Transfer-News 2025
Lizenzvertrag geschlossen: Isocitronensäure vor dem Sprung in die industrielle Anwendung
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Im Rahmen einer mehrjährigen Zusammenarbeit haben Andreas Aurich und Steffi Hunger, vom UFZ-Department Systemische Umweltbiotechnologie (SUBT), und die ChiroBlock GmbH einen innovativen, hefebasierten Bioprozess zur nachhaltigen Produktion von Isocitronensäure (ICS) aus Ethanol oder Speiseöl und eine Produktabtrennung entwickelt und optimiert. Der Bioprozess zeichnet sich durch seine Robustheit, Langzeitstabilität über mehrere Wochen, hohe Ausbeuten und eine hohe Selektivität für das Zielprodukt aus.
Während ICS als Naturstoff bisher nicht effizient synthetisierbar war, eröffnet der neue biotechnologische Ansatz völlig neue Möglichkeiten. Im Vergleich zu seinem chiralen Schwesterprodukt Citronensäure, das bereits eine etablierte Rolle in der Industrie spielt, war Isocitronensäure bislang schwer herstellbar und ein hochpreisiges Produkt. Mit dem neuen Verfahren lassen sich nun wirtschaftlich relevante Mengen gewinnen, was neue Einsatzgebiete eröffnet.
Ein bedeutender Meilenstein wurde nun mit dem Abschluss eines Lizenzvertrags zwischen ChiroBlock und dem UFZ erreicht. Dies ermöglicht ChiroBlock die weitere Skalierung des Verfahrens, um Isocitronensäure in größeren Mengen industriell herzustellen und die Zertifizierung voranzutreiben, um die Markteinführung vorzubereiten.
Wenn Sie Interesse an dem Produkt haben, wenden Sie sich gerne an ChiroBlock.
April 2025
Präzisere Pollendaten für bessere Prognosen: UFZ und iDiv integrieren Messdaten in europäische Datenbank
UFZ/ iDiv Pollenfalle in Leipzig © EAN, Konstantin Albrecht
Es ist wieder Pollensaison, und viele Menschen leiden unter Allergien. Um Betroffene frühzeitig zu warnen und gesundheitliche Risiken zu minimieren, sind präzise und räumlich gut verteilte Pollendaten von entscheidender Bedeutung. Sie verbessern die Belastungsvorhersagen, die entsprechende medizinische Versorgung und individuelle Schutzmaßnahmen.
Unsere Expertin, Dr. Susanne Dunker, forscht am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) im Department Physiologische Diversität und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Sie hat ein innovatives, automatisiertes Verfahren zur Pollenanalyse entwickelt, das bildbasierte Durchflusszytometrie mit Deep Learning kombiniert, um Pollen effizient zu identifizieren und zu quantifizieren. Bis das Verfahren jedoch als Standard anerkannt wird, werden die Pollendaten noch mit der klassischen Methode durch mikroskopische Auszählung ermittelt, so wie auch die Pollendaten, die nun in die EAN-Datenbank integriert wurden.
In Mitteldeutschland gibt es wenige Pollenmesstationen, von denen Daten für Pollenvorhersagen abgeleitet werden können. Deshalb hat das Team um Susanne Dunker schon 2019 eine Kooperation mit dem Universitätsklinikum Leipzig aufgebaut und gemeinsam mit Dr. Jan Bumberger im UFZ-Department Monitoring- und Erkundungstechnologien eine Pollenmesstation auf dem Dach des Klinikums etabliert. Die Pollendaten sollen neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Luftqualität, Pollendiversität und Allergenität in urbanen Räumen liefern.
Nun folgt der nächste Schritt: UFZ und iDiv integrieren die seit 2019 gewonnen Pollendaten in die Datenbank des Europäischen Aeroallergen Netzwerks (EAN). Das EAN vereint Daten von über 600 Pollen-Messstationen in Europa und macht sie einer breiten wissenschaftlichen Community und interessierten Stakeholdern, u.a. dem Erdinformationsdienst Copernicus zugänglich.
Und wie geht es weiter? Susanne Dunker und ihr Team arbeiten daran, das automatisierte Verfahren zur Pollenanalyse kontinuierlich zu verbessern um auftretende Fehlerraten zu minimieren. Das Potenzial ist groß, da die automatisierte Analyse Hochdurchsatzmessungen erlaubt und gegenüber der mikroskopiebasierten Auszählung viel Zeit spart. Außerdem könnten perspektivisch die Daten von zwei weiteren Leipziger Pollenfallenstandorten– am Leipziger Auwaldkran und den in Leipzig-Mitte, der eine Referenzstation des Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) - in EAN zur Verfügung gestellt werden.
Pollendaten sind für ganz verschiedene Bereiche interessant: natürlich für Allergiker*innen und Mediziner*innen, aber auch für meteorologische Dienste, die Pollenvorhersagen liefern, für Pharmaunternehmen, um gezielte Medikamente und Allergie-Immuntherapien zu entwickeln, für die Land und Forstwirtschaft zur Bewertung der Pflanzenblüte und Bestäubungsprozesse sowie für Städte und Kommunen, um ihre Grünflächenplanung anzupassen und allergieauslösende Pflanzen zu reduzieren.
Weiterführende Informationen:
Link zur EAN-Datenbank: https://ean.polleninfo.eu/Ean/
Publikation: Monitoring and perception of allergenic pollen in urban park environments https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0169204624001324
März 2025
Neue Ansätze zur Reduzierung von Vogeltests in der Chemikalienprüfung
Kraniche © Manfred Ziegler
Die zwei Teams unter der Leitung von Dr. Stephan Schaller (ESQlabs GmbH) und Dr. Jo Nyffeler (UFZ-Department Chemikalien in der Umwelt) haben eine Förderung von 300.000 £ erhalten, um bei der Wings of Change CRACK IT Challenge 2024 neue Ansätze zur Bewertung der potenziellen Risiken von Chemikalien für Vögel zu entwickeln. Die Challenge zielt darauf ab, die Verwendung von lebenden Vögeln in der Forschung zu verringern. Derzeit wird immer noch eine große Anzahl von Vögeln in Toxizitätsstudien gebraucht, um akute und chronische Auswirkungen von Chemikalien auf Vogelarten zu untersuchen.
In der zweistufigen Challenge werden die Teams zu Beginn neun Monate lang bestehende Daten zur Vogeltoxizität analysieren, um neue Ansatzmethoden zu entwickeln. In der darauffolgenden zweiten Phase und bis zu 1,5 Millionen £ weiterer Förderung, sollen die Projekte in einem Zeitraum von drei Jahren weiter ausgebaut und in ein Framework integriert werden, das die Anzahl der für die Risikobewertungen verwendeten Tiere reduziert.
Die Wings of Change Challenge wird von sechs internationalen Sponsoren unterstützt, darunter BASF, Bayer Crop Science, Corteva und Syngenta. Neben der finanziellen Förderung stellen die Challenge-Partner American Chemistry Council und das Health and Environmental Sciences Institute zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, um die Methodenentwicklung zu fördern. Die CRACK IT Challenge ist ein Förderprogramm der NC3Rs, das die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft fördert, um Tierversuche zu reduzieren oder ganz zu ersetzen.
Durch die Integration neuer Ansätze in regulatorische Verfahren könnten Umwelt- und Tierschutzstandards langfristig gestärkt werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Teams, Sponsoren und Partnern ermöglicht nicht nur die Reduzierung von Tierversuchen, sondern auch die Entwicklung praxisnaher Lösungen, die zukünftige Risikobewertungen effizienter und ethisch verantwortungsvoller gestalten können.
Januar 2025