Kurzinformation vom 22. Mai 2025

Q&A: Konsequenzen der US-Forschungspolitik und Reaktionen

US-Präsident Donald Trump hat mit Beginn seiner zweiten Amtszeit eine Reihe radikaler Regulierungsmaßnahmen in der Forschung angekündigt und zum Teil bereits umgesetzt. Die Einschnitte betreffen nicht nur die Forschung und Lehre in den USA, sondern wirken sich auf den internationalen Wissenschaftsbetrieb aus – etwa auf Kooperationen, die Veröffentlichung von Ergebnissen oder die Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen. Zudem besteht die große Sorge, dass wichtige, in den USA gespeicherte Forschungsdaten, gesperrt werden. Deshalb versuchen derzeit Forschende aus aller Welt, Daten zu sichern. Auch das UFZ beteiligt sich daran.

<p>US-Forschungspolitik</p> Foto: Vladimir / KI / AdobeStock

US-Forschungspolitik


Foto: Vladimir / KI / AdobeStock

 

Welche Veränderungen sind bereits eingetreten, von denen das UFZ betroffen ist?

Diese Veränderungen werden zunehmend spürbar und betreffen mehrere Ebenen. Zum Beispiel hatte das UFZ 2022 gemeinsam mit Kolleg:innen der Uni Buffalo bei der amerikanischen Umweltbehörde EPA eine Förderung über drei Jahre eingeworben, um die Auswirkungen der Ewigkeitschemikalie PFAS gemeinsam zu erforschen. Nun wurde die Finanzierung plötzlich mehrere Monate vor Projektende trotz hoher Aktualität des Themas und vielversprechender Ergebnisse ersatzlos gestrichen. In einem weiteren Fall hat ein anerkanntes wissenschaftliches Journal den Begutachtungs-Prozess einer Publikation gestoppt und mitgeteilt, dass „aufgrund der jüngsten Änderungen der betrieblichen Ressourcen keine neuen Manuskripte mehr angenommen werden“. Auch berichten UFZ-Wissenschaftler:innen davon, dass US-amerikanische Kolleg:innen aus Wissenschaft und Behörden ihre Teilnahme an internationalen wissenschaftlichen Tagungen plötzlich abgesagt haben, was, wenn sich dieser Trend fortsetzen würde, natürlich sehr negativ für Kooperationen wäre. Und schließlich gibt es die Befürchtung, dass wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Datensätze aus den Bereichen Klima- und Erdsystemforschung gelöscht oder unzugänglich gemacht werden.

Um welche Forschungsdaten handelt es sich?

Beispielsweise Daten, die bei der US Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) gespeichert werden und die für die Risikobewertung von Chemikalien und Chemikalienmischungen oder die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen wichtig sind. Oder auch Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die für die Meeresforschung unverzichtbar sind.

Was wird konkret dagegen unternommen?

Forschende aus aller Welt versuchen derzeit, Daten zu sichern, die davon betroffen sein könnten – so auch Forschungszentren des Helmholtz-Forschungsbereich Erde und Umwelt. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) etwa sichert NOAA-Daten in der Open-Access-Bibliothek PANGAEA und garantiert damit jedem Projekt, jeder Institution und jedem einzelnen Wissenschaftler weltweit den langfristigen Zugang zu den Daten. Das UFZ wiederum kümmert sich vornehmlich um die Sicherung von EPA-Daten – unter anderem das CompTox Chemicals Dashboard, die ECOTOX Knowledgebase sowie die Datenbanken ToxValDB und ToxRefDB.

Wieso sind diese Daten wichtig für die Forschung?

Das CompTox Dashboard zum Beispiel ist aufgrund seiner umfassenden Informationen quasi ein Wikipedia für Chemikalien. Dort findet man in vivo-Daten, in vitro-Daten, physiko-chemische Eigenschaften, chemische Strukturen aber auch Expositionsdaten von chemischen Substanzen. Die Ecotoxicology Knowledgebase veröffentlicht Informationen über die schädlichen Auswirkungen chemischer Stressoren auf ökologisch relevante aquatische und terrestrische Arten. Sie wurde aus über 53.000 Referenzen zusammengestellt und enthält mehr als eine Million Testaufzeichnungen, die rund 13.000 aquatische und terrestrische Arten und 12.000 Chemikalien umfassen.

Die Arbeit mit den EPA-Datenbanken sind von besonderer Bedeutung, da sie am UFZ und an anderen Einrichtungen als Referenz genutzt werden. Fast jedes Projekt im UFZ-Themenbereich „Chemikalien in der Umwelt“ greift in seinen Forschungsarbeiten auf diese Datenbanken zurück. Da vergleichbare Daten in Europa nicht öffentlich zugänglich sind, sind diese Datenbanken für das UFZ und darüber hinaus für viele andere Forschungseinrichtungen und Behörden von unschätzbarem Wert.


Weitere Informationen

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 6025-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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