Pressemitteilung vom 24. Juni 2019

Wald-Klima-Observatorium des UFZ zertifiziert

Messstation "Hohes Holz" (Sachsen-Anhalt) erfüllt strenge Standards der europäischen Forschungsinfrastruktur ICOS

ICOS (Integrated Carbon Observation System) ist eine europaweite Forschungsinfrastruktur, die aufeinander abgestimmte, europaweite Messungen des Kohlenstoffkreislaufs, der Treibhausgasemissionen sowie der atmosphärischen Konzentrationen der wichtigsten Treibhausgase liefert. Das UFZ ist mit zwei Standorten in der Magdeburger Börde am ICOS-Ökosystem-Messnetz beteiligt. Für das Ökosystemobservatorium "Hohes Holz" bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt hat das UFZ jetzt das Zertifikat als sogenannte "Class 1 Station" im ICOS Ökosystem-Netzwerk erhalten. Damit ist die Einhaltung bestimmter Messstandards bestätigt, die von größter Bedeutung für die Nutzer der Daten ist.

Messturm im Hohen Holz Foto: UFZ, André Künzelmann
Messturm im Hohen Holz
Foto: UFZ, André Künzelmann
Zertifikat Foto:
Zertifikat
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In dem Wald-Klima-Observatorium werden auf einer Versuchsfläche von ca. einem Hektar mithilfe eines 50 Meter hohen Messturms die Austauschprozesse zwischen Vegetation und Atmosphäre untersucht. Diese Daten werden sowohl mit Ergebnissen eines Grünland- und eines Ackerstandorts im benachbarten Großen Bruch als auch mit Daten von Stationen an anderen Standorten in Deutschland und Europa verglichen. Um die Rolle der Wälder beim Klimawandel besser verstehen zu können, forschen die UFZ-Wissenschaftler*innen zum Beispiel daran, wie sich der Austausch von Spurengasen über einem Buchenmischwald mit klassischer Bewirtschaftung wie dem Hohen Holz von einem naturbelassenen Buchenmischwald wie im Nationalpark Hainich in Thüringen unterscheidet.

Bestimmte Messstandards innerhalb der Forschungsinfrastruktur ICOS zu erfüllen, ist von größter Bedeutung für die Nutzer von ICOS-Daten. Doch dafür müssen die Daten verlässlich und qualitativ solide sowie die Vergleichbarkeit über alle europäischen ICOS-Stationen hinweg gesichert sein. Um dies zu gewährleisten, hat ICOS-RI (Integrated Carbon Observation System-Research Infrastructure) den Qualitätssicherungsprozess 'Station Labelling'  entwickelt. Dabei muss jede Station strenge Kriterien erfüllen, sowohl für die Messungen als auch für die Datenübertragung an das Carbon Portal, wo die Daten zusammen mit ausgearbeiteten Datenprodukten öffentlich verfügbar sein werden. So müssen beispielsweise alle Sensoren Richtlinien hinsichtlich Genauigkeit, Auflösung und Position erfüllen, die im ICOS-Konsortium festgelegt wurden. Beprobungen des Bodens oder der Biomasse werden nach festgelegten Standards und vordefinierten Positionen durchgeführt. Die Protokolle, die in diesem Prozess unter Mitwirkung der UFZ-Forscherin Dr. Corinna Rebmann für die Ökosystemkomponente von ICOS erarbeitet wurden, sind in einer Spezialausgabe der internationalen Fachzeitschrift International Agrophysics veröffentlicht.

Mehr als zwei Jahre hat ein UFZ-Team um Corinna Rebmann im Ökosystemobservatorium "Hohes Holz" die ICOS-Standards angepasst und unterschiedlichste Beprobungen durchgeführt. "Wir sind stolz auf dieses Zertifikat und den Beitrag, der damit vom UFZ für die Treibhausgasbilanzierung von Europa geleistet wird", sagt Prof. Sabine Attinger, Leiterin des UFZ-Themenbereichs Smarte Modelle und Monitoring. Damit wachse auch die Verantwortung, den Betrieb der Station fortzusetzen und weiterhin kontinuierliche Daten sowie Daten aus Messkampagnen, die den Kohlenstoffhaushalt dieses Ökosystems beschreiben, in hoher Qualität zu produzieren.

Die EU-Kommission hat ICOS im Jahr 2015 als eine neue europäische Umweltforschungsinfrastruktur ins Leben gerufen. ICOS hat das Ziel, Langzeitbeobachtungen des Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislaufs in Europa durchzuführen und Nutzern zur Verfügung zu stellen. Dafür integriert es Beobachtungsnetze für die Atmosphäre, Landökosysteme und Meere. So soll es die Basis für eine vollständige europäische Kohlenstoffbilanz und deren Langzeitentwicklung schaffen. Dafür werden standardisierte Messungen über ganz Europa verteilt durchgeführt - an hohen Türmen und Messstationen von der Arktis bis zum Mittelmeer sowie an Messplattformen im Ozean und auf Forschungs- und Handelsschiffen im Nordatlantik und in der Ostsee.

Weiterführende Informationen
ICOS Europa: www.icos-ri.eu
ICOS-Deutschland: www.icos-infrastruktur.de
Publikation: www.international-agrophysics.org/Issue-4-2018,7048


Weitere Informationen

Dr. Corinna Rebmann
UFZ-Department Hydrosystemmodellierung
corinna.rebmann@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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