Pressemitteilung vom 10. März 2021

Afrikanische Schweinepest: EFSA stellt Exit-Strategie vor

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) zirkuliert seit mehr als einem Jahrzehnt in eurasischen Wildschweinpopulationen, seit Herbst 2020 verbreitet sie sich auch in Deutschland. Die Bekämpfungspläne der EU zur Eindämmung der Seuche basieren unter anderem auf Modellen, die am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) entwickelt werden. Sie sind auch die Grundlage einer Exit-Strategie, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Anfang März veröffentlicht hat.

UFZ-Modelle fließen in Seuchenbekämpfungspläne und ASP-Exit-Strategien der EU ein. Foto: André Künzelmann / UFZ
UFZ-Modelle fließen in Seuchenbekämpfungspläne und ASP-Exit-Strategien der EU ein.
Foto: André Künzelmann / UFZ

In der Exit-Strategie geht es um einen Plan, der aufzeigt, wann ein von der Afrikanischen Schweinepest betroffenes Gebiet wieder als seuchenfrei einzustufen ist. Das ist außerordentlich relevant im Hinblick auf die Lockerung von Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung, an die u.a. die Wiederaufnahme verschiedenster wirtschaftlicher Aktivitäten (Export von Tieren, Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen etc.) oder auch Fragen der Mobilität für Anwohner oder Jagdausübende geknüpft sind.

Doch wie stellt man sicher fest, dass es keine aktive Infektion unter den Wildschweinen in einem Gebiet gibt? Zum einen repräsentieren diagnostische Tests immer nur eine Stichprobe der tatsächlichen Situation. Zum anderen wird die Krankheit durch die behördliche Umsetzung der Bekämpfungsmaßnahmen mehr und mehr verschwinden bis schließlich sämtliche Testergebnisse negativ sind. Die laufende Seuchenüberwachung in Europa deutet bereits auf ein solches regionales Abklingen der Infektion hin. Darf man in dieser Situation sagen, eine Region oder ein EU-Mitgliedsstaat ist frei von Afrikanischer Schweinepest? Und dürfen diese Regionen oder Staaten wieder am Welthandel teilnehmen, so wie es die Weltorganisation für Tiergesundheit vorgibt? 

Das wissenschaftliche Gutachten, das sich auf Ergebnisse sogenannter individuenbasierter Modelle stützt, empfiehlt dazu zwei Phasen: eine Phase der Routineüberwachung von Wildschweinen (die Screening-Phase), gefolgt von einer kürzeren Phase intensiver Überwachung (die Bestätigungsphase).

Bei der Modellierung wurde Folgendes nachgewiesen:

  • Die Genauigkeit des Ansatzes erhöht sich entsprechend der Zahl der gesammelten und getesteten Wildschweinkadaver. 
  • Je länger das Infektionsgeschehen in der Zeit überwacht wird, in der das ASP-Virus vermeintlich nicht mehr zirkuliert, desto höher sind die Chancen einer korrekten Exit-Entscheidung.
  • Die Untersuchung geschossener Tiere hat nur begrenzten Wert für die Vorhersage der Exit-Strategie. 

Das Gutachten enthält praktische Beispiele für die Umsetzung der Exit-Strategie sowohl bei großen als auch bei kleinen betroffenen Gebieten. Es beinhaltet außerdem Empfehlungen zu den Mindestüberwachungszeiträumen, die für die Wirksamkeit der Strategie erforderlich sind.

Publikationen: 
EFSA-Journal: ASF Exit Strategy: Providing cumulative evidence of the absence of African swine fever virus circulation in wild boar populations using standard surveillance measures; https://doi.org/10.2903/j.efsa.2021.6419

Martin Lange, Adam Reichold, Hans?Hermann Thulke: Modelling advanced knowledge of African swine fever, resulting surveillance patterns at the population level and impact on reliable exit strategy definition; https://doi.org/10.2903/sp.efsa.2021.EN-6429

UFZ-Statement vom 18.09.2020: "UFZ-Modelle im Einsatz gegen die Afrikanische Schweinepest": https://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=50/2020


Weitere Informationen

Dr. Hans-Hermann Thulke
UFZ-Department Ökologische Systemanalyse
hans.thulke@ufz.de

Dr. Martin Lange
UFZ-Department Ökologische Systemanalyse
martin.lange@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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