Pressemitteilung vom 03. März 2016

Ressource Land unter Druck

Abschluss der BMBF-Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“

Leipzig. Die Landnutzung ist weltweit im Wandel. Unersttlich scheint der Bedarf an Ackerland, Nahrungsmitteln und Energie. Doch die Ressource Land ist endlich. Die Folgen der sich ndernden Nutzung zu untersuchen und Nutzungsstrategien zu entwickeln, waren Ziele der 2016 zu Ende gehenden Frdermanahme "Nachhaltiges Landmanagement". Damit findet auch deren wissenschaftliches Begleitvorhaben GLUES seinen Abschluss, das am Helmholtz-Zentrum fr Umweltforschung (UFZ) koordiniert wurde. Zur Abschlusskonferenz, die vom 7. bis 9. Mrz in Berlin stattfindet, werden mehr als 350 internationale Forscherinnen und Forscher sowie Praktiker erwartet.

In einem der zwölf regionalen Forschungsprojekte (LEGATO) befassten sich die Forscher damit, welche Bedeutung künstlich bewässerte Reisterrassen für den Erhalt der Artenvielfalt in Südostasien haben, wie diese traditionellen Kulturlandschaften erhalten werden können und die Erfahrungsschätze für eine nachhaltige Landwirtschaft nutzen lassen. Foto: UFZ / André Künzelmann
In einem der zwölf regionalen Forschungsprojekte (LEGATO) befassten sich die Forscher damit, welche Bedeutung künstlich bewässerte Reisterrassen für den Erhalt der Artenvielfalt in Südostasien haben, wie diese traditionellen Kulturlandschaften erhalten werden können und die Erfahrungsschätze für eine nachhaltige Landwirtschaft nutzen lassen.
Foto: UFZ / André Künzelmann
Um Kindern und Jugendlichen das Thema Landnutzung nahe zu bringen, wurde das Computerspiel LandYOUs entwickelt. Foto:
Um Kindern und Jugendlichen das Thema Landnutzung nahe zu bringen, wurde das Computerspiel LandYOUs entwickelt.
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"Entscheidende Erkenntnis unserer Arbeit ist, dass der Spagat zwischen einer nachhaltigen Landnutzung und der Ernährungssicherheit für die Menschheit gelingen kann", sagt Prof. Dr. Ralf Seppelt. Er leitet das wissenschaftliche Begleitvorhaben GLUES (Global Assessment of Land Use Dynamics, Greenhouse Gas Emissions and Ecosystem Services) und das Department Landschaftsökologie am UFZ. "Möglich ist das, wenn Landwirte ökologisch vertretbar Flächen intensivieren, Nahrungsmittel weltweit besser verteilt sind und der Mensch seine Ernährungsgewohnheiten ändert und er weniger wegwirft", bilanziert Seppelt. 

Wie notwendig ein Umsteuern ist, veranschaulichen die Ergebnisse aus dem GLUES-Projekt. So konnten die Forscher nachweisen, dass der Mensch entgegen vieler Expertenmeinungen keine zusätzlichen Flächen für die Landwirtschaft in Anspruch nehmen muss, um die wachsende Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 ernähren zu können. Demnach könnte der globale Ertrag etwa durch Mehrfachernten um fast 40 Prozent gesteigert werden (1). Gleichzeitig konnten die Forscher belegen, dass sich die Produktionsraten nachwachsender Ressourcen nicht unbegrenzt steigern lassen. Die Analyse ergab, dass sie bei etlichen Schlüsselressourcen wie Mais, Reis, Weizen, Fisch, Fleisch oder Milch ihren Peak bereits überschritten haben (2).

Die globale Perspektive der Landnutzung ist nur ein kleiner Teil der Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement", die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zwischen 2010 und 2015 mit 75 Millionen Euro förderte. 500 Wissenschaftler waren weltweit in zwölf regionalen Forschungsprojekten beteiligt. Für Steppen in Sibirien etwa entwarf ein Team von Wissenschaftlern im Projekt KULUNDA ökologische und ökonomische Strategien, wie eine nachhaltige Landnutzung in den Grasländern aussehen könnte (3). Auf den Philippinen und in Vietnam analysierten Forscher im Projekt LEGATO, unter welchen Bedingungen ökologischer Reisanbau wirtschaftlich rentabel sein kann (4). Im Projekt COMTESS entwickelten Wissenschaftler Maßnahmen, mit denen man dem Anstieg des Meeresspiegels an Nord- und Ostsee durch ein nachhaltiges Landmanagement an der Küste begegnen kann (5). 

