Pressemitteilung vom 10. März 2011
Mit Radiowellen Häuser trocknen
UFZ und HTWK Leipzig entwickeln gemeinsam neuartige Sanierungstechnologie
Leipzig. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) erforschen gemeinsam, wie Radiowellen künftig zur Sanierung von Gebäuden eingesetzt werden können. Hierfür entwickelten Wissenschaftler des UFZ unter Leitung von Dr. Ulf Roland eine Radiofrequenz-Technologie, die ursprünglich im Bereich der Bodensanierung zum Einsatz kam und künftig möglicherweise für Trockenlegung, Schadstoffbeseitigung und Holzschutz in Gebäuden genutzt werden kann. Bei der Prüfung und Entwicklung dieser Option setzen die Forscher der Fakultät Bauwesen der HTWK Leipzig an: Professor Dr.-Ing. Detlef Schmidt und sein Team untersuchen nun, inwieweit diese Technologie in verschiedenen Bereichen des Bauwesens anwendbar ist. Das Verfahren steht für eine flexible, kostengünstige, zeitsparende und zerstörungsfreie Sanierung von Baumaterialien und ist daher auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr interessant. Das Projekt "Innovation durch Einsatz der Radiowellen-Technologie im Bauwesen" wird im Rahmen der Fördermaßnahme VIP (Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) des Bundesforschungsministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 1,35 Mio. Euro unterstützt.

Von links nach rechts: Bernd Müller (Innovationsmentor, IHK zu Leipzig) / Prof. Detlef Schmidt (HTWK Leipzig) / Dr. Ulf Roland (UFZ) / Dr. Ulf Trommler (UFZ) /
Björn Höhlig (HTWK Leipzig) / Thomas Minner (Forschungs- und Transferzentrum an der HTWK Leipzig) / Markus Schmidt (HTWK Leipzig) / Prof. Peter Fritz (Innovationsmentor, ehemal. UFZ-Geschäftsführer) /
Christian Pfütze (HTWK Leipzig) / Foto: Katharina Ballani/ HTWK Leipzig
Foto: Katharina Ballani/ HTWK Leipzig

Für die Reinigung kontaminierter Böden konnten UFZ-Wissenschaftler Radiowellen bereits erfolgreich nutzen.
Foto: André Künzelmann/ UFZ
Die direkte Erwärmung unterschiedlicher Materialien mit Mikrowellen hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen der Technik etabliert. Um jedoch tiefer in das Material eindringen zu können, nutzen die Wissenschaftler am UFZ dagegen Radiowellen mit einer größeren Wellenlänge. Da die Energie so effektiver an die zu erwärmenden Stellen im Gemäuer gelangen kann, arbeitet dieses Verfahren wesentlich schneller und kostengünstiger als bisherige Technologien. Darüber hinaus kann die Energie in alle Materialien eingebracht werden, weitgehend unabhängig von deren Feuchtigkeitsgehalt.
Nunmehr soll diese Radiowellen-Technologie in der Bausanierung angewendet werden - zum einen zum Trocknen von Materialien, zum anderen zur Bekämpfung von Schädlingen. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler, ob sich das Verfahren zum Entfernen von Salzen und Heizöl in Gemäuern eignet. Da der Baustoff dabei nicht beschädigt wird, ist die Methode auch für die Sanierung von denkmalgeschützten Bauwerken reizvoll. Die Forscher wollen außerdem prüfen, ob damit eine chemikalienfreie Bekämpfung von Holzschädlingen möglich ist.
Das UFZ und die HTWK Leipzig arbeiten schon seit mehreren Jahren in diesem Bereich zusammen, wobei ursprünglich die Reinigung von schadstoffbelasteten Böden im Mittelpunkt stand. In dem neuen Projekt wollen die Wissenschaftler gemeinsam untersuchen, ob das Verfahren auch an größeren Flächen bis hin zu Gebäuden aus unterschiedlichen Materialien (z.B. Holz, Sandstein, Beton) funktioniert. Hierfür wird an der HTWK Leipzig nicht nur eine weitere Versuchsanlage gebaut. Besonders wertvoll für das Projekt ist gerade auch die umfangreiche, langjährige Expertise in der Arbeitsgruppe von Prof. Schmidt im Bereich des Baustoffwesens. So testen die Forscher, wie die Materialien auf die Radiowellen reagieren. Sie untersuchen beispielsweise, ob die sie sich gleichmäßig erwärmen und ob Risse auftreten. Die Fakultät involviert in diesem Projekt auch Studierende im Rahmen ihrer Praxis- beziehungsweise Abschlussarbeiten. Das Projekt beinhaltet zugleich ein Transferkonzept für die Wirtschaft.
Mit der Fördermaßnahme VIP (Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) des BMBF sollen Ideen aus der akademischen Forschung für die wirtschaftliche Nutzung besser verfügbar gemacht werden. Das Leipziger Kooperationsprojekt gehört zu den ersten, die in dieser neuen Förderlinie bewilligt wurden.
Weitere Informationen
Dr. Ulf Roland, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: +49 (0)341/235-1762
ulf.roland@ufz.de
Professor Dr.-Ing. Detlef Schmidt, Fakultät Bauwesen, HTWK Leipzig
Telefon: +49 (0)341/3076 6203
detlef.schmidt@fb.htwk-leipzig.de
oder
Tilo Arnhold
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@ufz.de
0341-235-1635
Katharina Ballani
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der HTWK Leipzig
Telefon: (03 41) 30 76-62 99
pressestelle@htwk-leipzig.de
Weiterführende Links
Radiofrequenz-Erwärmung Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung - VIP Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden
Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und
Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die
Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung
natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ
beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg ungefähr 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt
finanziert. Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft
durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien,
Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17
Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit
steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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