Kurzinformation vom 29. Januar 2019

Gesundheitsrisiken durch Stickstoffdioxid? Sie sind vorhanden, im Vergleich zu anderen Risiken jedoch klein und in der Bevölkerung ungleich verteilt.

Ulrich Franck Foto: André Künzelmann / UFZ
Ulrich Franck
Foto: André Künzelmann / UFZ

 

Die Belastung unserer Atemluft mit NO2 stellt ein geringes, aber reales Gesundheitsrisiko dar. Risiken, die aus der Belastung mit Feinstaub resultieren, sind deutlich höher. Noch sehr viel höher sind die Einflüsse schädigender Verhaltensweisen, wobei immer noch das Rauchen eine wichtige Rolle spielt.

Deshalb sind Panikmache und Aktionismus bezüglich der NO2-Belastung unangebracht. Sinnvoll scheint es aber trotzdem, allmählich Emissionen weiter zu reduzieren, so wie es in den letzten Jahrzehnten bereits geschehen ist. Dabei muss man sich klar darüber sein, dass die Konzentrationen in der Außenluft und Innenraumluft nie auf null sinken werden und noch nie diesen Wert hatten.

NO2 und Feinstaub "vergiften" den Menschen nicht. Ihre schädigende Wirkung entfalten sie voraussichtlich infolge eines kleinen langandauernden "Entzündungsreizes", der die Risiken für verschiedene Erkrankungen erhöht. So genannte Zeitreihenstudien, wie sie auch am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) durchgeführt worden, beweisen, dass NO2 in der Atemluft ein Gesundheitsrisiko darstellt. Diese ist unabhängig von anderen Risiken und Vorerkrankungen. Bei solchen Studien werden nicht unterschiedlich belastete Gruppen (so genannte Kohorten) verglichen. In ein und derselben Population wird die zeitliche Entwicklung der Häufigkeit und Schwere von Erkrankungen der zeitlichen Entwicklung von Belastungen gegenübergestellt. So sind eventuelle Fehlinterpretationen durch Vergleich unterschiedlich zusammengesetzter Kohorten von vornherein ausgeschlossen. Mit solchen Studien werden vor allem kurzfristige auftretende Effekte aufgedeckt.

Menschen in Mitteleuropa halten sich überwiegend in Innenräumen auf. Deshalb ist es sinnvoll, dortige Expositionen stärker in die Diskussion einzubeziehen.

Weitere Informationen:

Positionspapier der Internationalen Gesellschaft für Umweltepidemiologie (ISEE) und der European Respiratory Society (ERS) vom 30. Januar 2019:
https://www.helmholtz-muenchen.de/fileadmin/HZM-Corporate-Website/Bilder/HZM/News/Pressemitteilungen/2019/01_Januar/Positionspapier_Luftschadstoffe.pdf

Franck, U., (2018):
"Gesundheitliche Risiken von Stickstoffdioxid im Vergleich zu Feinstaub und anderen verkehrsabhängigen Luftschadstoffen" von H.-Erich Wichmann (2018). Umwelt - Hygiene - Arbeitsmed 23 (2) 57-71. Leserbrief
Umweltmedizin, Hygiene, Arbeitsmedizin 23 (3), 184 - 185
Volltext (PDF)

Franck, U., Leitte, A.M., Suppan, P., (2015):
Multifactorial airborne exposures and respiratory hospital admissions - The example of Santiago de Chile
Sci. Total Environ. 502 , 114 - 121
Volltext (PDF)

Franck, U., Leitte, A.M., Suppan, P., (2014):
Multiple exposures to airborne pollutants and hospital admissions due to diseases of the circulatory system in Santiago de Chile
Sci. Total Environ. 468-469 , 746 - 756
Volltext (PDF)


Weitere Informationen

Dr. rer. nat. Dr. rer. med. Ulrich Franck
UFZ-Department Umweltimmunologie
ulrich.franck@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

www.helmholtz.de
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