Pressemitteilung vom 15. Dezember 2023

Der UFZ-Forschungspreis 2023 geht an den Modellierer Volker Grimm und an den Seenforscher Matthias Koschorreck

Prof. Dr. Volker Grimm und Dr. Matthias Koschorreck teilen sich in diesem Jahr den mit 10.000 Euro dotierten UFZ-Forschungspreis. Volker Grimm wird ausgezeichnet für seine ökologische Forschung und Syntheseaktivitäten, die einen wichtigen Beitrag leisten, die Funktionsweise multifunktionaler Landschaften zu verstehen. Matthias Koschorreck wird geehrt für seine Forschung zu Treibhausgasemissionen aus Binnengewässern. Die Jury bewertet die Leistung der beiden UFZ-Forscher als qualitativ exzellent, transdisziplinär und mit erheblichem Nutzen für Umwelt und Gesellschaft. 

Prof. Volker Grimm Foto: Sebastian Wiedling / UFZ
Prof. Volker Grimm
Foto: Sebastian Wiedling / UFZ
Dr. Matthias Koschorreck Foto: Michael Beyer / UFZ
Dr. Matthias Koschorreck
Foto: Michael Beyer / UFZ

Volker Grimm hat maßgeblich das Modellierungstool BEEHAVE mitentwickelt. Es simuliert die Entwicklung eines Honigbienenvolks und die Suche der Bienen nach Nektar und Pollen unter unterschiedlichen Klima- und Landnutzungsbedingungen. Dabei bildet es Stressoren ab, denen ein Honigbienenvolk ausgesetzt ist, wie beispielsweise den Mangel an Pollen und Nektar, das Auftreten der krankheitsübertragenden Varroamilben, die Folgen unterschiedlicher Imkerpraktiken oder die Auswirkungen von Pestiziden. Das Computerprogramm für BEEHAVE ist frei verfügbar. Nutzergruppen sind Imkerverbände und Naturschutzbehörden, die damit beispielsweise Schutzmaßnahmen bewerten können, oder die Industrie, der das Modell bei der Risikobewertung von Pestiziden helfen kann. Die Modellierung der Populationsdynamik von Honigbienen in BEEHAVE und Volker Grimms breites konzeptionelles Verständnis komplexer ökologischer Modelle resultierten in richtungsweisenden Arbeiten für ein Kernmodul eines "Digitalen Zwillings", der derzeit im Rahmen des EU-Projekts Digital Twin for Biodiversity erarbeitet wird. Das Team von Volker Grimm entwickelt dafür eine Anwendung, die die Nahrungsverfügbarkeit von Nektar und Pollen für Bienen in einem Raster von 5 x 5 Kilometern für Deutschland darstellt. Damit lässt sich künftig bewerten, in welchen Regionen die Futterverfügbarkeit für Honigbienen Lücken aufweist, was zu Verlusten von Bienenvölkern und den entsprechenden Bestäuberleistungen führen kann.

Matthias Koschorreck ist es gelungen, bisher übersehene Prozesse auf dem Forschungsgebiet der Treibhausgasemissionen aus Binnengewässern und trockenfallenden Gewässerbereichen ins Rampenlicht der Forschung zu rücken. Dadurch hat er nicht nur internationale Reputation erlangt, sondern auch die Rolle von Seen, Talsperren und Flüssen im kontinentalen Kohlenstoffkreislauf sichtbarer gemacht. Der Erfolg des Forschers, ablesbar in hochrangigen internationalen Publikationen, basiert auf methodischer Vielseitigkeit und internationaler Vernetzung. So konnte er gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen beispielsweise zeigen, dass Talsperren weltweit zweimal mehr Kohlenstoff freisetzen als speichern. In einer europaweiten Analyse beschrieb er, welche geringe Rolle künstliche Gewässer wie Stauseen, Gräben, Fischteiche und Bewässerungskanäle in Forschung und Politik bislang spielen und wie Forschung zu einem optimierten Gewässermanagement beitragen kann. Bemerkenswert sind auch seine Beiträge zum Verständnis des Gashaushalts von Fischteichen und Flüssen, die nicht in sein eigentliches Kerngebiet der Seenmikrobiologie fallen. Matthias Koschorreck ist Mitbegründer des Internationalen Netzwerks Dryflux, das sich mit Gasemissionen trockenfallender Gewässer befasst. Zudem engagiert er sich bei GLEON - einer weltweiten Initiative, in der Wissenschaftler:innen sich mit der Rolle und Reaktion von Seen in einer sich verändernden globalen Umwelt beschäftigen.

Neben dem Forschungspreis wurden 2023 folgende Preise verliehen:

Seenforscher Dr. Karsten Rinke wird der UFZ-Kommunikationspreis verliehen für seine professionelle Kommunikation der Auswirkungen des Klimawandels auf die Qualität und die Quantität der Wasserressourcen.

Hydrologin Dr. Carolin Winter erhält den UFZ-Promotionspreis für ihre exzellente Promotion, in der sie den Nitratexport auf verschiedenen Raum- und Zeitskalen untersucht und damit wichtige Beiträge zu einem gesellschaftlich sehr relevanten Thema leistet.

Dr. Katrin Wendt-Potthoff erhält den UFZ-Preis für herausragendes Engagement für ihre vielen Aktivitäten, neben ihrer eigentlichen Arbeit als Gewässerbiologin, Prozesse innerhalb des Forschungszentrums konstruktiv zu gestalten und voranzubringen.  

Daniel Näther, Mitarbeiter in der Finanzabteilung des UFZ, bekommt den UFZ-Verwaltungspreis verliehen für sein großes Engagement im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Verwaltung. 

Umweltchemikerin Dr. Bettina Seiwert und Umwelttoxikologin Prof. Tamara Tal wird der UFZ-Betreuungspreis verliehen für ihr herausragende Engagement bei der Betreuung von Promovierenden. 

Mit den UFZ-Preisen ehrt das Forschungszentrum seit 2014 jährlich herausragende Leistungen von UFZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern.


Weitere Informationen

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
« zurück