Innovationswirkungen von handelbaren Emissionszertifikaten

Die Rolle der Ausgestaltung


Bearbeitung

Dipl-Volksw. Frank Gagelmann,
Prof. Dr. Bernd Hansjürgens (Betreuer)


Kurzbeschreibung

Als sich 1997 in Kyoto die Industrieländer der Erde erstmalig zu einer Begrenzung ihrer Treibhausgasemission verpflichteten, taten sie dies nicht zuletzt unter der Bedingung, diese Ziele auch durch Abkaufen von überschüssigen Emissionsrechten anderer Industriestaaten erfüllen zu dürfen. Der internationale Emissionshandel war − zumindest auf dem Papier − geboren. Schnell waren Bestrebungen erkennbar, auch private Unternehmen handeln zu lassen. Ab 2005 wird es ein EU-weites Handelssystem für Stromproduzenten und energieintensive Industrien geben. Doch nicht nur im Klimaschutz wird der Emissionshandel angewandt: In den USA bestehen seit mehreren Jahren Emissionshandelssysteme zur Verringerung "klassischer" Luftschadstoffe wie SO2 und NOx, und auch in Europa werden derzeit solche Systeme geplant oder implementiert (Niederlande, Slowakei).

Besonders wichtig für die Forschung ist aktuell die Frage, wie ein Emissionshandel ausgestaltet werden sollte − zum Beispiel: Sollten die Emissionsrechte versteigert oder kostenlos zugeteilt werden ("grandfathering"), und, wenn letzteres, nach welchem Verteilungsschlüssel? Wie soll mit Neuemittenten verfahren werden? Sollte das Ansparen von Emissionsrechten erlaubt sein?

Eine Kernfrage in der Beurteilung umweltpolitischer Instrumente ist die zu erwartende Wirkung auf Innovationen − also z.B. Kostensenkungen und Marktdurchdringung neuer, effizienterer fossiler Energienutzungsformen, von CO2-freien Energieträgern wie Erneuerbaren Energien, oder Fortschritte bei "end-of-pipe"-Techniken (dies vor allem im Bereich der "klassischen" Luftreinhaltung). Die Innovationswirkungen sind in jedem Umweltbereich wichtig, in der Klimapolitik aber besonders, und zwar aufgrund der langfristigen Umweltwirkung von Treibhausgasen und des Umfangs der wahrscheinlich erforderlichen Umstrukturierungen − fossile Brennstoffe sind ein essenzieller Input des derzeitigen Wirtschaftssystems.

Insbesondere im Hinblick auf die möglichen Innovationswirkungen verschiedener Ausgestaltungsvarianten eines Emissionshandels ist bisher relativ wenig geforscht worden. In einem von der Energiestiftung Schleswig Holstein, Kiel, dem UFZ und dem Stiftungsfonds Dresdner Bank geförderten Promotionsvorhaben wird seit September 2001 diesen Fragen nachgegangen. Neben den theoretischen Grundlagen, das heißt der Anwendung von Ansätzen der Innovationsforschung auf den Emissionshandel, werden auch Erfahrungen der bestehenden US-Emissionshandelssysteme "Acid Rain Program" und "OTC" durch Interviews vor Ort integriert. Mit der Fertigstellung der Promotion wird innerhalb des Jahres 2004 gerechnet.

Outputs

Gagelmann, F. (2003): E.T. and Innovation − Science Fiction or Reality? An Assessment of the Impact of Emissions Trading on Innovation. UFZ Discussion Paper No.13/2003. Erscheint 2004 als Artikel in International Journal of Energy Technology and Policy.

Hansjürgens, B., Gagelmann, F. (2003): Das Handelssystem im europäischen CO2-Emissionsrechtemarkt − Vorschläge zur institutionellen Ausgestaltung in Deutschland. UFZ-Diskussionspapier 12/2003. Erscheint 2004 in Energiewirtschaftliche Tagesfragen.

Hansjürgens, B., Gagelmann, F. (2003): CO2-Emissionshandel − ein umweltpolitisches Instrument auf dem Vormarsch. In: Umweltwirtschaftsforum (uwf), 3/03, S. 4-8. Springer-Verlag.

Gagelmann, F., Hansjürgens, B. (2002): Der neue CO2-Emissionshandel in der EU. In: Wirtschaftsdienst, Nr. 4/2002, S. 226-234.

Gagelmann, F., Hansjürgens, B. (2002): Climate Protection through Tradable Permits: The EU Proposal for a CO2 Emissions Trading System in Europe. In: European Environment, Volume 12, Issue 4 (July/August 2002), S. 185-202.