Pressemitteilung vom 07. Dezember 2021

Neues UFZ-Department "Integrative Bioinformatik"

Prof. Dr. Jörg Hackermüller leitet das Department und wurde an die Universität Leipzig berufen

Gelangen Schadstoffe in die Umwelt, können sie Ökosysteme stören oder die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Bei der Aufklärung der Effekte kommen modernste molekularbiologische Technologien zum Einsatz, bei denen große Datenmengen anfallen. Prof. Dr. Jörg Hackermüller will gemeinsam mit seinem Team am UFZ nicht nur diese Technologien nutzen und optimieren, sondern auch neue bioinformatische Verfahren entwickeln, die eine effizientere und genauere Datenauswertung ermöglichen. Er leitet seit November das Department Integrative Bioinformatik am UFZ und wurde gemeinsam mit der Universität Leipzig auf die gleichnamige Professur berufen.

Prof. Dr. Jörg Hackermüller Foto: Sebastian Wiedling / UFZ
Prof. Dr. Jörg Hackermüller
Foto: Sebastian Wiedling / UFZ

Unser Lebensstil bedingt den Einsatz einer Vielzahl von Chemikalien - rund 350.000 davon sind auf dem Markt. Über ihren Einfluss auf die menschliche Gesundheit und ihre Wirkung auf Ökosysteme weiß man in vielen Fällen nur wenig. Wo treten die Substanzen in der Umwelt auf? In welchen Konzentrationen und Kombinationen können sie unsere Gesundheit beeinträchtigen? Was genau geschieht im Körper - kurzfristig und langfristig? Im Forschungsfeld Environmental Health / Umweltgesundheit gibt es noch viele offene Fragen. Mit seiner Forschung am UFZ-Department "Integrative Bioinformatik" möchte Prof. Jörg Hackermüller gemeinsam mit seinem Team neue bioinformatische, systembiologische und datenwissenschaftliche Verfahren entwickeln und in die methodischen Ansätze der Umweltgesundheitsforschung integrieren. Mittels moderner molekularbiologischer Technologien ist es heute möglich, viele Zusammenhänge und Wirkmechanismen aufzudecken. Die Herausforderung dabei ist die Auswertung der schier unendlichen Datenflut. "Die kann nur mit bioinformatischen Methoden bewerkstelligt werden", sagt Hackermüller. "Mithilfe der Bioinformatik können wir ein besseres Verständnis für die toxikologisch relevanten Mechanismen gewinnen, die bei der Entstehung umweltbedingter Erkrankungen eine Rolle spielen."

Neben der Entwicklung reproduzierbarer Auswertungsverfahren gehören auch Methoden Künstlicher Intelligenz (KI) zu den Schwerpunkten seiner Forschung am Department. "Wir wollen prüfen, inwieweit mithilfe von KI Vorhersagen zu Toxizität und gesundheitlichen Wirkungen von Chemikalien möglich sind", erklärt Hackermüller. "Denn wir haben es heute mit einer großen Zahl an Substanzen und einer noch größeren Zahl an möglichen Mischungen dieser Substanzen zu tun. Wenn wir mittels KI-Vorhersageinstrumenten toxikologisch vorsortieren könnten, wäre das ein großer Gewinn." Denn dann könnten Messungen und Laborexperimente, die für eine toxikologische Bewertung notwendig sind, ganz gezielt eingesetzt werden.

Neben der Leitung des neuen Departments kommt für Jörg Hackermüller noch eine weitere Aufgabe hinzu, denn er wurde von der Universität Leipzig und dem UFZ auf die Professur "Integrative Bioinformatik - Computational Biology" berufen. Hier wird er Studierenden des Masterstudiengangs Bioinformatik datenwissenschaftliche Grundlagen sowie computergestützte Methoden in der Toxikologie vermitteln. Auf die Frage, was ihn an seiner Arbeit besonders reizt, antwortet Hackermüller: "Das breite Themenspektrum. Ich empfinde es als großes Privileg, dass ich durch die Bioinformatik ganz unterschiedliche Forschungsprojekte verfolgen kann. Und die Umweltgesundheitsforschung ist ein Thema von so großer gesellschaftlicher Relevanz - das motiviert mich jeden Tag."

Jörg Hackermüller, 1976 in Steyr in Oberösterreich geboren, studierte Chemie mit den Schwerpunkten Biochemie und Theoretische Chemie an der Universität Wien sowie am Karolinska-Institut in Stockholm, Schweden. Er promovierte 2005 an der Universität Wien zur bioinformatischen Modellierung der Bindung von stabilitätsregulierenden Proteinen an RNA und führte an den Novarits Institutes for BioMedical Research (NIBR) seine praktischen Untersuchungen durch. Zwischen 2005 und 2015 forschte er am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig. Von 2007 an leitete Hackermüller dort die Arbeitsgruppe RNomics. 2011 übernahm er die Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe "Bioinformatics & Transcriptomics" - angebunden an das UFZ-Department Molekulare Systembiologie und das Institut für Informatik an der Universität Leipzig -, die er bis Oktober 2021 leitete. Zum 1. November 2021 wurde Jörg Hackermüller gemeinsam von der Universität Leipzig und dem UFZ auf die Professur "Integrative Bioinformatik - Computational Biology" berufen. Am UFZ leitet er das neu gegründete Department "Integrative Bioinformatik".


Weitere Informationen

Prof. Dr. Jörg Hackermüller
UFZ-Department Integrative Bioinformatik
joerg.hackermueller@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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