Pressemitteilung vom 24. Mai 2019

Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft geht an Leipziger Kooperationsprojekt

Wissenschaftlerinnen von DBFZ und UFZ geehrt

Im Rahmen des 12. Biogas-Innovationskongresses in Osnabrück wurden am 22. Mai erneut Preise in den Kategorien Wissenschaft und Wirtschaft verliehen. Den mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis erhielten in diesem Jahr die Forscherinnen Maria Braune vom DBFZ und Dr. Heike Sträuber vom UFZ  für ihr gemeinsames Projekt "Von der Biogasanlage zur Bioraffinerie - kombinierte Produktion von mittelkettigen Fettsäuren und Biogas".

Maria Braune (Mitte links) und Dr. Heike Sträuber (Mitte rechts) Foto: Innovationskongress
Maria Braune (Mitte links) und Dr. Heike Sträuber (Mitte rechts)
Foto: Innovationskongress

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) wurde von den Preisträgerinnen Dr. Heike Sträuber und Maria Braune ein Verfahren zur Produktion der Fettsäuren Capron- und Caprylsäure aus regionaler Biomasse entwickelt. Bei den Zielprodukten handelt es sich um Spezialchemikalien mit einem breiten Anwendungsspektrum, die z. B. im Schmiermittel-, Reinigungsmittel- oder Kosmetiksektor eingesetzt werden können. Das entwickelte Verfahren basiert auf einem anaeroben Fermentationsprozess, in dem komplexe Substrate ohne kostenintensive Vorbehandlung eingesetzt werden können. Diesem Prozess folgt eine Abtrennungs- und Aufreinigungskaskade, welche die Gewinnung der mittelkettigen Fettsäuren aus der Fermentationsbrühe zum Ziel hat. Anschließend können die Produkte, je nach Anwendungsfeld, zu unterschiedlichen chemischen Verbindungen (Estern) weiterverarbeitet werden.

In seiner Laudatio hob Dr. Hans-Christian Schaefer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) insbesondere den innovativen Charakter der Entwicklung hervor: "Die Branche braucht solche visionären Ideen, die auf Basis solider Forschungsarbeit zu echten Innovationen weiterentwickelt werden." Mit dem vorgestellten Verfahren kann die Produktpalette von Biogasanlagen erweitert werden und es entstehen neue Geschäftsmodelle, die helfen, die Anlagen auch in Zukunft wirtschaftlich zu betreiben. Schließlich werden auch neue Wege aufgezeigt, wie die chemische Industrie, regionale, nachwachsende Rohstoffe einsetzen kann und fossile Rohstoffe oder global gehandelte, potenziell wenig nachhaltig angebaute nachwachsende Rohstoffe reduzieren kann. Damit leisten die Forscherinnen einen Beitrag zum Klimaschutz und zu einer nachhaltigen Entwicklung.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Vorhaben "Bio-basierte Capron- und Caprylsäure - Herstellung, Aufreinigung, Vermarktungsstrategie - CapAcidy" wird das präsentierte Verfahren derzeit in einer Kooperation von DBFZ, UFZ und der Universität Leipzig weiterentwickelt und die Anwendung der Fettsäuren in Endprodukten durch die Industriepartner Fuchs Schmierstoffe GmbH und fit GmbH getestet. "Mit der Integration des Herstellungsverfahrens in bestehende Biogasanlagen kann jetzt eine gekoppelte stofflich-energetische Biomassenutzung möglich gemacht werden. Wer seine Bestandsanlagen entsprechend aufrüstet, sollte zukünftig neben Biogas und Dünger auch Fettsäuren auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Art und Weise aus Rest- und Abfallstoffen gewinnen können. Unser vorgestelltes Konzept bietet Anlagenbetreibern damit die Möglichkeit, flexibel auf die Nachfrage von Kunden und die Marktsituation reagieren zu können", so die Preisträgerinnen.

Der jährliche Biogas-Innovationskongress in Osnabrück ist Treffpunkt der führenden Entwickler und Forschenden der Biogasbranche sowie der Anlagenbetreiber und Investoren. Im Rahmen des Kongresses zeichnet der Deutsche Bauernverband mit einem Preisgeld von 10.000 Euro die zwei interessantesten Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft aus. Die Preisträger im Bereich Wissenschaft werden aus den Einsendungen im Rahmen des Call for Papers ausgewählt. Die Auswahl erfolgt durch eine Jury aus sieben Expertinnen und Experten, welche an nationalen Hochschulen oder Forschungsinstituten wissenschaftlich zum Thema Biogas forschen und die Beiträge nach festgelegten Kriterien wie Innovation, Praxisrelevanz, Ergebnisdarstellung und Bedeutung für den Sektor auswählen.


Weitere Informationen

Dr. Heike Sträuber
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) / Department Umweltmikrobiologie
heike.straeuber@ufz.de

Maria Braune
Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ)
maria.braune@dbfz.de

Paul Trainer
DBFZ-Pressestelle
paul.trainer@dbfz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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