlungen vorzunehmen. Am Beispiel der beiden Großstädte Katowice und Leipzig sollen die Zukunftschancen von Großsiedlungen, die in Plattenbauweise errichtet worden sind, analysiert und bewertet werden. Es soll untersucht werden, von welchen Bevölkerungsgruppen Großwohnsiedlungen in Polen und Ostdeutschland akzeptiert werden sowie welche Erwartungen Bevölkerung, Eigentümer und Entscheidungsträger mit der weiteren Entwicklung dieser Siedlungen verknüpfen. Darauf aufbauend wird gefragt, welche zukünftige Nachfrage zu erwarten ist und wie die Bestände ökologisch, sozial und städtebaulich so qualifiziert werden können, dass sie auch in Zukunft nachhaltige Wohnquartiere bilden können.

Das methodische Design umfasst einen Mix aus verschiedenen städtebaulich-architektonischen und sozialwissenschaftlichen Verfahren. Dies sind:

  • historische Analysen zur Entstehung und Planung der jeweiligen Großsiedlungen unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Leitbilder;
  • Stärken-Schwächen-Analysen zu den aktuellen Wohnbedingungen aus der Sicht der Bewohner, darauf aufbauend: Herausarbeitung von Entwicklungspotenzialen der Großwohnsiedlungen;
  • die beispielhafte Herausarbeitung zukünftig nötiger baulicher Veränderungen und städtischer Entwicklungsstrategien, die soziale und demographische Trends berücksichtigen.

Die Wissenschaftlerinnen des UFZ widmen sich insbesondere dem demographischen Wandel und den Potentialen der Siedlungen für den Klimaschutz. Sie untersuchen die Chancen und Restriktionen für energetische Sanierung im Bestand, die Akzeptanz solcher Maßnahmen bei den Bewohnern und die Restriktionen, die sich durch die spezifischen Rahmenbedingungen ergeben. Dabei wird dieser Wohnungsbestand integriert betrachtet, indem soziale, ökologische Aspekte sowie politische und ökonomische Rahmenbedingungen in ihrem wechselseitigen Bezug aufeinander analysiert und bewertet werden.

Die polnischen Partner setzen ihren Schwerpunkt auf die architektonisch-planerische Analyse der Großwohnsiedlungen, um erfolgte städtebauliche Veränderungen nachzuvollziehen. Darauf aufbauend und in Kombination mit soziologischen Erhebungen zu den Wohnbedürfnissen der Bewohner der Siedlungen werden Szenarien für die weitere Gebietsentwicklung entworfen. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes sind studentische Arbeiten in den jeweiligen Untersuchungsfeldern einer Großsiedlung in Katowice und in Leipzig. Darüber hinaus sind Vor-Ort Workshops mit Studenten und Experten geplant.

Das Vorhaben ordnet sich im Rahmen der programmorientierten Forschung (POF) am UFZ in den Forschungsschwerpunkt "Urbane Dynamiken und deren Einfluss auf Landnutzungsoptionen" (Cluster 5 des Programm-Topics 1) ein.


Weitere UFZ-Projekte mit Bezug auf Großwohnsiedlungen

Intervallstudie Leipzig-Grünau – empirische Langzeitstudie zur Wohnzufriedenheit in der Großwohnsiedlung
05/2009-04/2010, Auftrag der Stadt Leipzig, Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Shrink Smart – The Governance of Shrinkage within a European Context
05/2009-04/2012, finanziert innerhalb des 7. EU-Rahmenprogramms