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Category Text Publication
Reference Category Reports
URL https://www.gls.de/media/PDF/Presse/Studie_Pestizid-Abgabe_in_Deutschland_2021.pdf
Title (Primary) Wirkung verschiedener Abgabenkonzepte zur Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland – eine Simulationsanalyse
Author Möckel, S.; Gawel, E.; Liess, M.; Neumeister, L.
Year 2021
Department OEKON; OEKOTOX; UPR
Page To 121
Language deutsch
Topic T5 Future Landscapes
Abstract Pflanzenschutz ist auf vielfältige Weise möglich: mit vorsorgender und angepasster Bewirtschaftung sowie mit mechanischen, biologischen oder chemischen Maßnahmen zur Minimierung von Schaderregern. Chemische Pflanzenschutzmittel werden von den Herstellern als der einfachste und günstigste Weg beworben. Ihre Wirkstoffe (Pestizide) haben allerdings auch die weitreichendsten Auswirkungen für die Umwelt, da sie
regelmäßig zugleich auf Nicht-Zielorganismen auf den Flächen und in den Böden einwirken sowie durch Wind
und Wasser auf andere Flächen und in Gewässer verfrachtet werden. Des Weiteren gehen von ihnen Risiken
für die Gesundheit der Anwender und Anwohner sowie aufgrund der Rückstände auch für die Konsumenten
behandelter Agrarprodukte aus. Ein nachhaltiger, d.h. dauerhaft umwelt- und gesundheitsgerechter
Pflanzenschutz ist daher nur mit einer weitgehenden Minimierung des Pestizideinsatzes zu erreichen.
Entsprechende Ziele bestehen auf europäischer und nationaler Ebene schon lange. Die Mitgliedstaaten der
Europäischen Union haben sich verpflichtet, spätestens ab 2014 nur noch einen integrierten Pflanzenschutz zu erlauben, der nicht-chemischen Maßnahmen Vorrang einräumt (Art. 55 Verordnung 1107/2009/EG und
Art. 14 Richtlinie 2009/128/EG). Nach dem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur nachhaltigen
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sollen u.a. die Belastung von blütenbestäubenden Insekten sowie das
Risikopotenzial für Nicht-Zielorganismen bis 2023 deutlich reduziert werden. Die Europäische Kommission
will nach ihren 2020 vorgelegten Strategien zum Green Deal die Verwendung und das Risiko chemischer
Pestizide sowie den Einsatz von Pestiziden mit höherem Risiko bis 2030 halbieren.
Mit strengeren Vorschriften zur Zulassung und Anwendung allein sind diese Ziele nur schwer zu erreichen,
sofern der Gesetzgeber nicht die Anzahl der zugelassenen Pestizide sowie deren Anwendungsbereiche stark
einschränkt und in eine flächendeckende Kontrolle investiert. Mit einer Abgabe ließe sich die Kosten-Nutzen-
Abwägung beim Pestizideinsatz verändern und so ein ökonomischer Anreiz setzen, innerhalb des
ordnungsrechtlichen Rahmens Pestizide sparsamer zu verwenden und vermehrt nicht-chemische
Pflanzenschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die hiermit vorgelegte Studie zeigt, dass sich mit einer Abgabe die Menge an verkauften Pflanzenschutzmitteln und Wirkstoffen sowie die damit potenziell behandelbare Fläche in Deutschland deutlich reduzieren ließen. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es beim Design der Abgabe ist, die Unterschiede bei den für jedes Pflanzenschutzmittel in der Zulassung festgesetzten maximalen Aufwandmengen je Hektar und Jahr zu berücksichtigen, da diese aufgrund der unterschiedlichen Wirksamkeit der Pestizide bis zum Tausendfachen variieren können. Rechtlich ließe sich eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel auf Bundesebene als Verkehrsteuer oder bei Schaffung eines Sonderfonds für nachhaltigen Pflanzenschutz als
Finanzierungssonderabgabe realisieren.
Persistent UFZ Identifier https://www.ufz.de/index.php?en=20939&ufzPublicationIdentifier=24452
Möckel, S., Gawel, E., Liess, M., Neumeister, L. (2021):
Wirkung verschiedener Abgabenkonzepte zur Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland – eine Simulationsanalyse
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, Leipzig, 121 S.