Pressemitteilung vom 25. November 2016

Chemikalienbewertung übermorgen – Umwelttoxikologin des UFZ mit Forschungspreis ausgezeichnet

Dr. Wibke Busch erhält den mit 100.000 Euro dotierten LRI Innovative Science Award

Bei der schier unbersehbaren Zahl an Chemikalien, die heutzutage in unserem Alltag Verwendung finden und denen Mensch und Umwelt ausgesetzt sind, sind Fragen zu deren schdlichen Auswirkungen aktueller denn je. Die UFZ-Wissenschaftlerin Dr. Wibke Busch entwickelte eine Forschungsidee um zu untersuchen, welche molekularen Effekte Chemikalien im zeitlichen Verlauf auf Lebewesen in der Umwelt haben und wie sich diese Prozesse fr die Entwicklung von Risikoindikatoren verwenden lassen. Fr ihre Forschungsidee wurde sie nun mit dem LRI Innovative Science Award 2016 ausgezeichnet.

Preisverleihung in Brüssel. V.l.n.r.: Dr. Nicolas Cudré-Mauroux (Solvay), Dr. Wibke Busch (UFZ), Dr. Bruno Hubesch (LRI) Foto: LRI
Preisverleihung in Brüssel. V.l.n.r.: Dr. Nicolas Cudré-Mauroux (Solvay), Dr. Wibke Busch (UFZ), Dr. Bruno Hubesch (LRI)
Foto: LRI

Einmal im Jahr wird der LRI Innovative Science Award europaweit an eine junge Wissenschaftlerin oder einen jungen Wissenschaftler vergeben. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis wird gemeinsam vom Verband der Europäischen chemischen Industrie (CEFIC) und verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen gestiftet. Prämiert werden neuartige, interdisziplinäre Forschungsideen zu Fragestellungen der Human- und Umwelttoxizität von Chemikalien. Mit ihrem Projektvorschlag überzeugte die Ökotoxikologin Dr. Wibke Busch aus dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in diesem Jahr die Jury.

Ihre Forschungsidee nimmt Pestizide, Arzneimittel und industrielle Chemikalien in den Blick, die europäische Flüsse belasten und damit Mensch und Umwelt potenziell gefährden. Mit einem neuen, integrierten Ansatz möchte die Ökotoxikologin erforschen, wie die Chemikalienaufnahme (Toxikokinetik) und die Chemikalienwirkung (Toxikodynamik) miteinander verknüpft sind. Dabei liegt das Hauptaugenmerk darauf, molekulare Schlüsselereignisse zu identifizieren und diese mit Chemikalienkonzentrationen im Organismus sowie mit Schädigungen des Organismus in Verbindung zu bringen.  

"Wir wollen nicht mehr nur beobachten, welche Konzentration einer spezifischen Chemikalie nötig ist, um einen letalen Effekt zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erzeugen, sondern auch wie sich solche Effekte im Laufe der Zeit und abhängig von der Chemikalien-Konzentration im Organismus entwickeln", erklärt sie.  Als Modelltestsystem dienen Embryonen des Zebrabärblings, die - anders als Zellen - Eigenschaften eines komplexen Organismus aufweisen, jedoch nicht als Tierversuchssystem gelten.

Im Rahmen ihrer Forschung möchte Wibke Busch einige ausgewählte Chemikalien - z. B. das Arzneimittel Diclofenac oder das Herbizid Diuron - untersuchen, die immer wieder in europäischen Flüssen gefunden wurden. Aus den gewonnenen Daten sollen im Anschluss mathematische Modelle entwickelt werden, die die komplexen Prozesse von Chemikalienwirkungen beschreiben und vorhersagbar machen.
Das Preisgeld möchte die Wissenschaftlerin in Ausstattung und Personal für die Realisierung ihrer Forschungsidee investieren.

Wibke Busch ist bereits seit 2006 am UFZ tätig. Sie hat im Bereich molekulare Toxikologie promoviert und arbeitet derzeit im EU-finanzierten Projekt SOLUTIONS daran, effekt-basierte Methoden für die Gefährdungsanalyse von Chemikalienmischungen in europäischen Flüssen weiterzuentwickeln. Dabei geht es insbesondere darum, das Wissen um molekulare toxikologische Wirkweisen von Chemikalien einzubeziehen sowie die Wirkprinzipien zu erforschen.


Weitere Informationen

Dr. Wibke Busch
UFZ-Department Bioanalytische Ökotoxikologie
Telefon: +49 341 235 1515
wibke.busch@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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