Pressemitteilung vom 18. Mai 2018

Methan als Energiequelle

Internationales Expertentreffen am UFZ in Magdeburg

Vom 22. bis 24. Mai treffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf Ländern mit Vertretern der ruandischen und kongolesischen Regierung am UFZ in Magdeburg, um die umweltverträgliche Nutzung großer Methanvorkommen im zentralafrikanischen Kivusee zu diskutieren.

Forschungsplattform im Kivusee Foto: Bertram Boehrer
Forschungsplattform im Kivusee
Foto: Bertram Boehrer

In den tiefen Wasserschichten des zentralafrikanischen Kivusees sind unter hohem Druck große Mengen an Methan gelöst. Zum Größenvergleich: Mit einer Oberfläche von 2.700 Quadratkilometern und einer maximalen Tiefe von 480 Metern ist er doppelt so breit, doppelt so lang und doppelt so tief wie der Bodensee.

Die Anrainerländer Ruanda und Demokratische Republik Kongo sehen diese Gaslagerstätte zunehmend als nutzbare Energiequelle. Die ruandische Seite hat bereits mit der wirtschaftlichen Ausbeutung des Methans für die Stromerzeugung begonnen. Das Land plant, in den nächsten Jahrzehnten einen großen Anteil seines Stromverbrauchs darüber zu decken. Beide Länder - Ruanda und die Demokratische Republik Kongo - haben sich auf eine Nutzung zu gleichen Teilen geeinigt. Eine Einhaltung dieses Abkommens setzt jedoch die genaue Kenntnis der Gesamtmenge, der Tiefenverteilung und der vor Ort gegebenen Bedingungen für die Ausbeutung des Methans voraus - und die gibt es noch nicht. Außerdem darf die Gewinnung des Gases die Ökologie des Sees und die Sicherheit der Bevölkerung nicht gefährden.

Exakte Messungen können jedoch aufgrund der extremen Gasdruckbedingungen mit den gängigen Verfahren im Kivusee nicht vorgenommen werden. Eine Probennahme ohne Verluste ist bislang schwierig. Wissenschaftler aus der Schweiz, Frankreich, Belgien, Deutschland und den USA arbeiten deshalb an unterschiedlichen Methoden, um die Gesamtheit der gelösten Gase genau messen und erfassen zu können. UFZ- Physiker Dr. Bertram Boehrer vom Magdeburger Department Seenforschung setzt dabei auf eine Methode, bei der das Gas aus der Wasserprobe bei Druckabnahme in einem nicht vollständig mit Wasser gefüllten, aber geschlossenen Probenahmebeutel ausgast. Diese Methode hat sich bereits in Tagebauseen in Deutschland und Spanien bewährt. Nun hat sie der Forscher an die Gegebenheiten des Kivusees angepasst. Die Verfahren der anderen Wissenschaftler basieren beispielsweise auf in-situ-Spektrometrie oder dynamischen Gleichgewichten bei der Ausgasung.

Auf dem Workshop, der vom 22. bis 24. Mai im UFZ in Magdeburg stattfindet, treffen sich die Wissenschaftler, um ihre unterschiedlichen Herangehensweisen und Methoden zu bewerten und mit Vertretern der kongolesischen und ruandischen Regierungen zu diskutieren. Basis der Bewertung sind dabei u. a. mathematisch-statistische Verfahren, auf die der UFZ-Chemiker Dr. Wolf von Tümpling aus Magdeburg spezialisiert ist. Die Forscher erwarten von diesem Methodenvergleich eine genauere Angabe des gelösten Gasvolumens aller relevanten Gase, vor allem Methan und Kohlendioxid. Darüber hinaus soll er eine Entscheidungsgrundlage liefern, welche Methoden geeignet sind, um den regelkonformen Betrieb der Gasausbeutung zu überwachen, Umweltschäden weitestgehend zu vermeiden und eine zusätzliche Gefährdung der Bevölkerung durch spontanes explosionsartiges Ausgasen auszuschließen.

weitere Informationen:
https://www.spektrum.de/news/die-daemonen-eines-gewaessers/1440984


Weitere Informationen

PD Dr. habil. Wolf von Tümpling
UFZ-Department Fließgewässerforschung
wolf.vontuempling@ufz.de

PD Dr. habil. Bertram Boehrer
UFZ-Department Seenforschung
bertram.boehrer@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


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