Pressemitteilung vom 11. Dezember 2024
Der Ökologe Stan Harpole und ein Team um Bioenergie-Expertin Daniela Thrän teilen sich den UFZ-Forschungspreis 2024
Prof. Dr. Stan Harpole und das UFZ-Forschungsquartett Prof. Dr. Daniela Thrän, Dr. Danial Esmaeili, Dr. Matthias Jordan und Nora Mittelstädt teilen sich dieses Jahr den mit 10.000 Euro dotierten UFZ-Forschungspreis. Stan Harpole wird ausgezeichnet für seine außergewöhnlichen Beiträge zum Verständnis der Funktionsweise von bewirtschafteten Grünland- und Agrarökosystemen. Das Team um Daniela Thrän bekommt den Preis für herausragende Arbeiten zur Realisierung einer nachhaltigen Biomassenutzung, die dem Ziel der Klimaneutralität in Deutschland dient. Die Jury bewertet die Leistungen der Preisträger:innen als qualitativ exzellent, transdisziplinär und erheblich nützlich für Umwelt und Gesellschaft.
Der Botaniker und Ökologe Stan Harpole entwickelt und testet an UFZ und dem Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Theorien, um die Effekte des globalen Wandels auf Pflanzengemeinschaften zu verstehen. Was sind die Ursachen des Rückgangs der biologischen Vielfalt in Grünlandökosystemen? Wie verändert die Nährstoffanreicherung deren Ökosystemfunktionen. Experimentelle Basis seiner Studien und Modelle sind unter anderem das Klima-Landnutzungs-Experiment "Global Change Experimental Facility" (GCEF) des UFZ und das von ihm initiierte Nährstoff-Netzwerk NutNet mit mehr als 100 Standorten weltweit.
Stan Harpole hat durch seine Arbeit gezeigt, wie wichtig multitrophe Interaktionen in Grünland- und Agrarökosystemen sind und wie diese Landschaften bewirtschaftet werden können, damit Ökosystemfunktionen und die biologische Vielfalt erhalten bleiben. So konnte er experimentell nachweisen, dass im Grünland bei der Zunahme menschlich verursachter Nährstoffeinträge über längere Zeiträume mehr Arten verloren gehen als neue dazukommen. Außerdem siedeln sich weniger neue Arten an als unter natürlicher Nährstoffverfügbarkeit. Auch gelang es ihm durch Freilandexperimente zu belegen, dass durch überschüssige Nährstoffe und/oder das Fehlen von Pflanzenfressern weniger Licht in die untere Vegetationsschicht des Grünlands gelangt. Damit dominieren wenige wuchsstarke Arten und die Pflanzenvielfalt geht zurück.
Durch seine innovative und interdisziplinäre Forschung zur Limitierung von Nährstoffen, zum Wettbewerb um Ressourcen und zu den Beziehungen zwischen biologischer Vielfalt und der Produktivität von Ökosystemen hat Stan Harpole ökologische Theorien verfeinert. Seine Studien sind bedeutend, da sie auch Aufschluss darüber geben, wie rund um den Globus Landökosysteme unter verschiedenen Umweltbedingungen funktionieren. Diese globale Perspektive ist entscheidend, um Umweltprobleme zu lösen.
Daniela Thrän, Danial Esmaeili, Matthias Jordan und Nora Mittelstädt forschen erfolgreich zur nachhaltigen Biomassenutzung in Netto Null-Energiesystemen, also auch zur Frage, welchen Beitrag Biomasse leisten kann, damit Deutschland sein politisches Ziel der Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 erreicht. Das am UFZ-Department Bioenergie angesiedelte Forschungsteam hat dafür die Webanwendung EE-Monitor entwickelt, welche sämtliche Standorte der erneuerbaren Energien visualisiert. Die Anwendung beinhaltet 41 naturschutzfachliche und energiewirtschaftliche Kennzahlen, die umfangreiche Daten und Details zur Naturverträglichkeit des Ausbaus der Erneuerbaren Energien liefern und erklären. Der EE-Monitor zeigt auch Fehlentwicklungen beim naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren auf und ist somit eine wertvolle Informationsbasis für gesellschaftliche und politische Diskussionen.
Außerdem hat das Team in Kooperation mit Wissenschaftler:innen des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) ein Modell entwickelt, das Lösungen für eine nachhaltige Verwendung von Biomasse vor dem Hintergrund begrenzter Landflächen und Biomasseressourcen liefert. BENOPTex, so der Name des Modells, ist ein Energiesystemoptimierungsmodell, das für Deutschland effiziente Nutzungspfade der Biomasse innerhalb der Energiesektoren (Strom, Wärme, Verkehr) im Wettbewerb mit fossilen und erneuerbaren Optionen bis zum Jahr 2050 identifiziert. Es berücksichtigt dabei Rohstoffe, Umwandlungstechnologien und Fahrzeugtypen. Dabei betrachtet es nicht nur den Energiebereich, sondern auch Sektoren der Bioökonomie wie zum Beispiel Chemie, Ernährung und negative Emissionen. Das Modell hat erfolgreich Strategieprozesse der Energiewende auf Bundesebene wie zum Beispiel die Bioenergiestrategie, die Biomassestrategie und die Umsetzung der Mobilitätswende unterstützt.
Neben dem Forschungspreis wurden 2024 sieben weitere Preise an Mitarbeiter:innen des UFZ verliehen:
Der Biologin Elisabeth Kühn wird der "UFZ-Kommunikationspreis" verliehen für ihre langjährige faktenbasierte und verständliche Kommunikation rund um das Citizen Science-Projekt "Tagfaltermonitoring Deutschland", das im Jahr 2005 im UFZ etabliert wurde.
Den "UFZ-Promotionspreis" teilen sich in diesem Jahr zwei Forschende: Der Biochemiker Dr. Adrian Tüllinghoff bekommt den Preis für seine exzellente Arbeit im Bereich der Photobiotechnologie, mit der er wichtige Beiträge zur Verbesserung des quantitativen Verständnisses von lichtgetriebenen Produktionsprozessen liefert. Der Chemikerin Dr. Carolin Huber wird der Preis verliehen für ihre exzellente Arbeit, die sich mit neuen Methoden zur gesundheitsbezogenen Bestimmung der Schadstoffbelastung und den daraus resultierenden Effekten befasst.
Jeannette Hortig, Assistenz in der Kommunikationsabteilung des UFZ, wird für ihren Einsatz bei der jährlichen Organisation des UFZ-Sommerfestes ausgezeichnet. Sie teilt sich den "UFZ-Preis für herausragendes Engagement" mit Technikerin Sandra Jäsch, die ihn für ihre langjährige herausragende Unterstützung des Forschungsbetriebs bekommt.
Dem Team Dr. Julia Herzig, Silke Rattei und Annette Schmidt aus der Abteilung Forschungsförderung wird der "UFZ-Verwaltungspreis" verliehen - für Eigeninitiative, Verantwortungs- und insbesondere Dienstleistungsbewusstsein bei der Einwerbung von Drittmittelprojekten.
Der Chemiker Dr. Daniel Zahn erhält den "UFZ-Betreuungspreis" für sein herausragendes Engagement bei der Betreuung von Nachwuchswissenschaftler:innen.
Der "UFZ-Nachwuchspreis für angewandte Forschung" geht an die Biologin Julia von Gönner für ihre exzellente Arbeit im Rahmen des Citizen Science-Projekts "FLOW: Fließgewässer erforschen - gemeinsam Wissen schaffen".
Der Seenforscher Dr. Bertram Boehrer wird mit dem "UFZ-Technologietransferpreis" geehrt. Er hat ein Verfahren bis zur Anwendungsreife entwickelt, mit dem sich Seen überwachen lassen, in deren Tiefenwasser sehr hohe Konzentrationen an gelösten Gasen wie Methan auftreten, etwa am Kivusee in Zentralafrika.
Mit den UFZ-Preisen ehrt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung seit 2014 jährlich herausragende Leistungen von UFZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern.
Weitere Informationen
UFZ-Pressestelle
Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
www.ufz.deDie Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.
www.helmholtz.de