Pressemitteilung vom 02. Oktober 2018

Ökologisch-ökonomisches Modellierer-Team mit UFZ-Forschungspreis ausgezeichnet

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat gestern den UFZ-Forschungspreis 2018 in Höhe von 10.000 Euro an die interdisziplinäre Forschergruppe Dr. Karin Johst (theoretische Ökologin), Dr. Dr. Martin Drechsler (theoretischer Ökologe und Ökonom) und Prof. Frank Wätzold (Ökonom) verliehen. Ausgezeichnet wurde das Team für seine herausragende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der ökologisch?ökonomischen Modellierung, die darauf aufbauende Entwicklung von Software für die Ausgestaltung von Politikinstrumenten sowie ihre jahrelange Integrationsarbeit im Grenzbereich zwischen Natur? und Sozialwissenschaften.

V.l.n.r.: Prof. Dr. Georg Teutsch (Wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ) mit den Preisträgern Prof. Frank Wätzold (Ökonom, jetzt an der  BTU Cottbus), Dr. Karin Johst (theoretische Ökologin) und Dr. Dr. Martin Drechsler (theoretischer Ökologe und Ökonom). Foto: UFZ / Klaus-Dieter Sonntag
V.l.n.r.: Prof. Dr. Georg Teutsch (Wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ) mit den Preisträgern Prof. Frank Wätzold (Ökonom, jetzt an der BTU Cottbus), Dr. Karin Johst (theoretische Ökologin) und Dr. Dr. Martin Drechsler (theoretischer Ökologe und Ökonom).
Foto: UFZ / Klaus-Dieter Sonntag

"Ihre Arbeit ist ein Musterbeispiel erfolgreicher integrativer Umweltforschung" betonte der Wissenschaftliche Geschäftsführer des UFZ, Prof. Georg Teutsch, in seiner Laudatio. Karin Johst, Martin Drechsler und Frank Wätzold sei es gelungen, systematisch über Jahre hinweg eine disziplinenübergreifende Kooperation zwischen Modellierern, Ökologen und Ökonomen innerhalb und außerhalb des UFZ aufzubauen. Gemeinsam haben sie eine Modell-basierte Methodik entwickelt, die von der ökologischen Grundlagenforschung über die Kopplung von Umweltmodellen mit ökonomischer Analyse und räumlicher Optimierung bis zur Ausgestaltung von Politikinstrumenten für ein nachhaltiges Landmanagement reicht.

Im Zuge der Energiewende haben sie beispielsweise ökologisch?ökonomische Modelle entwickelt, die sich mit der sozial? und umweltverträglichen räumlichen Verteilung von Energieinfrastrukturen in Landschaften befassen. Unter anderem wurde untersucht, wie Windenergieanlagen in Westsachsen räumlich verteilt werden sollten, um nicht nur die Stromproduktionskosten, sondern auch negative externe Effekte der Windstromproduktion - etwa die Belästigung von Anwohnern und Schlagopfer in der Rotmilan-Population - angemessen zu berücksichtigen. Es zeigte sich, dass solche externen Effekte einen großen Einfluss auf die volkswirtschaftlich optimale Verteilung der Windenergieanlagen haben.

Ein weiteres konkretes Produkt ihrer Zusammenarbeit ist die Anwendersoftware DSS-EcoPay. Sie ist ein Planungs- und Beratungsinstrument, mit dem Agrarumweltmaßnahmen ökologisch wirksamer und kosteneffizienter gestaltet werden können. Hintergrund: Um dem Verlust an biologischer Vielfalt Einhalt zu gebieten, erhalten Landwirte staatliche Kompensationszahlungen, wenn sie freiwillig artenfreundlich wirtschaften. Diese Agrarumweltmaßnahmen sollten so ausgestaltet sein, dass sie möglichst viele Arten wirksam schützen und kosteneffizient sind. Das ist eine hochkomplexe Aufgabe, weil potenziell sehr viele unterschiedliche Schutzmaßnahmen mit jeweils unterschiedlichen Wirkungen auf Arten gefördert werden können. Außerdem unterscheiden sich die Kosten dieser Maßnahmen und ihre Wirkungen in Abhängigkeit davon, wo und wann sie durchgeführt werden. Die Behörden müssen daher Maßnahmen und Zahlungen an Landwirte so auswählen, dass entsprechend ihres Budgets der Schutz möglichst vieler Arten maximiert wird. DSS-EcoPay ist in der Lage, diese komplexen Interaktionen ökologischer und ökonomischer Parameter zu erfassen und politikrelevant auszuwerten. Anwenderworkshops und Demonstrationsprojekte in verschiedenen deutschen Bundesländern und in Belgien haben das bereits demonstriert.

Mit den UFZ-Preisen ehrt das UFZ seit 2014 jährlich herausragende Leistungen von Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern. Neben dem Forschungspreis wurden 2018 folgende Preise verliehen:

Dr. Christian Schmidt, Hydrogeologe, wird der UFZ-Kommunikationspreis 2018 verliehen für die herausragende populärwissenschaftliche Kommunikation seiner Forschung zu globalen Plastikmülleinträgen durch Flüsse ins Meer.

Dr. Hans-Hermann Thulke (Mathematiker) und Dr. Martin Lange (Geoökologe) wird der UFZ-Wissenstransferpreis 2018 verliehen für die Entwicklung von Simulationsmodellen zur Ausbreitung von Tierseuchen in Europa und deren Anwendung, um Entscheidungsträger bei der Ableitung von Bekämpfungsstrategien in konkreten Krisensituationen zu unterstützen.

Dr. Katrin Mackenzie (Chemikerin) wird der UFZ-Technologietransferpreis 2018 verliehen für ihre innovativen Entwicklungsarbeiten zur Herstellung und Anwendung von Carbo-Iron als Reagenz zur Sanierung kontaminierter Böden und Grundwasserleiter und für die erfolgreiche Erprobung im Feldmaßstab.

Dr. Annegret Grimm-Seyfarth (Biologin) wird der UFZ-Promotionspreis 2018 verliehen für ihre exzellenten wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Populationsökologie, besonders bei der Untersuchung der Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Wirbeltiere, sowie für ihr herausragendes Engagement für den internationalen Arten- und Naturschutz während ihrer Promotion.

Dr. Nadin Ulrich (Chemikerin) und Dr. Florian Centler (Systemwissenschaftler) wird der UFZ-Betreuungspreis 2018 verliehen für herausragende Leistungen bei der Betreuung von Promovierenden im Sinne des Leitbilds für die "Strukturierte Promovierendenbetreuung am UFZ" sowie für ihr besonderes Engagement in der Karriereentwicklung und Weiterbildung Promovierender.

Dr. Beate Strehlitz (Ingenieurin) wird der UFZ-Preis für herausragendes Engagement 2018 verliehen für ihre jahrelange Tätigkeit als Ombudsperson und ihren damit verbundenen Einsatz für eine gute wissenschaftliche Praxis am UFZ.


Weitere Informationen

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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