Pressemitteilung vom 22. Oktober 2012

Das UFZ geht neue Wege im Wassermanagement

Gründung eines Implementierungsbüros im Jordanischen Wasserministerium


Amman/ Leipzig. Auf Initiative des Jordanischen Wasserministeriums entwickeln das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und das jordanische Wasserministerium derzeit ein umfangreiches Programm für ein besseres Wassermanagement in Jordanien. Durch den Einsatz dezentraler Abwasserentsorgung und Wiedernutzung soll ein wesentlicher Beitrag zur Verminderung der extremen Wasserknappheit und zum Schutz des Grundwassers in Jordanien geleistet werden. Dabei gilt es, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die politisch-administrativen Standards und die abwassertechnischen Anforderungen nachhaltig in Einklang zu bringen. Gemeinsam mit dem Jordanischen Wasserminister hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan während ihrer Jordanienreise das hierfür eingerichtete Implementierungsbüro im Jordanischen Wasserministerium am 21. Oktober offiziell eröffnet.


Offizielle Eröffnung des Implementierungsbüros im Jordanischen Wasserministerium am 21. Oktober Offizielle Eröffnung des Implementierungsbüros im Jordanischen Wasserministerium am 21. Oktober:
Ministerpräsident Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff, Dr. Mi-Yong Lee (UFZ), BM'in Annette Schavan (BMBF), Minister für Städtische Angelegenheiten und Minister für Wasser und Bewässerung Maher Abu Al-Samin (v.l.n.r.)
Foto: Leif Wolf/ Projekttraeger Karlsruhe (PTKA)
Bildverwendung unter Lizenz: CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/)
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunkts „Integriertes Wasserressourcen-Management“ (02WM1212), haben das UFZ und das Jordanische Ministry of Water and Irrigation (MWI) in den Räumen des MWI ein Büro eingerichtet, das in den nächsten drei Jahren die Entwicklung einer Implementierungsstrategie zu dezentralen Abwasserszenarien im ländlichen Raum und im Umfeld von Städten koordinieren wird. Viele jordanische Haushalte sind nicht an ein zentrales Abwassersystem angeschlossen, und die indirekte Entsorgung von ungeklärten Abwässern über Haushaltsickergruben stellt eine starke Gefährdung für Jordaniens knappe Grundwasserressourcen dar. Durch die Aufbereitung und Wiedernutzung der Abwässer vor Ort könnte dies verhindert und die Wasserbilanz eines der wasserärmsten Länder der Welt signifikant verbessert werden. Jordanien strebt an, dass gereinigtes Wasser bis zu 15 Prozent der gesamten zur Verfügung stehenden Wassermenge ausmachen soll, um es insbesondere in der Landwirtschaft einzusetzen.

Ziel dieser jordanisch-deutschen Kooperation ist es, die entsprechenden Institutionen und Technologien unter Berücksichtigung des sozio-ökonomischen Umfelds in die gegenwärtige jordanische Politik zu integrieren und die Bedingungen für eine erfolgreiche Implementierung zu erforschen. Es geht dabei auch um die Entwicklung neuer Märkte, übrigens auch in anderen Ländern mit Wassermangel, da die erarbeiteten Verfahren und Methoden übertragbar gemacht und in anderen Regionen effizient zum Einsatz gebracht werden könnten.

MWI und UFZ verfolgen dabei einen sogenannten partizipativen Ansatz, der in vielerlei Hinsicht neu ist: Sie schlagen eine sichtbare Brücke zwischen Forschung, Entwicklung, Wasserpolitik und Implementierung. Die Implementierungsstrategie soll durch ein Nationales Implementierungskomitee (National Implementation Committee, NICE) entwickelt werden, in dem alle wesentlichen gesellschaftlichen Interessen Jordaniens repräsentiert sind. Die Rahmenbedingungen für dezentrale Abwasserbehandlungssysteme werden durch die Integration ausgewiesener Experten aus dem GWP-Länderforum und korrespondierenden Netzwerken unterstützt. Fachworkshops und -konsultationen (Capacity Development) werden derzeit auf die Anforderungen zugeschnitten. Wichtig ist, dass dezentrale Abwasserstrukturen nicht zentrale Entsorgungsstrukturen ersetzen sollen, sondern vielmehr gezielt dort zum Einsatz kommen, wo sie gegenüber zentralen Lösungen wirtschaftlicher sind. Die Identifizierung der dafür am besten geeigneten Standorte wird durch eine am UFZ entwickelte GIS-basierte Analyse ermöglicht, mit der ökonomische, ökologische, demografische und physische Entscheidungsfaktoren integriert ausgewertet und visualisiert werden können. Damit können beispielsweise solche Standorte priorisiert werden, von denen eine besonders hohe Gefährdung für das Grundwasser ausgeht.