Um diese Einzelergebnisse zu den Folgen der Landnutzung zusammenzuführen und besser bewerten und vergleichen zu können, definierten die GLUES-Forscher aus mehr als 30 Indikatoren zu Landwirtschaft, Umwelt, Klima und Sozioökonomie globale Landnutzungsmuster. Zu diesen Archetypen zählen etwa Weidewirtschaftssysteme, degradierte Wälder oder Agrarsysteme in den Tropen. Deutlich wurde durch eine globale Karte der Landnutzung zum Beispiel, dass extensive Anbauflächen etwa in China, Indien und Teilen Russlands rund elf Prozent der Landfläche ausmachen. Die Karte verdeutlicht aber auch, dass in weiten Teilen Westeuropas oder den USA eine Ertragssteigerung kaum mehr möglich ist (6).

Die Ergebnisse des GLUES-Projekts bleiben nicht in der Wissenschaft, sie sollen auch in der Praxis umgesetzt werden. So hat das Sekretariat der UN-Wüstenkonvention (UNCCD) das Thema Nachhaltige Landnutzung aufgegriffen. Zudem wird demnächst ein Handbuch erscheinen, das Landwirten und Entwicklungsorganisationen in Form eines Beratungskatalogs praxisnah Anleitung gibt, wie sie Agrarflächen nachhaltig bewirtschaften können.

Und um Kindern und Jugendlichen das Thema Land nahe zu bringen, wurde das Computerspiel LandYOUs entwickelt. Spieler können dabei entscheiden, wie viel Geld des Staatsbudgets sie in Naturschutz, Aufforstung, Landwirtschaft oder Stadtentwicklung investieren wollen. Sie erfahren so, welche Folgen der Landnutzungswandel für Gesellschaft, Biodiversität, Forst- und Landwirtschaft haben kann.

Weitere Informationen:
http://nachhaltiges-landmanagement.de/de/startseite/

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ralf Seppelt
UFZ-Department Landschaftsökologie
E-Mail: ralf.seppelt@ufz.de

Ausgewählte Publikationen:

(1)       Mauser, W., G. Klepper, F. Zabel, R. Delzeit, T. Hank, B. Putzenlechner, A. Calzadilla. 2015. Global Biomass Production Potentials Exceed Expected Future Demand without the Need for Cropland Expansion. Nature Communications, http://dx.doi.org/10.1038/ncomms9946

(2)       Seppelt, R., A. M. Manceur, J. Liu, E. P. Fenichel, and S. Klotz. 2014. Synchronized peak-rate years of global resources use. Ecology and Society, http://dx.doi.org/10.5751/ES-07039-190450

(3)       Novel Methods for Monitoring and Managing Land and Water Resources in Siberia. Herausgeber: Mueller, Lothar, Sheudshen, Askhad K., Eulenstein, Frank (Eds.), Springer Water 2016, ISBN 978-3-319-24409-9, http://www.springer.com/de/book/9783319244075#aboutBook

(4)       Settele J, Spangenberg JH, Heong KL, Burkhard B, Bustamante JV, Cabbigat J, Chien HV, Escalada M, Grescho V, Hai LH, Harpke A, Horgan F, Hotes S, Jahn R, Kühn I, Marquez L, Schädler M, Tekken V, Vetterlein D, Villareal S, Westphal C, Wiemers M (2015). Agricultural Landscapes and Ecosystem Services in South-East Asia - the LEGATO-Project. Basic and Applied Ecology 16, 661-664. http://dx.doi.org/10.1016/j.baae.2015.10.003

(5)       Karrasch, L., Klenke, T., Woltjer, J. (2014): Linking the ecosystem services approach to social preferences and needs in integrated coastal land use management - A planning approach. Land Use Policy 38, 522-532. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264837713002718

(6)         Václavík,T., Lautenbach, S., Kuemmerle, T., Seppelt, R. 2013: Mapping global land system archetypes. Global Environ. Change, http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2013.09.004.


Weitere Informationen

Prof. Dr. Ralf Seppelt
Leiter UFZ-Department Landschaftsökologie
ralf.seppelt@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

www.ufz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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