Transfer-News


April – Juni 2023


UFZ erhält sein erstes europäisches Einheitspatent

Einheitspatent Urkunde Das „Verfahren zur Herstellung von Carbonsäuren unter unsterilen Bedingungen“ wurde als erstes Einheitspatent am UFZ vom Europäischen Patentamt erteilt.

Aus Altspeise-/Frittierölen werden Carbonsäuren
Auch Altspeise-/Frittieröle, die als End-of-Life-Reststoffe in der Pflanzenölverwertungskette anfallen, bieten ein großes Verwertungspotenzial, das noch nicht ausgeschöpft wurde. Diese fallen in großen Mengen an und ihre derzeitige Verwertungsquote ist gering. Je nach Verschmutzungsgrad wird ein Teil der gesammelten Restfraktionen bereits weiterverarbeitet, z. B. zu Biodiesel. Dennoch stellen Altspeise-/Frittieröle auch attraktive Substrate für biotechnologische Synthesen zur Herstellung vielseitiger Grund- und Feinchemikalien dar.

Das neue patentierte Verfahren
Bekanntermaßen können durch die Kultivierung von Bakterien, Hefen und filamentosen Pilzen eine Vielzahl von Mono-, Di- und Tricarbonsäuren wie Äpfel-, Bernstein-, Brenztrauben-, Citronen-, Fumar-, Glucon-, ltacon-, Ketoglutar- oder Milchsäure in hohen Produktkonzentrationen, Produktbildungsraten, Selektivitäten und Ausbeuten gewonnen werden. Diese Carbonsäuren stehen für eine Vielzahl von Anwendungen in diversen Branchen, wie dem Chemie, Lebensmittel-, Pharmabereich, zur Verfügung.

Das UFZ-Team um Dr. Andreas Aurich hat ein neues Verfahren zur bio-technologischen Herstellung von Carbonsäuren entwickelt, bei dem die säurebildenden Mikroorganismen unsteril in einer Abwasser enthaltenden submersen Phase mit allen für die Herstellung der Carbonsäuren erforderlichen Kohlenstoff- und Nährmedienkomponenten kultviert werden. Aber natürlich können im Verfahren auch übliche erneuerbare Rohstoffe wie Glukose oder Pflanzenöle eingesetzt werden. Im Ergebnis erhält man zum Beispiel bei der Citronensäure die sehr hohe Produktkonzentration von bis zu 190 Gramm pro Liter und Selektivitäten von mehr als 85–95 % [2]. Dieses Verfahren wurde am 07. Juni 2023 mit der Erteilungsnummer 3642347 als erstes Einheitspatent am UFZ vom Europäischen Patentamt erteilt.

Worin liegt der Nutzen des Verfahrens?
• Im Einsatz gentechnisch unveränderter Hefen
• In der Vermeidung aufwendiger Technologien und Prozessführungen, weil unsterile Prozessbedingungen genutzt werden
• In der Kostenersparnis gegenüber bisherigen Verfahren, bei gleichen Produktausbeuten und Selektivitäten
• In der höheren Nachhaltigkeit gegenüber bisherigen Verfahren, weil z. B. kein Zucker benutzt wird, sondern Reststoffe

Im nächsten Schritt soll die Etablierung eines Zero-Waste-Biomanufacturing-Konzepts auf der Welt erfolgen.
Möchten Sie weitere Informationen? Dann schreiben Sie uns doch an wtt@ufz.de.

[1] Patentfamilie: EP3642347; US20200131543, CA3068097
[2] Early-stage sustainability assessment of biotechnological processes: A case study of citric acid production. Eng Life Sci. 2019;1–14.

Juni 2023


UFZ-Wissenschaftler gründet Unternehmen mit Marketingexpert*innen

Logo BAM Jan Pechmann und Kerrin Löhe sind versierte Strategen im Bereich Marketing. Nachhaltigkeits-Podcaster Frank Schlieder ist Experte für Content und Dr. Friedrich Bohn leidenschaftlicher Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ. Gemeinsam haben sie die Marketingberatungsagentur für Nachhaltigkeit BAM! Bock auf Morgen ins Leben gerufen.

