Pressemitteilung vom 1. Oktober 2015

Boden als nachhaltige Ressource – Forschungsinitiative BonaRes startet

Berlin/Halle. Am 1. Oktober startet eine neue Forschungsinitiative des BMBF zum Thema Boden: BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt dafür in den kommenden drei Jahren fast 33 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist es, die Expertise deutscher Forscher zu bündeln, um die Wirkung der Landnutzung auf die vielfältigen Funktionen von Böden zu erforschen und um neue Strategien für eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung von Böden zu erarbeiten. Koordiniert wird BonaRes am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Co-Koordinator ist das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Insgesamt sind an BonaRes 48 deutsche Forschungseinrichtungen und Institutionen beteiligt.

Bodenforschung des UFZ am Forschungsstandort Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt

Der UFZ-Forschungsstandort Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt.
Foto: André Künzelmann, UFZ

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Mit einem Kick-off-Meeting am 1. Oktober 2015 in Berlin starteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie zahlreiche Gäste aus Politik und Landwirtschaft, darunter Brandenburgs Wissenschaftsministerin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst und BMBF-Abteilungsleiterin MinDirektorin Bärbel Brumme-Bothe, die nationale Forschungsinitiative BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie. „Wir müssen den Böden mehr Beachtung schenken. Gesunde Böden sind nicht nur Grundlage für die Welternährung. Sie sind essenziell für eine nachhaltige Bioökonomie. Sie erbringen unbezahlbare Ökosystemdienstleistungen und sind Lebensraum für etwa zwei Drittel aller Arten. Daher setzen wir mit dem BonaRes-Zentrum ein wichtiges Signal für die Bodenforschung in Deutschland“, führte Frau Brumme-Bothe in ihrem Grußwort aus. Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst unterstreicht die Bedeutung gesunder Böden und der dafür notwendigen Forschung: „Die Forschung zum Thema Boden gehört in die Reihe der großen Zukunftsfragen der Nachhaltigkeit. Die ökologisch verträgliche Nutzung der Ressource Boden und die Sicherung der Versorgung der Erdbevölkerung und damit eines Fundaments gesellschaftlicher Stabilität sind zentrale globale Aufgaben. Diese Ziele möchten wir durch leistungsfähige Forschung miteinander verbinden. In den Modulen der Förderinitiative BonaRes arbeiten bundesweit Institute und Hochschulen beim globalen Forschungsthema Boden zusammen. Dass gleich mehrere Forschungseinrichtungen aus dem Land Brandenburg dabei sind, freut mich außerordentlich und unterstreicht die Leistungsfähigkeit des Forschungsstandortes.“

Hintergrund

Rund fünf Milliarden Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche stehen weltweit zur Verfügung, um die 7,3 Milliarden Menschen, die gegenwärtig auf der Erde leben, zu ernähren. Dass laut FAO jeder achte Mensch Hunger leidet, zeigt, wie schlecht das immer noch gelingt. Eine Verschärfung der Situation ist wahrscheinlich, unter anderem aufgrund der weiter stark wachsenden Weltbevölkerung – die UNO korrigierte ihre Prognose für 2050 kürzlich um 170 Millionen Menschen nach oben auf 9,7 Milliarden –, aber auch durch zunehmende Wetterextreme im Zuge des Klimawandels oder die Konkurrenz um Flächen für Nahrung, Rohstoffe oder Energie.

Eine Ausdehnung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ist jedoch nur begrenzt möglich. Deshalb muss – neben der Lösung von Problemen wie der optimalen Verteilung vorhandener Nahrungsmittel – die Produktivität auf den landwirtschaftlichen Flächen steigen. Jedoch nicht auf Kosten der Bodenqualität, sondern nachhaltig, um die Fruchtbarkeit der Böden lange zu erhalten.

Ziel der Forschung: Nachhaltige Bodennutzung

„Nachhaltige Bodennutzung ist zwar einfach gesagt, aber in der Praxis lässt sich nach wie vor schwer beurteilen, welche Störungen kritisch für den Erhalt der Bodenfunktionen sind und welche toleriert werden können – egal ob es um veränderte klimatische Bedingungen oder um direkte Eingriffe durch die Landnutzung geht“, sagt Bodenforscher Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel, der BonaRes am UFZ koordiniert. Die Schwierigkeit liege dabei im komplizierten Wirkungsgefüge von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die das Wesen des Systems Boden ausmachen und deren Wechselwirkungen noch nicht wirklich verstanden sind. „Böden haben dabei eine gewisse Elastizität und können sich von vielem auch wieder erholen. Ist jedoch eine kritische Schwelle überschritten, kann es sehr lange dauern, bis der Schaden behoben ist“, so Vogel weiter.

