Pressemitteilung vom 16. November 2017

Modellierer-Team mit UFZ-Forschungspreis ausgezeichnet

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat gestern den UFZ-Forschungspreis 2017 in Höhe von 10.000 Euro an eine interdisziplinäre 13-köpfige Forschergruppe vom UFZ-Department Hydrosystemmodellierung vergeben. Ausgezeichnet wurde das UFZ-Team für die Entwicklung eines hydrologischen Modellsystems. Es soll dazu beitragen, die Folgen des Klima- und Landnutzungswandels auf die Umwelt besser vorhersagen zu können und den Entscheidern in Politik und Zivilgesellschaft zeitnahe und trotzdem verlässliche Entscheidungsgrundlagen zu liefern.

Die Preisträger des UFZ-Forschungspreises 2017 Foto: Klaus-Dieter Sonntag
Die Preisträger des UFZ-Forschungspreises 2017
Foto: Klaus-Dieter Sonntag

Das Modellsystem mHM (mesoscale hydrologic model) basiert auf der Erkenntnis, dass großskalige Phänomene wie beispielsweise der Wasserabfluss im Einzugsgebiet eines Flusses nicht von allen kleinskaligen Eigenschaften dieses Einzugsgebietes abhängen. MHM ist damit viel einfacher durch Skalierungsansätze formuliert als die bislang in der Wissenschaftsgemeinschaft verwendeten Modelle, und es verliert trotzdem kaum an Aussagekraft. Es besitzt eine optimale Komplexität, ist praxistauglich und auf andere Regionen übertragbar. Auf der Basis verschiedener Klimaszenarien kann damit die Hydrologie des gesamten Gewässernetzes in Europa im Detail simuliert werden - für zirka 430 Flusseinzugsgebiete gleichzeitig. Das Modell liefert dabei nicht nur Informationen  zum Wasserabfluss, sondern auch zum zeitlichen Verlauf der Bodenfeuchte - ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von Dürren und von Hochwässern.

"Der Quantensprung im Vergleich zu allen bisher verfügbaren Modellen weltweit liegt darin, dass mHM mit einer extrem guten räumlichen Auflösung und hoher Präzision arbeitet, es Prognoseunsicherheiten in seine Berechnungen integriert und es praktisch auf jedes Flusseinzugsgebiet der Erde übertragbar ist. Damit sind wir Weltspitze", sagt Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ.

Zum Einsatz kommt das über einen Zeitraum von zehn Jahren am UFZ entwickelte Modellsystem bereits - international und national. So werden die mHM-Mehrskalenparametrisierungen zum Beispiel in Erdsystemmodelle eingebaut, die vom US-amerikanischen National Center for Atmospheric Research (NCAR) entwickelt werden. UFZ-Forscher arbeiten zudem gemeinsam mit Kollegen der kanadischen University of Waterloo an Wasserqualitätsmodellen auf Basis der mHM-Modellsysteme. Am UFZ wird das Modellsystem beim "Dürremonitor Deutschland" eingesetzt, um Hochwasser- und Dürreereignisse abzubilden.

Das Modell mHM zählt zu einer neuen Generation so genannter "Smarter" Umweltsystemmodelle, mit denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des UFZ befassen, um ökosystemare Prozesse im Landschaftsmaßstab mathematisch zu beschreiben und in die Zukunft zu projizieren. Ziel ist es, Smarte Modelle auch für andere Themengebiete zu entwickeln - etwa den Transport von Stickstoff oder Pestiziden in Landschaften.

Zu dem mit dem UFZ-Forschungspreis ausgezeichneten Team gehören die Physikerin Prof. Dr. Sabine Attinger, der Hydrologe Dr. Luis Samaniego, der Hydrologe Dr. Rohini Kumar, der Umweltingenieur Dr. Oldrich Rakovec, der Mathematiker Dr. Stephan Thober, der Physiker Dr. Falk Heße, die Biogeochemikerin Dr. Corinna Rebmann, der Geograf David Schäfer, der Klimatologe Dr. Andreas Marx, der Physiker Dr. Martin Schrön, die Mathematikerin Dr. Juliane Mai, der Hydrologe Dr. Matthias Zink und der Physiker Dr. Matthias Cuntz.

Mit den UFZ-Preisen ehrt das UFZ seit 2014 jährlich herausragende Leistungen von UFZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern. Neben dem Forschungspreis wurden 2017 folgende Preise verliehen:

Dr. Mark Auliya wird der UFZ-Kommunikationspreis 2017 verliehen für die herausragende populärwissenschaftliche Kommunikation seiner Forschung zu Defiziten und Herausforderungen des internationalen Artenschutzes am Beispiel des Reptilienhandels.

Dr. Heidi Wittmer wird der UFZ-Wissenstransferpreis 2017 verliehen für exzellente Leistungen im Rahmen der Initiierung und Unterstützung von Nachhaltigkeitstransformationen in Entwicklungsländern.

Dr. Matthias Gehre wird der UFZ-Technologietransferpreis 2017 verliehen für die Entwicklung, Patentierung und Vermarktung eines neuen Verfahrens zur Messung von Wasserstoffisotopen.

Dr. Jule Thober wird der UFZ-Promotionspreis 2017 verliehen für exzellente wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der sozial-ökologischen Systemanalyse und Modellierung und herausragendes Engagement zum Kompetenzaufbau in der agenten-basierten Modellierung am UFZ während ihrer Promotion.

Dr. Matthias Koschorreck wird der UFZ-Betreuungspreis 2017 verliehen für herausragende Leistungen bei der Betreuung von Promovierenden im Sinne des Leitbilds für die "Strukturierte Promovierendenbetreuung am UFZ" sowie für sein Engagement im Rahmen des von ihm initiierten Workshops "Paperwriting".

Martina Kolbe wird der UFZ-Preis für herausragendes Engagement 2017 verliehen für ihren langjährigen, unermüdlichen und erfolgreichen Einsatz für die Wissenschaft in ihrer Funktion als Leiterin der Spülküche und Nährbodenstation des UFZ-Departments Umweltmikrobiologie.


Weitere Informationen

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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