Die im März 2023 gegründete Beratungsgesellschaft bietet maßgeschneiderte und spezialisierte Dienstleistungen für Konzerne, mittelständische Unternehmen, Agenturen und wissenschaftliche Einrichtungen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Ihr umfassendes Coaching-Angebot baut auf drei Säulen auf: Beratung, Events und Schulungen. Bei der Beratung steht die Kommunikation der Nachhaltigkeitsgeschichte des Kunden im Vordergrund. BAM! Bock auf Morgen unterstützt ihre Kunden mit wirksamen Methoden und Tools und vermittelt Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Nachhaltigkeitsthemen.

„Die meisten Unternehmen haben nicht zu wenig zu erzählen, sondern zu viel. Dann wird es komplex und im schlimmsten Falle langweilig. Mit guten Geschichten bringen wir das Nachhaltigkeitsengagement auf den Punkt – ohne Imagewashing-Fettnäpfchen“, sagt Kerrin Löhe, die seit dem 15. April BAM! Bock auf Morgen als CEO leitet.

In den Schulungen werden gängige Marketingpraxen wie zum Beispiel das Label „klimaneutral“ auf den Prüfstand gestellt, alternative Ansätze vorgestellt und wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt. Bei allen Aktivitäten von BAM! Bock auf Morgen bildet der aktuelle Stand der Wissenschaft die Grundlage.

„Wissenschaft findet bei uns nicht im Elfenbeinturm statt, denn wir übersetzen die Erkenntnisse so, dass man sie versteht und anwenden kann“, betont Dr. Friedrich Bohn, Head of Science, „denn das Wissen für ein nachhaltiges und starkes Morgen ist da“.

Als GmbH in Verantwortungseigentum zielt die Beratung dabei nicht auf Gewinnmaximierung ab, sondern versteht sich als unabhängiger Treiber der Transformation.
BAM! Events, wie das einmal jährlich stattfindende BAM! Festival, werden Raum für Inspirationen, Kooperationen und motivierenden Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kreativszene schaffen. Darüber hinaus verleiht BAM! auch den Marketing4Future-Award für die besten Nachhaltigkeitsmarketing Cases des Jahres. Das diesjährige BAM! Festival findet am 29. und 30. November im Berliner Radial System statt.

Genauere Details und weitere Informationen sind hier zu finden.

Quelle der Mitteilung

Mai 2023


UFZ-Lösungsansätze zur PFAS-Problematik in der Umwelt

Schriftzug PFAS PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Diese Stoffgruppe umfasst nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht natürlich vor. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend. Verarbeitet werden sie in zahlreichen Verbraucherprodukten wie zum Beispiel Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz – BMUV

PFAS sind schon heute global verteilt, haben sich in zum Teil hohen Konzentrationen im Boden, Grund- und Trinkwasser angereichert und sind extrem langlebig. Viele sind toxisch und sammeln sich in Nahrungsketten an. Vom Menschen werden sie beispielsweise über Fisch, Fleisch, Eier und Innereinen aufgenommen und können dann zu gesundheitlichen Schädigungen führen.

Durch die große Vielfalt an PFAS-Einsatzstoffen sind etliche noch nicht analysiert bzw. konnten in der Umwelt nicht nachgewiesen werden. Die tatsächliche Belastung für die Umwelt und den Menschen ist damit nicht vollständig erfassbar.

Mit zahlreichen Forschungsprojekten und neuen Technologien unterstützen auch Forschende des UFZ die Bemühungen zur Vertiefung von Kenntnissen, Entwicklung von Maßnahmen oder Technologien bezüglich der Verteilung und Wirkung in Stoffkreisläufen sowie zum Abbau der für Mensch und Umwelt sehr gefährlichen Chemikalien.

Beispielsweise werden zur Entfernung von PFAS-Verbindungen Flotations-, Elektro-Adsorptions-, in situ- oder membranbasierte Verfahren mit Partnern aus Forschung und Wirtschaft entwickelt und in die Praxis überführt.

Wichtige Kooperationspartner sind dabei Intrapore GmbH, Sensatec GmbH, GEOlogik Wilbers & Oeder GmbH und Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH.

Möchten Sie mehr erfahren? Schreiben Sie uns an wtt@ufz.de !

Hinweis: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) informiert zu PFAS, deren Vorkommen, Eigenschaften und Wirkung auf Menschen und Umwelt hier.

April 2023