Pressemitteilung vom 20. März 2009
Die Flutung von ehemaligen Braunkohletagebauen nutzt der Lausitz stark
Neue wissenschaftliche Studie über ökonomischen Nutzen veröffentlicht
Leipzig. Eine neue Studie hat den ökonomischen Wert der Seen bestimmt, die durch die Flutung der Tagebaue in der Lausitz entstehen. Die Ergebnisse zeigten, dass der künftige Nutzen aus der neuen Seenlandschaft für die Region erheblich ist und etwa zwischen zehn und 16 Millionen Euro pro Jahr liegt, schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Water Resources Management.

Wassersportler auf einem Tagebausee.
Foto: André Künzelmann/UFZ
Für die Studie wurden Fragebögen unter Besuchern des Seenlands und Bewohnern in der Region verteilt.
Die Befragten wurden gebeten anzugeben, wie viel sie bereit sind für die Entstehung von neun nutzbaren Seen im
Kerngebiet des Lausitzer Seenlandes und für Erholungsinfrastruktur wie Strände oder Wanderwege zu bezahlen.
Ökonomen benutzen diese Zahlungsbereitschaftsmethode, um Präferenzen zu messen. Der Durchschnittswert der
Antworten wurde anschließend mit der Anzahl der Haushalte in einem Radius von 100 Kilometern um die Seen
multipliziert. In Großbritannien und den USA wird die Methode häufig angewendet, um staatliche Entscheidungen im
Bereich Umwelt zu erleichtern.
93 Prozent der knapp 700 Antworten befürworteten 2005 die Schaffung eines Seengebietes zwischen dem brandenburgischen
Senftenberg und dem sächsischen Hoyerswerda. Knapp die Hälfte wünschte sich eine gute Wasserqualität und nur ein
Prozent sagte, dass ihnen die Versauerung in einem der Seen egal wäre.
Mit Niederschlagsmengen um 600 Millimeter pro Jahr zählt die Lausitz zu den trockensten Regionen Deutschlands.
Zu DDR-Zeiten war das Gebiet zwischen Senftenberg und Hoyerswerda eines der Zentren der Stromerzeugung aus Braunkohle.
In den ehemaligen Tagebauen soll bis 2018 eine Seenlandschaft entstehen. In der aktuellen Wasserzuweisungsstrategie
für das Einzugsgebiet der Elbe hat das Auffüllen von ehemaligen Tagebauen mit Flusswasser aufgrund der vielen
anderen Wassernutzer allerdings eine niedrige Priorität. Das ist besonders problematisch, weil ein konstantes und
schnelles Füllen der Restlöcher mit Flusswasser notwendig ist, um eine Versauerung durch ansteigendes Grundwasser zu
vermeiden und so eine gute Wasserqualität für Erholungszwecke zu sichern. In der Vergangenheit haben diese
Bewirtschaftungsregeln dazu geführt, dass in Trockenperioden kein Wasser zur Verfügung stand und dadurch das
Versauerungsrisiko stieg.
Mit der Stilllegung der Tagebaue in den 90er Jahren endete auch das Abpumpen von Grundwasser, das jahrzehntelang in die
lokalen Flüsse, insbesondere die Spree, geleitet wurde. Durch das fehlende Sümpfungswasser und den Klimawandel
stehen die Lausitz und viele Anrainer der Spree sowie wie der Spreewald vor einem ernsten Wassermangelproblem.
Im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundforschungsprojektes GLOWA-Elbe hat eine Studie nun den ökonomischen
Nutzen von guter Wasserqualität im neuen Seengebiet bestimmt, um die Verteilung des Wassers unter den Wassernutzern im
Elbeeinzugsgebiet neu zu überdenken. Anstatt potenzielle zukünftige Profite und Arbeitsplätze im Lausitzer
Seenland zu berechnen, liegt der Fokus dieser Studie auf der Quantifizierung von Nutzen, die nicht über den Markt
erfasst werden, wie zum Beispiel der persönliche Nutzen, der durch Baden oder Radfahren am See entsteht. Obwohl
diese Nutzen auf individuellen Präferenzen beruhen und nur über Befragungen zu ermitteln sind, machen sie einen
großen Teil des ökonomischen Wertes eines Erholungssees aus. "Unserer Studie zufolge gibt es eine starke Unterstützung
für das Schaffen eines Seengebietes. Der künftige Nutzen für ein Gebiet mit neun sauberen Seen wird auf zehn bis
16 Millionen Euro pro Jahr beziffert", erklärt die Umweltökonomin Dr. Nele Lienhoop vom UFZ. Durch die Bewertung des
ökonomischen Nutzens als Erholungsgebiet sei es möglich, diese künftige Nutzungsvariante mit klassischen Nutzungen
zu vergleichen und so eine bessere Wasserzuweisungsstrategie zu erstellen.
Zurzeit erprobt die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) eine neue Technologie zur Verbesserung der Wasserqualität. Ab dem 20. März 2009 erfolgt im Auftrag der LMBV der Beginn der "Inlake-Neutralisation mit mobilen Wasserbehandlungsanlagen im Speicherbecken Burghammer". Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten soll auch der Einsatz von Sanierungsschiffen erfolgen. Dazu werden zwei Behandlungsschiffe auf LKW antransportiert und zu Wasser gelassen. Nach einer erfolgreichen Tests am Haselbacher See in Thüringen und einem Probelauf in der Lausitz beginnt damit eine Gütebehandlungs-Offensive der noch zum Teil saueren Bergbaufolgeseen in der Lausitz.
Der UN-Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. 2009 stehen unter dem Motto "geteiltes Wasser -
geteilte Möglichkeiten" grenzüberschreitende Gewässer im Mittelpunkt. Weltweit gibt es 263 internationalen Fluss- und
Seengebiete, die nationale Grenzen überschreiten und knapp die Hälfte der weltweiten Landfläche ausmachen.
Tilo Arnhold
Weitere Informationen:
Dr. Nele Lienhoop, Dr. Frank Messner
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1697, - 1226
Dr. Nele Lienhoop
Dr. Frank Messner
Dr. Uwe Steinhuber
LMBV-Pressesprecher
Telefon: 03573-84-4302
Dr. Uwe Steinhuber
oder über
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressestelle
Tilo Arnhold
Telefon: (0341) 235 1269
presse@ufz.de
Publikation:
Lienhoop, N., Messner, F. (2009):
The economic value of allocating water to post-mining lakes in East Germany
Water Resour.Manag. 23 (5), 965-980
dx.doi.org/10.1007/s11269-008-9309-x
Weiterführende Links:
BMBF-Projekt GLOWA-Elbe:
www.glowa-elbe.de
Lausitzer Seenland:
www.lausitzerseenland.de
www.lausitzerseenland.de/images/LAUSITZERSEENLAND.pdf
Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV):
www.lmbv.de
Internationaler Weltwassertag der Vereinten Nationen:
www.unwater.org/worldwaterday
UN-Dekade "Water for Life":
http://www.un.org/waterforlifedecade" tabindex="13" title="">
Internationale Wasserforschungsallianz Sachsen (IWAS): Management von Wasserressourcen in hydrologisch sensitiven Weltregionen:
www.iwas-sachsen.ufz.de
Projekt Wasser 2050:
http://www.wasser2050.de" tabindex="15" title="Projekt Wasser 2050">www.wasser2050.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).