Pressemitteilung vom 13. Februar 2019

Europaweites Insektenmonitoring – Schmetterlinge als Vorbild

Monitoringprojekt ABLE beginnt

Anfang dieses Jahres startete das EU-Projekt ABLE (Assessing ButterfLies in Europe). Ziel des Projekts ist es, Trends bei der Bestandsentwicklung von Schmetterlingen in ganz Europa zu erfassen und wissenschaftlich zu bewerten. Die Ergebnisse werden wichtige Fakten über den Zustand unserer Umwelt liefern und Entscheidungen auf politischer Ebene unterstützen, die dem Insektenschwund entgegenwirken. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative von Butterfly Conservation Europe, dem britischen Umweltforschungszentrum CEH, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie den niederländischen und britischen Organisationen zum Schutz der Tagfalter.

Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) und Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus) Foto: ©Petra Druschky / Tagfaltermonitoring Deutschland
Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) und Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus)
Foto: ©Petra Druschky / Tagfaltermonitoring Deutschland

Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber und als Insekten bedeutender Teil der Nahrungskette. Insbesondere Tagfalter reagieren sehr empfindlich auf Umweltfaktoren und fungieren somit als Frühwarnsystem für Veränderungen des Zustands unserer Ökosysteme. Im Fokus der geplanten europaweiten Untersuchungen stehen die Entwicklungstrends von Tagfaltern in verschiedensten Lebensräumen.  Die Analysen werden dazu beitragen, den Artenverlust von Insekten besser zu verstehen und insbesondere die Rolle, die Klimawandel und Landnutzungsveränderungen dabei spielen, aufzudecken. Das Projekt könnte als Vorbild für ein europaweites Monitoring dienen, das sich auch auf andere Insektenarten erstreckt.

Tagfalter werden bereits in elf EU-Ländern regelmäßig erfasst, vor allem unter Mithilfe tausender ehrenamtlicher Mitarbeitender. Das Projekt ABLE baut auf den Daten auf, die in diesen bereits existierenden Netzwerken erhoben werden. Es wird sie systematisch bewerten und das Monitoring um mindestens acht zusätzliche EU-Länder, vor allem in Süd- und Osteuropa erweitern. Dadurch wird es möglich,  repräsentativere Trends für Arten in Grünland, Wald- und Feuchtgebieten abzuleiten, sowie Aussagen zur Entwicklung der Schmetterlinge als einem wichtigen Indikator für den Zustand der europäischen Ökosysteme zu treffen.

Die Ergebnisse werden jedoch nicht nur wissenschaftlich interessant sein, sondern  sollen die aktuelle EU-Politik unterstützen - etwa bei der Evaluierung und Anpassung von Maßnahmen der Biodiversitätsstrategie, der Bestäuberinitiative oder der Agrarpolitik (GAP).

Prof. Dr. Josef Settele, Agrarökologe am UFZ, Mitbegründer von Butterfly Conservation Europe und zentraler Partner im ABLE-Team hebt hervor: "Dieses Projekt mit seiner europaweit standardisierten Vorgehensweise beim Monitoring von Tagfaltern ist ein Paradebeispiel dafür, wie in Zeiten des Insektenschwunds belastbare Daten für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft erhoben werden müssten."

Mihail Dumitru, Stellvertretender General-Direktor  für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung bei der Europäischen Kommission, sagt: "Viele wichtige Lebensräume für Schmetterlinge und andere Bestäuber, wie beispielsweise extensives Grünland, sind Elemente der Agrarlandschaft. Wir begrüßen dieses Pilotprojekt zur Erweiterung des Monitorings von Schmetterlingen und zur Entwicklung neuer Biodiversitäts-Indikatoren."

Dr. Pavel Poc, der als Stellvertretender Vorsitzender des EU-Parlamentsausschusses für Umwelt, Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit das Pilotprojekt im Europaparlament vorgeschlagen hatte, ergänzt: "Ich bin sehr glücklich darüber, dass meine Kollegen diese Initiative unterstützt haben. Ich bin sicher, dass sie hilft, neue Falter-Monitorings in einigen ost- und zentraleuropäischen Ländern zu entwickeln."

Anne Teller von der EU-Generaldirektion Umwelt  der Europäischen Kommission sagt: "Tagfalter sind wichtige Indikatoren zur Bewertung von Politiken auf Ebene der EU. Ich begrüße dieses Pilotprojekt zur Verbesserung des Monitoringansatzes, zur Verbesserung zukünftiger Daten-erhebungen, zum verstärkten Engagement von Ehrenamtlern und zur Stimulation von Aktivitäten in weiteren EU-Mitgliedsstaaten."

Das Projekt ABLE (Assessing ButterfLies in Europe) wurde gemeinsam initiiert von Butterfly Conservation Europe, dem Centre for Ecology & Hydrology (Großbritannien), dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und den niederländischen bzw. britischen Organisationen zum Schutz der Tagfalter - DeVlinderstichting und Butterfly Conservation. Das Projekt wird mit vielen weiteren europäischen Partnern kooperieren. Die EU unterstützt das Projekt zunächst für eine Initialperiode von zwei Jahren mit 800.000 Euro.

Hintergrundinformationen zur Rolle der Schmetterlinge in Ökosystemen

  • Schmetterlinge sind gute Indikatoren für den Verlust oder die Zunahme der biologischen Vielfalt, da sie aufgrund ihrer Empfindlichkeit schnell auf Umweltveränderungen reagieren können. Sie werden von Ökologen als Modellorganismen genutzt, um die Auswirkungen von Lebensraumverlust, Fragmentierung, Landnutzungsänderung und Klimawandel zu untersuchen.

  • Schmetterlingsreiche Gebiete beherbergen auch eine Vielzahl anderer wirbelloser Tiere, deshalb sind die Falter Indikatoren für gesunde Ökosysteme.

  • Schmetterlinge bilden einen wichtigen Teil der Nahrungskette, sie sind Beute für Vögel und Fledermäuse.

  • Schmetterlinge bestäuben eine große Anzahl von Blütenpflanzen und legen längere Distanzen als viele andere Insekten zurück.

  • In ganz Europa gibt es fast 500 Tagfalterarten.

  • Butterfly Conservation Europe meldet in den meisten Ländern Europas einen deutlichen Rückgang von Tagfaltern. Deren Vielfalt nimmt nach den Ergebnissen des Tagfalter-Monitoring, das seit 2005 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert wird, auch in Deutschland ab.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Josef Settele
UFZ-Department Biozönoseforschung
josef.settele@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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