Kommentar 27. September 2015

Interaktion verschiedener Treiber Ursache für den Artenrückgang

Citizen Science liefert wertvolle Daten

Der Grünaderweißling (Pieris napi) . Foto Martin Wiemers/UFZ Der Grünaderweißling (Pieris napi) ist ein Schmetterling, der in Europa weit verbreitet ist. Die extreme Trockenheit 1995 in England führte zu einem Zusammen-bruch der Hauptpopulationen im Untersuchungsgebiet. Foto: Martin Wiemers/UFZ Nicht allein der Klimawandel bedroht unsere Ökosysteme. Vielmehr ist es die Interaktion verschiedener Treiber, zu denen vor allem die Umweltverschmutzung und die Landnutzung gehören. Die eindeutige Zuordnung von Ursache und Wirkung scheint aufgrund dieser Komplexität schwierig, ist jedoch essenziell, um wirksame Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu ergreifen. Dass Citizen Science dabei gute Dienste leisten kann, zeigt eine gerade in Nature Climate Change erschienene Studie von britischen Wissenschaftlern, die in derselben Ausgabe des renommierten Wissenschaftsjournals von den zwei Biodiversitätsforschern des UFZ, Josef Settele und Martin Wiemers, kommentiert wird.

Tom H. Oliver vom NERC Centre for Ökologie und Hydrologie und der University of Reading (GB) hat gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen untersucht, wie sich Klimawandel und Habitatfragmentierung auf Schmetterlingsarten auswirken, die sensibel auf Trockenheit reagieren. Die Wissenschaftler analysierten die Reaktionen von 28 Schmetterlingsarten auf eine extreme Dürre im Jahr 1995 mithilfe von Langzeit-Monitoring-Daten aus dem Tagfaltermonitoring Großbritanniens, eines der europaweit ältesten Citizen Science-Projekte. Anschließend kombinierten sie diese Informationen mit Satellitendaten zur Landnutzung und konnten damit beschreiben, wie die unterschiedliche Beschaffenheit der umliegenden naturnahen Lebensräume die Reaktion der Arten auf die Dürre verändert.

Ihre Botschaft: Die Schmetterlinge sind durch den Klimawandel gefährdet. Aber wir können sie nicht nur schützen, indem wir die globale Erwärmung stoppen, sondern auch durch ein besseres Landnutzungsmanagement. Etwa über die Wiederherstellung naturnaher Landschaften oder die Reduzierung fragmentierter Landschaften. Dabei scheint es wichtiger zu sein, der Fragmentierung entgegenzuwirken, als die Größe von naturnahen Landschaften zu maximieren.

„Dieses Beispiel von Oliver et.al. zeigt die Chancen, die großflächig und langfristig erhobene Monitordaten bieten, die aber häufig nur mithilfe der Allgemeinheit durch Bürgerwissenschaft gesammelt werden können“, betont Josef Settele, der auch Mitglied des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung iDiv ist. Die Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit sollte daher weiter forciert werden, auch wenn es für einige Naturwissenschaftler anfangs vielleicht ungewohnt ist. Citizen Science wird nicht nur sehr nützliche Daten bieten, sondern auch das geistige Klima in der Wissenschaft und der ganzen Gesellschaft positiv beeinflussen.

Kommentar:

Josef Settele and Martin Wiemers: Interacting global change drivers
http://www.nature.com/nclimate/journal/v5/n10/full/nclimate2815.html

Publikation:

Oliver et al.: Interacting effects of climate change and habitat fragmentation on drought-sensitive butterflies
http://www.nature.com/nclimate/journal/v5/n10/full/nclimate2746.html