Untersuchung natürlicher Abbaupotenziale für altlastbedingte Belastungen in Fließgewässern

Einleitrohr in das Fließgewässer


Projektpartner:


Weiterführende Informationen:

M. Rückert et al., Altlastenspektrum 3/2005, 14 125-130

Altlastbedingte Schadstoffeinträge über den Pfad Grundwasser-Oberflächenwasser führen zu einer Beeinträchtigung der Gewässerqualität, die aus umwelthygienischer und wasserrechtlicher Sicht besondere Aufmerksamkeit erfordert. Für Situationen, in denen der Schadstoffeintrag nicht mit angemessenen und verhältnismäßigen Maßnahmen abgewehrt wird, erlaubt die EU-Wasserrahmenrichtline die Festlegung weniger strenger Qualitätsziele für Oberflächengewässer, jedoch ohne diese detailliert zu definieren.

Daher wurden am Beispiel eines Siedlungsgebietes der Stadt Bitterfeld, in dem zur Bestandssicherung die Hebung belasteten Grundwassers und seine temporäre Einleitung in den Vorfluter Strengbach erforderlich waren, Untersuchungen zu Verteilung und Verbleib eingetragener Schadstoffe durchgeführt. In Kooperation der UFZ-Departments Grundwassersanierung, Analytik, Isotopenbiogeochemie und Umweltmikrobiologie mit der GICON Ingenieurconsult GmbH Dresden durchgeführte Feld- und Laborexperimente zum Schadstoffverbleib im betroffenen Oberflächengewässer belegten durch chemische Analysen, mikrobiologische Laborexperimente sowie vor Ort exponierte Mikrokosmen (Bactraps) ein hohes ein hohes intrinsisches Eliminierungspotenzial im Fließgewässer.

Die durch cis-Dichlorethen und Chlorbenzen bedingte chemische Gewässerbelastung von ca. 270 µg/l bzw. 330 µg/l sank im Verlauf einer rund 150 m langen Fließstrecke auf 14 bzw. 3 µg/L. Während nur eine geringe Schadstoffvolatilisation festzustellen war, weisen mikrobiologische Abbauexperimente systeminhärentes und adaptierbares mikrobiologisches Abbaupotenzial. Taxonomische Untersuchungen bestätigten das Auftreten abbauaktiver Mikroorganismen.
Unter Verwendung und auf einem Träger immobilisierter 13C-Tracer wurde durch in situ-Experimente ein 13C-Transfer in die mikrobielle Biomasse und damit ein dissimilatorischer Schadstoffabbau belegt.
Die hier durchgeführten Arbeiten belegen zum einen das hohe intrinsische Schadstoffeliminierungspotenzial des betroffenen Oberflächengewässers, zum anderen zeigen sie ein mögliches Vorgehen zur Ableitung weniger strenger Qualitätsziele gemäß EU-Wasser-Rahmenrichtlinie.