Pressemitteilung vom 19. Mai 2008

Biodiversität als Ressource

Bonn/Berlin. Was wird der Verlust der Artenvielfalt auf Dauer kosten? Wie viel müssten Volkswirtschaften jetzt investieren, um diesen Schwund zu bremsen? Und welche Kosten kommen durch Nichthandeln auf uns zu? Solche Fragen stellt die Vorstudie zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität (TEEB - The Economics of Ecosystems and Biodiversity) unter der Leitung von Pavan Sukhdev, Chef des Londoner "Global Market Centre" der Deutschen Bank, die das Bundesministerium für Umwelt (BMU) und die EU in Auftrag gegeben haben. Die wissenschaftlichen Beiträge zu dieser ersten Studie wurden im Auftrag des BMU vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ mit koordiniert. Am 29. Mai werden die ersten Ergebnisse auf einer Pressekonferenz am Rand der 9. UN-Konferenz zur Biologischen Vielfalt COP9 in Bonn vorgestellt, gefolgt von einer Publikumsveranstaltung am Abend.

Biodiversität als Ressource

Welchen Wert haben Ökosysteme? Was kostet der Verlust der Artenvielfalt? Solche Fragen stellt die Vorstudie zur "Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität" unter der Leitung von Pavan Sukhdev.
Foto: André Künzelmann/UFZ

"Die biologische Vielfalt stabilisiert nicht nur Ökosysteme, sie ist auch eine unerschöpfliche Quelle neuer Wirkstoffe für unsere Gesundheit und sichert die Nahrungsversorgung und Wasser- und Bodenqualität", sagt Professor Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. "Ihr Wert geht weit über das hinaus, was man mit ökonomischen Kennziffern charakterisieren kann, aber auch ihr rein materieller Nutzwert für den Menschen ist enorm."
Vom 19. bis zum 30. Mai 2008 tagt die 9. UN-Naturschutzkonferenz in Bonn. Erwartet werden 5000 Delegierte aus 190 Ländern, die über Maßnahmen beraten, um den Verlust an biologischer Vielfalt zu bremsen. "Wir erleben zurzeit die sechste Welle eines Artensterbens in der Erdgeschichte, diesmal vor allem durch die wachsenden Bedürfnisse der Menschheit ausgelöst. Dabei beginnen wir gerade erst zu verstehen, welchen wirtschaftlichen Wert die biologische Vielfalt hat", sagt Jürgen Mlynek.

Nach ersten Schätzungen des Finanzexperten Pavan Sukhdev liegt der "Wert" solcher Dienstleistungen die allein in den weltweiten Naturschutzgebieten des Festlandes produziert werden bei etwa fünf Billionen Dollar jährlich. Der besondere Fokus der Studie liegt aber jenseits der Ermittlung eines globalen Wertes von Biodiversität, denn ähnlich wie beim Klimawandel sind es insbesondere die Armen, die weltweit am meisten unter dem Verlust von ökosystemaren Dienstleistungen leiden. Der Schutz der Biodiversität ist damit eine Notwendigkeit für die globale Armutsbekämpfung und die Erreichung der Millennium Development Goals.

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung haben die wissenschaftlichen Beiträge zu dieser Vorstudie mit koordiniert und bereiten sich auf die weitere Mitarbeit an diesem Report vor, der nach der COP9 in die nächste Phase geht. "Der Stern-Report hat unser Bewusstsein für die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel geschärft. Wir hoffen, dass der TEEB-Report eine ähnliche Wirkung für die Biodiversität entfaltet. Es wird deutlich, dass der Erhalt der biologischen Vielfalt kein romantisches Anliegen ist, sondern lebensnotwendig für die Menschen", betont Dr. Heidi Wittmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am UFZ und Mitkoordinatorin des Reports.

Mehr zum Thema Biodiversität finden Sie in einer Spezialausgabe des UFZ-Newsletters zur 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention zur Biologischen Vielfalt (COP9), die vom 19. bis 30. Mai 2008 in Bonn statt finden wird.
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Weiterführende Links

The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB)
www.ufz.de/index.php?de=17633

The ninth meeting of the Conference of the Parties (COP 9)
www.cbd.int/cop9
www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/un-konferenz_2008

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