Naturkapital Deutschland – TEEB DE
Über den ökonomischen Wert der Natur für den Menschen
Bearbeitung
Studienleitung:
Prof. Dr. Bernd Hansjürgens
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Irene Ring
Dr. Christoph Schröter-Schlaack
Miriam Brenck
Dr. Aletta Bonn
Presse und Kommunikation:
Urs Moesenfechtel
urs.moesenfechtel@ufz.de
Tel. 0341 235 1680
Laufzeit
2012 − 2017
Webseite
Kurzdarstellung
Wie wertvoll die Natur ist, erleben wir bei jedem Waldspaziergang, bei jedem Biss in einen Apfel, beim Anblick faszinierter Kinder auf Entdeckungstour nach Lebewesen in Bächen und Tümpeln. Dass die Natur jedoch auch die unverzichtbare Grundlage unseres Wohlstandes und Wohlbefindens sowie zahlreicher Wirtschaftsaktivitäten in Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und vielen anderen Branchen darstellt, machen sich die Wenigsten bewusst. Ein wesentlicher Grund dafür ist die fehlende Messbarkeit dieser Werte. Das Projekt „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ soll diese Naturwerte für unser Land aufzeigen und anhand von Beispielen darlegen, wie wir sie nutzen und mehren können. Ziel der Studie ist es, wissenschaftlich fundierte Argumente für einen – auch wirtschaftlich – verantwortungsvollen Umgang mit unserer natürlichen Lebensgrundlage zu liefern und für alle sichtbar zu machen.
Ökonomische Argumente aus der Forschung für Entscheidungen zum Umgang mit der Natur
Ausgewählte Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland erstellen vier allgemeinverständliche Berichte. Basis sind bestehende Studien zu Kernthemen, die die Leistungen der Natur in Deutschland für den Menschen deutlich machen. Dabei werden eine Vielzahl von Adressaten aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft einbezogen. Das Bundesministerium für Umwelt (BMU), Naturschutz und Reaktorsicherheit und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanzieren das Projekt im Zeitraum 2012 bis 2015. Die Studienleitung liegt am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Natur – die Grundlage für Gesellschaft und Wirtschaft
Die Natur an sich ist es unbestritten wert, erhalten zu werden – hierzu haben wir eine ethische Verpflichtung. Aus Sicht des Menschen ergeben sich jedoch noch viele weitere Gründe: Die Natur bietet uns zahlreiche Leistungen. Sie ist die Grundlage für unsere Existenz und unser Wohlergehen und oft auch notwendige Basis für wirtschaftliche Aktivitäten. Die Vielfalt der Natur birgt ein enormes Innovationspotenzial, etwa bei der Erforschung neuer Medikamente und industrieller Rohstoffe, als Vorbild für technische Entwicklungen (Bionik) und nicht zuletzt als genetische Ressource zur langfristigen Sicherung unserer Ernährung. Zu solchen „Ökosystemleistungen“ gehören auch die Bindung von Klimagasen, z.B. im Holz von Wäldern, oder die Bereitstellung von sauberem Grundwasser. Daneben bietet die Natur verschiedene Schutzfunktionen: Natürliche Auen mindern Hochwassergefahren, Bergwälder verhindern Lawinen. Außerdem nutzen wir auch gesundheitliche und kulturelle Werte der Natur: Vielfältige Naturräume verhelfen zu einer Steigerung der Lebensqualität und sind die Grundlage von Arbeitsplätzen etwa in der Tourismusbranche an der Küste, in den Bergen, in Naturparks etc.
Wozu Natur ökonomisch bewerten?
Die Produkte und Leistungen der Natur wurden bisher als selbstverständlich betrachtet und meist gratis genutzt. Doch die Endlichkeit von Naturressourcen und die Störungsanfälligkeit von Ökosystemen zeigen sich immer häufiger und führen zu gesellschaftlichen Kosten. Ein Umdenken quer durch die Gesellschaft hin zu einer nachhaltigeren Lebens- und Wirtschaftsweise, die die Konsequenzen für die Natur und folgende Generationen berücksichtigt, ist daher notwendig. Die internationale Studie TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity, 2008 – 2010) untersuchte bereits die Folgen des globalen Verlustes der Artenvielfalt und der Leistungen des Naturhaushaltes. In zahlreichen internationalen Beispielen konnte gezeigt werden: Der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Natur und biologischer Vielfalt lohnen sich – auch ökonomisch gesehen. Denn die Vorsorge zur Sicherung unserer Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen ist deutlich preiswerter als der Versuch, Verlorengegangenes zu ersetzen. „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ soll diese Zusammenhänge auch für Deutschland deutlich machen. Dabei geht es nicht darum, Pflanzen und Tiere mit Preisschildern zu versehen oder eine einzelne Wertgröße zu berechnen. Vielmehr soll ein stärkeres Bewusstsein für den Wert von Naturkapital geschaffen werden mit dem Ziel, diesen Wert – zusätzlich zur ethischen Verantwortung – künftig stärker in privaten, unternehmerischen und politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Anschauliche Beispiele sollen zeigen, wie Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft auch volkswirtschaftlich sinnvoll mit der Natur in Deutschland umgehen können.
Links
Projektbeirat
- Prof. Dr. Stefanie Engel, Umweltökonomin an der ETH Zürich
- Dr. Uta Eser, Umweltethikerin an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
- Prof. Dr. Karin Holm-Müller, Agrarökonomin an der Universität Bonn, Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen
- Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz
- Dr. Marion Potschin, stellvertretende Direktorin des „Centre for Environmental Management“, Universität Nottingham
- Christian Schwägerl, Wissenschafts-, Politik- und Umweltjournalist
- Karsten Schwanke, Fernsehmoderator und Meteorologe
- Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin das Outdoor-Ausrüsters VAUDE
- Prof. Dr. Angelika Zahrnt, Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung