Projekt: Gewässerökologische Untersuchungen und Bewertung der pflanzlichen Komponenten (Diatomeen und Phytobenthos) in Bezug auf die defizitären Zustände der Fischfauna in der Lenne (NRW)
Kurzbezeichnung: Eutrophierung in der Lenne
Durchführende Institution: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung-UFZ
Projektleitung: D. Borchardt / J. Völker
Status: in Bearbeitung
Projektlaufzeit: 11/2009 bis 11/2010
Finanzierung: Bezirksregierung Arnsberg

Anlass

In den letzten Jahren wurden in der Lenne (NRW) zunehmende Eutrophierungserscheinungen, sichtbar durch immer häufigere Massenaufkommen von Kieselalgen beobachtet. Die Ursachen für die erhöhte Entwicklung von benthischen Kieselalgen konnten jedoch bislang nicht eindeutig identifiziert werden. Auch die Messkampagnen im Rahmen des operativen Monitorings für die Zustandsbewertung nach EG-WRRL der Jahre 2004 bis 2006 ergaben keine weiterführenden Erkenntnisse.
Ein weiteres Problem ist der starke Rückgang der Äsche in den hyporhithralen Gewässerabschnitten nicht nur in der Lenne sondern auch in anderen Flusseinzugsgebieten. Es stellt sich hierbei die Frage, ob zwischen dem Massenaufkommen der Kieselalgen und dem Rückgang der kieslaichenden Fischarten ein Kausalzusammenhang besteht oder ob andere, nicht im operativen Monitoring geprüfte Faktoren sowohl für die erhöhte Trophie als auch für den Rückgang der Äsche verantwortlich sind.

Zielsetzung

Zur Erarbeitung von Kausalzusammenhängen zwischen Wassergüte, erhöhter Trophie und dem Rückgang der Äschenpopulation sind umfangreiche Untersuchungen geplant. Dabei gliedert sich die Projektbearbeitung in zwei Phasen:

1.Projektphase I umfasst eine detaillierte Recherche und Auswertung bestehender wasserwirtschaftlicher und gewässerökologischer Daten.

Für eine umfassende Einzugsgebietsanalyse ist es notwendig, möglichst alle anthropogenen Belastungsfaktoren mit zu berücksichtigen und zu bewerten. Im geplanten Untersuchungsabschnitt der Lenne von Bamenohl bis Pasel sind eine Vielzahl von Stressoren vorhanden, die sich auf die ökologische Qualität der Lenne auswirken: defizitäre Hydromorphologie, Eintrag von Schadstoffen sowohl aus industriellen (z.B. metallverarbeitende Betriebe, Papierherstellung) als auch aus kommunalen Einleitungen (v.a. Kläranlagen und Mischwasserentlastungen), Veränderung des Abflussregimes durch an Nebengewässern angeschlossene Talsperren (Biggetal und Glingenberg), Wasserkraftanlagen, nicht durchgängige Querbauwerke, Einleitung von Wärmekraftwerken (Veränderung des natürlichen Temperaturregimes) und Bergbau.

2.Phase II beinhaltet die Aufstellung und Implementierung eines investigativen Monitorings

Das geplante investigative Monitoring umfasst empirische Untersuchungen, die vor allem detaillierte Informationen zu den Eutrophierungserscheinungen liefern sollen. Dabei liegt der Fokus auf der Erhebung der Gewässerflora (Diatomeen und Phytobenthos exkl. Diatomeen, Biomassebestimmung) und Gewässerfauna (Makrozoobenthos, Fische), um die abiotischen Wirkungszusammenhänge in einem Nährstoff belasteten Fließgewässer zu bewerten. Weiterhin liegt ein Schwerpunkt in der Funktionsanalyse des hypoheischen Interstitials. Als Refugialraum für viele aquatische Lebensgemeinschaften und als Ort der meisten Stoffumsetzungsprozesse trägt die Funktionsfähigkeit des Kieslückensystems wesentlich zur ökologischen Qualität von Fließgewässern bei.

Aus den Ergebnissen sollen Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Verbesserung der Gewässerqualität in der Lenne und anderen eutrophierten Fließgewässern abgeleitet werden.