Kurzinformation vom 28. Juni 2019

Hitze und schlechte Luft belasten Stadtbewohner. Kann Stadtnatur helfen?

Messkampagne in Leipzig gestartet

Vegetation unter Stress – Hitzekonditionen im Friedenspark Leipzig Foto: Roland Krämer, HU Berlin
Vegetation unter Stress – Hitzekonditionen im Friedenspark Leipzig
Foto: Roland Krämer, HU Berlin

Deutschland erlebt eine ungewöhnliche Juni-Hitzeperiode. In Brandenburg wurden am 26. Juni 2019 Werte von 38,6°C gemessen (DWD). Auch in Leipzig wurde ein Hitzerekord mit fast 37°C verzeichnet. Die hohen Temperaturwerte, verbunden mit extremer Trockenheit, führen zu stark erhöhter Luftbelastung, vor allem durch Ozon und Feinstaub (PM / particulate matter). Der Acht-Stunden-Mittelwert für Ozon, gemessen an der Station Leipzig West, stieg am Mittwoch - dem heißesten Tag - bis über 160 µg/m³ (Quelle: Umweltbundesamt). Der WHO-Schwellenwert für Gesundheitsschutz liegt bei 100 (Mittelwert für acht Stunden). Hitze und Trockenheit, verbunden mit einem hohen Verkehrsaufkommen, führten gleichzeitig zu hohen Tagesmittelwerten für Feinstaub wie PM10 (Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer (µm)). Diese betrugen am 26. Juni 2019 an der Messstation Leipzig Mitte 29 µg/m³, am Montag davor fiel der PM Wert mit 17 µg/m³ deutlich geringer aus (Quelle: Umweltbundesamt). Der mittlere jährliche WHO-Schwellenwert für PM10 liegt bei 20 µg/m³, der mittlere Tagesgrenzwert bei 50 µg/m³. 

Städtische Parks können hohe Temperaturen abmildern und Luftverschmutzung entgegenwirken. Im Rahmen einer Messkampagne in zwei Leipziger Parks - dem Friedenspark und dem Lene-Voigt Park - untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin (BMBF-Nachwuchsgruppe GreenEquityHEALTH) in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung -UFZ (Beobachtungssystem MOSES) und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) wie die städtische Vegetation extremen Hitzetemperaturen und Luftverschmutzung entgegenwirkt.

Seit dem 26. Juni werden dafür für zwei Wochen mobile und stationäre Temperatur-, Luftfeuchte- und Luftqualitätsmessungen innerhalb und außerhalb der beiden Leipziger Parks durchgeführt. Dazu erfassen Sensorsysteme in zwei Höhen (0m, 2m) an insgesamt 17 Standorten in beiden Parks die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit. Feinstaub und Ruß werden durch mobile Messsensorik auf bestimmten Routen innerhalb und außerhalb der Parks sowie im angrenzen Straßenraum zu den Hauptverkehrszeiten erfasst. Eine hochaufgelöste Thermalaufnahme durch den Überflug eines Gyrocopters (Kleinflugzeug) der Hochschule Anhalt ergänzt die Temperaturmessungen.

Außerdem wird die Exposition verschiedener Personen (Versuchsteilnehmer*innen aus Leipzig) gegenüber den Umweltbelastungen Hitze, Lärm, Feinstaub, und Ruß während eines Besuchs in den zwei verschiedenen Parks sowie im Straßenraum gemessen, sowie deren subjektive Einstellung gegenüber Umweltbewusstsein, Stressbelastung, Erholung und alltäglicher Parknutzung abgefragt. Vor, während und nach den Expositionen werden Gesundheitsmessungen an den Probanden vorgenommen, die Auskunft über die gesundheitlichen Effekte (physiologisch und psychologisch) vom Aufenthalt im Park im Vergleich zur Stadt liefern sollen. Die physiologischen Indikatoren Herzfrequenzvariabilität und Herzfrequenz werden während der gesamten Exposition mit mobilen EKG-Geräten (Messgeräte zur kontinuierlichen Generierung von Messdaten mit Elektrokardiogramm) sowie der Blutdruck mittels oszillatorischer Blutdruckmessgeräte gemessen.

Hintergrund
Städte stehen im Fokus von globalen Veränderungen. Klimawandel und Urbanisierung stellen Stadtbewohner und Stadtplaner bereits heute vor eine Reihe von neuen Herausforderungen. Extremereignisse wie Hitzewellen gehen mit einer erhöhten Sterberate und überdurchschnittlich häufig auftretenden Herz-Kreislauf-Krankheiten einher. Luftverschmutzungen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Städten verursachen schwerwiegende Gesundheitsprobleme bei Kindern und älteren Menschen. Urbane Grünflächen haben das Potenzial, Hitzewellen und Luftverschmutzung in Städten abzumildern und dadurch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Stadtbewohner zu verbessern. Stadtbäume kühlen die Umgebungstemperatur durch Schattenwirkung und Evapotranspiration. Parks und Stadtwälder ermöglichen Erholung und physische Aktivität.


Weitere Informationen

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
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Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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