Pressemitteilung vom 23. Juni 2025
Waldforschung beschreitet neue Pfade
UFZ und Thünen-Institut bündeln Kompetenzen aus Forschung und Praxis
Neue Waldreallabore im Harz und in Niederbayern: Für die Wälder der Zukunft stellt sich die bundesdeutsche Wald- und Holzforschung neu auf. Das vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und vom Thünen-Institut koordinierte Verbundvorhaben SURVEY bündelt die Kompetenzen aus Forschung und Praxis.
Im Harz und in Niederbayern wird das Waldmanagement der Zukunft entwickelt. Dort entstehen aktuell drei sogenannte Waldreallabore – Wälder, in denen unter Echtzeitbedingungen Daten und Erfahrungen gesammelt werden. Ziel ist, auf repräsentativen Flächen neue Management-Ansätze für die stark geschädigten und anfälligen Fichtenstandorte in den deutschen Mittelgebirgen zu entwickeln und den natürlichen Klimaschutz in den Waldökosystemen zu optimieren. Die in den Reallaboren erhobenen Daten werden mittels Fernerkundung und Modellen synthetisiert, regionalisiert und projiziert sowie eine langfristige deutschlandweite Umsetzung der Vorgehensweise erprobt.
Die Waldreallabore bilden den zentralen Ausgangspunkt des neuen Forschungs-Praxis-Netzwerks SURVEY, das das UFZ und das Thünen-Institut für Waldökosysteme koordinieren. Als Projektpartner beteiligt sind das Julius-Kühn-Institut (JKI), die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha/Thu?ringenforst, die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München sowie die Technische Universität Dresden. Zum ersten Mal werden drei Flächen nach einheitlichem Muster beforscht und alle Akteurinnen und Akteure rund um den Wald daran beteiligt. Eine der nahezu kahlen Waldflächen wird sich selbst überlassen, eine weitere klassisch wiederaufgeforstet, eine dritte mit Baumarten bepflanzt, die nach derzeitigem Wissensstand besonders widerstandsfähig gegenüber veränderten klimatischen Bedingungen sein sollen. Von den Flächen werden digitale Zwillinge erstellt, um die gewonnenen Ergebnisse direkt überprüfen zu können. Die lokal gewonnenen Ergebnisse werden mithilfe von Fernerkundung, Methoden der Künstlichen Intelligenz und weiteren Geodaten wie zum Beispiel digitale Boden- und Standortdaten auf größere Waldflächen übertragen. Dadurch können sie zu einem überregionalen Modell für Wälder im Mittelgebirgsraum hochgerechnet werden, die von Fichten geprägt und dadurch sehr anfällig für Schäden sind.
Für den Projektleiter Andreas Bolte vom Thünen-Institut für Waldökosysteme ist ein wesentlicher Aspekt der neuen Waldreallabore, dass zentrale Akteursgruppen rund um den Wald in alle Prozesse eingebunden werden. Wie schon im REGULUS-Forschungsprogramm, das bundesweit die Wald- und die Holzforschung vernetzt, werden auch im SURVEY-Projekt Wissenschaft und Praxis Hand in Hand arbeiten. „Wald ist Teil der Gesellschaft. Förster, Naturschützer und andere Kümmerer können die Wälder nicht allein retten. Das kann nur die Gesamtgesellschaft“, sagt der Waldökologe.
UFZ-Fernerkundler Daniel Doktor aus der Projektleitung betont den interdisziplinären Ansatz des Projektes: „Zum ersten Mal kombinieren wir traditionell forstliche Beobachtungen mit einem fernerkundlichen Monitoring, KI-Methoden und modellgestützten Simulationen. Damit können die neuartigen dynamischen Veränderungen im Ökosystem Wald schneller erkannt und der zukünftige Zustand projiziert werden.“ Auch die Governance-Forschung ist Teil des Projektes: Die Forschenden wollen die Wald- und Holzforschung langfristig besser vernetzen und erarbeiten, wie der rechtliche Rahmen einer zukunftsfähigen Waldbewirtschaftung aussehen könnte.
Das vom Bundesministerium für Forschung, Technik und Raumfahrt (BMFTR) über den Projektträger PTJ geförderte Projekt ist am 1. Juni 2025 gestartet und läuft drei Jahre. Eine Weiterführung der etablierten Waldreallabore darüber hinaus wird angestrebt.
Weiterführende Informationen:
https://regulus-waldholz.de/waldreallabornet/
Weitere Informationen
Dr. Daniel Doktor
UFZ-Department Remote Sensing
daniel.doktor@ufz.de
Prof. Dr. Andreas Bolte
Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde
andreas.bolte@thuenen.de
UFZ-Pressestelle
Susanne Hufe
Telefon: +49 341 6025-1630
presse@ufz.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
www.ufz.deDie Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.
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