Offizielle Eröffnung des Implementierungsbüros im Jordanischen Wasserministerium am 21. Oktober Offizielle Eröffnung des Implementierungsbüros im Jordanischen Wasserministerium am 21. Oktober:
Deutscher Botschafter in Jordanien Ralph Tarraf, Ministerpräsident Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff, BM'in Annette Schavan, Minister für Städtische Angelegenheiten und Minister für Wasser und Bewässerung Maher Abu Al-Samin, Staatssekretär Ministerium für Wasser und Bewässerung Basem Telfah, Staatssekretär der Jordanischen Wasserbehörde Fayez Bataineh, Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit Ministerium für Wasser und Bewässerung Omar Salameh. (v.l.n.r.)
Foto: Manfred von Afferden/UFZ
Bildverwendung unter Lizenz: CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/)
Das NICE-Projekt entstand durch die Vorarbeit des ebenfalls vom BMBF geförderten IWRM-Projekts SMART (Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative Technologies), das im Einzugsgebiet des unteren Jordans durchgeführt wird. Beteiligt im Projektverbund sind Forschungseinrichtungen, Regulierungsbehörden, Universitäten und Wasserversorger aus Deutschland, Jordanien, Israel und Palästina. Zu den besonderen Erfolgen in Jordanien gehört die Forschungs-, Demonstrations- und Ausbildungsanlage in Fuheis (bei Amman), an der unter lokalen Bedingungen seit 2010 dezentrale Abwasseraufbereitungstechnologien und landwirtschaftliche Wiedernutzungs-optionen bei laufendem Betrieb getestet werden. Dazu zählen auch sieben SMART-Pilotanlagen für dezentrale Abwasseraufbereitung und Wiedernutzung, die gegenwärtig im ländlichen und stadtnahen Raum in Jordanien errichtet werden.

MWI, BMBF und UFZ gehen mit diesem Projekt einen großen Schritt. Denn das gemeinsame Vorhaben verbindet Umweltforschung und Technologietransfer mit zentralen Elementen der internationalen Zusammenarbeit. Die anwendungsorientierte Forschung, der sich das UFZ verpflichtet fühlt, bekommt damit eine ganz neue Facette.



Weitere Informationen:

Ansprechpartner Deutschland/UFZ:

Dr. Roland Müller, Leiter des Departments Umwelt- und Biotechnologisches Zentrum (UBZ) am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Telefon: 0341-235-1275

http://www.ufz.de/index.php?de=3096

Ansprechpartner Jordanien:

Dr. Mi-Yong Lee, Leiterin NICE-Büro in Amman, Jordanien

Ministry of Water and Irrigation of the Hashemite Kingdom of Jordan

http://www.mwi.gov.jo/sites/en-us/SitePages/Water%20Demand%20Management/Introdcution.aspx

Telefone: +962-6-565-2260 ext. 1126

Mobil +962-79-6639537

oder über

Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)

Telefon: 0341-235-1635

http://www.ufz.de/index.php?de=640


Weiterführende Links:

http://www.iwrm-smart.org/


Projekttitel:

Verbundprojekt: IWRM, Israel (ISR), Jordanien (JOR), Palästina (PLA): Integrated Water Resources Management in the Lower Jordan Rift Valley: SMART- Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative Technologies - Projektphase 2 - Teilprojekt 10: Implementierungs-Büro Amman


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).