In diesem Kontext soll BonaRes dazu beitragen, das Wissen über die Böden, die für die Agrarproduktion genutzt werden, entscheidend zu erweitern. „Wir bündeln und vernetzen jedoch nicht nur die naturwissenschaftlichen Kompetenzen der beteiligten Forschergruppen, sondern beziehen auch die Sozialwissenschaften von Beginn an ein“, sagt Prof. Dr. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Denn genutzte Böden müssen nicht nur marktfähige Erträge hervorbringen, sondern auch vielfältige Ökosystemleistungen, die weit über den landwirtschaftlichen Nutzen hinausgehen. Dazu gehören die Speicherung von Wasser und Kohlenstoff und die Leistungen der biologischen Vielfalt. Diese gilt es für zukünftige Bodennutzungen standortspezifisch zu bewerten. Das geht nur mit interdisziplinären Forschungsteams. Dazu baut BonaRes ein Datenzentrum auf, das Daten über alle benötigten Aspekte zusammenführt und in standardisierter Form für die Nachnutzung bereitstellt.

Im Ergebnis von BonaRes soll ein Web-Portal entstehen, das potenziellen Nutzern aus Politik und landwirtschaftlicher Praxis wissensbasierte Handlungsoptionen für die Bewirtschaftung und Nutzung von Böden anbietet. Es soll sich aber auch zu einem wichtigen Baustein der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern entwickeln – einer Plattform, auf der die Daten der vielen, zum Teil lange existierenden Versuche weltweit zu finden sind und die die Möglichkeit bietet, Wissen über Prozesse und ihre Wechselwirkungen auszutauschen.

Kompetenzen ergänzen sich ideal

Als koordinierendes Projekt für die Forschungsarbeiten in BonaRes hat sich jetzt das das BonaRes-Zentrum für Bodenforschung gegründet, das vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) geleitet wird. Beide Forschungseinrichtungen verfügen über viel Erfahrung in der Koordination großer transdisziplinärer Projekte und ergänzen sich auf den Gebieten der Boden- und Agrarlandschaftsforschung auch fachlich hervorragend. Während das UFZ über besondere Expertise in Bodenphysik, Mikrobiologie, Rhizosphärenforschung, Umweltmodellierung und Umweltökonomie verfügt, steuert das ZALF große Kompetenz bezüglich des Datenmanagements und der räumlichen Wechselwirkungen zwischen Landmanagement und Ökosystemleistungen bei. Zudem beherbergen beide Institutionen mit dem Statischen Düngungsversuch in Bad Lauchstädt (seit 1902) und dem organischen Düngungsversuch in Müncheberg (seit 1963) zwei der ältesten deutschen Langzeitversuche in der Landwirtschaft. Die Zusammenarbeit von ZALF und UFZ wird hervorragend durch drei weitere Partner ergänzt – die Technische Universität München, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SMNG) und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) –, die sich mit ihren Kompetenzen zu biogeochemischen Prozessen in Böden, zu Zoologie und Bodenbiologie sowie zu Bodeninformationssystemen einbringen werden.

Organisation von BonaRes – zwei Module

Modul A:
In zehn interdisziplinären Verbünden werden die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet:

  1. Innovative Lösungen für ein nachhaltiges Management von Phosphor im Boden / InnoSoilPhos / Koordination: Universität Rostock
  2. Erhöhung der landwirtschaftlichen Nährstoffnutzungseffizienz durch Optimierung von Pflanze-Boden-Mikroorganismen-Wechselwirkungen / INPLAMINT / Koordination: Forschungszentrum Jülich
  3. Nachhaltige Sicherung und Verbesserung von Bodenfunktionen durch intelligente Landbewirtschaftung – ein Echtzeit-Assistenzsystem für die Praxis / SOILAssist / Koordination: Thünen-Institut Braunschweig
  4. Nachhaltiges Management von Unterböden / SOIL3 / Koordination: Universität Bonn
  5. Überwindung der Nachbaukrankheit mithilfe eines integrierten Ansatzes / ORDIAmur / Koordination: Universität Hannover
  6. Nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft durch Agroforstsysteme / SIG-NAL / Koordination: Universität Göttingen
  7. Nachhaltige Nutzung von pre-alpinen und alpinen Grünlandböden unter sich änderndem Klima / Susalp / Koordination: KIT Karlsruhe
  8. Auswirkungen des pflanzenbaulichen Managements sowie der Anwendung mikrobieller Biokontrollstämme auf Bodengesundheit und Suppressivität gegenüber Pathogenen / DiControl / Koordination: Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt (IGZ)
  9. Zwischenfrüchte als agronomische Maßnahme für nachhaltige Bodenfrucht-barkeit und Ertragssicherheit / CATCHY / Koordination: Universität Bremen
  10. Integriertes System zum ortsspezifischen Management der Bodenfruchtbarkeit / I4S / Koordination: Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB)

Modul B:

  1. Koordination des BonaRes-Zentrums / UFZ und ZALF
  2. Datenerfassung, Datensicherung nach einheitlichen Standards, Datenmanagement / ZALF
  3. Entwicklung /Optimierung integrierter Bodenfunktionsmodelle / UFZ
  4. Aufbau des Web-Portals / ZALF und UFZ

Weiterführende Links:

BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie
www.bonares.de

BonaRes ist eine Initiative des BMBF im Rahmen der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“.
www.bmbf.de/press/3493.php

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Tel.: +49 345 558-5403
Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel

Prof. Dr. Katharina Helming
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V.
Tel.: +49 33432 82-155
Prof. Dr. Katharina Helming

oder über

Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49 341 235-1635, -1630

Tel.: +49 33432 82-405 (ZALF-Pressestelle)
public.relations@zalf.de

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).