Baumweißling (Solvin Zankl, Rewilding Europe)

 Arbeitspakete

Im Arbeitspaket 1 werden in Form einer strukturierten Stakeholder-Plattform alle projektrelevanten Interessent:innen und Anspruchsgruppen strategisch eingebunden, um die Perspektiven der wichtigsten Stakeholder bei der Umsetzung von Rewilding zu berücksichtigen und in die Projektarbeit einfließen zu lassen. Arbeitspaket 2 befasst sich mit den ökologischen Folgen von Rewilding-Prozessen, während Arbeitspaket 3 das regionalwirtschaftliche Potential von Rewilding für eine nachhaltige ökonomische Entwicklung der Region untersucht. Arbeitspaket 4 analysiert die multiplen Wertdimensionen, die mit einem Ort und seiner Natur verbunden sind und wie sich diese auf die Wertschätzung von Rewilding auswirken. Im Arbeitspaket 5 werden künstlerische Formate entwickelt und erprobt, mit deren Hilfe lokale Wahrnehmungen von Natur ausgedrückt und gleichzeitig Wertschätzung und Dialog über Naturschutz und Regionalentwicklung gefördert werden. Arbeitspaket 6 befasst sich mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die mit einer Umsetzung von Rewilding einhergehen. Die Arbeitspakete 7 und 8 leisten eine Synthese der entwickelten Methoden und gewonnen Wissensbausteine. Die Zusammenarbeit aller Arbeitspakete wird durch das Arbeitspaket 0, die wissenschaftliche Koordination unterstützt.

[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ]

Die Ziele des REWILD_DE-Projekts erfordern eine intensive inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen aus den Natur- und Sozialwissenschaften gemeinsam mit Praktiker:innen im Modellgebiet Oder Delta. Diese umfasst sowohl die konzeptionelle Weiterentwicklung von Rewilding im Kontext von Kulturlandschaften als auch eine praxisbezogene Anwendung im Fallstudiengebiet. Dementsprechend umfangreich sind die Ansprüche an die Projektkoordination. Sie unterstützt das Projektteam durch die Moderation unterschiedlicher Perspektiven und durch das Bereitstellen unterschiedlicher, jeweils angepasster Austauschformate für die wechselseitige Kommunikation. Durch das Projekt-Controlling werden der Fokus auf das Gesamtziel des Projekts aufrechterhalten, Hindernisse identifiziert und gemeinsame Lösungen entwickelt. Ein weiterer Baustein der Arbeit der wissenschaftlichen Koordination ist die Kommunikation und Berichterstattung gegenüber dem Fördergeber BMBF und die Vernetzung mit den relevanten wissenschaftlichen Communities.

[Rewilding Oder Delta e.V. - ROD]

Beteiligung ist eines der Kernprinzipien von Rewilding und spielt daher eine wichtige Rolle im Projekt REWILD_DE. In diesem Arbeitspaket wird daher ein Konzept zur intensiven Einbindung von Stakeholdern in allen Arbeitspaketen des Projekts entwickelt und umgesetzt. Dabei stellen wir sicher, dass verschiedene Perspektiven entsprechende Berücksichtigung im Projekt finden und fördern das Verständnis von und die Akzeptanz für Rewilding in der Modellregion Oder Delta und darüber hinaus.

Basierend auf einer Analyse der regionalen und überregionalen Anspruchsgruppen streben wir an, relevante Interessensvertreter:innen einzubinden. Im Rahmen des Projektes wird mit Hilfe eines externen Beirats ein Stakeholder-Engagement-Konzept ausgearbeitet und eine tiefere Analyse der Stakeholder durchgeführt. Ziel ist es, die Perspektiven der wichtigsten Anspruchsgruppen bei der Umsetzung von Rewilding zu berücksichtigen und in die Projektarbeit einfließen zu lassen. Interessen- und Nutzungskonflikte werden dabei nicht ausgeblendet, sondern interessenunabhängig moderiert.

Ein lokales Koordinationsbüro, das als zentraler Anlaufpunkt für Stakeholder und Einwohner:innen aus der Region fungiert, wurde bereits in Glashütte bei Rothenklempenow eingerichtet.

[Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, Halle - Jena - Leipzig - iDiv, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)]

Empirische Belege für die Bewertung der ökologischen Folgen von Rewilding Prozessen sind nach wie vor rar. Daher wollen wir in AP 2 eine Datengrundlage zur Struktur der Großsäugergemeinschaften und ihrer Lebensraumbeziehungen schaffen. Außerdem werden wir die jüngste Geschichte der Landbewirtschaftung anhand historischer Informationen über Bodenbedeckung und Landnutzungsänderungen rekonstruieren und herausfinden, wie sich verschiedene Bewirtschaftungssysteme auf die Ökosysteme auswirken. Abschließend wollen wir partizipative und modellbasierte Szenarien zur Veränderung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen im Oder Delta entwickeln, die auf unterschiedlichen Renaturierungsmaßnahmen basieren. Die Ergebnisse können nicht nur in zukünftige Managementpläne im Oderdelta einfließen, sondern auch nützliche Hinweise für die Naturschutzplanung in Deutschland und der EU und für die Entwicklung naturbasierter Wirtschaftszweige liefern.

[Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - HNEE]

Rewilding zielt neben Naturschutzaktivitäten auch darauf ab, die ökonomische Entwicklung einer Region nachhaltig zu fördern. Wir untersuchen daher das ökonomische Potenzial, das sich durch Rewilding bzw. eine naturnähere Gestaltung der Landschaft im Oderdelta ergeben könnte. Dazu werden Unternehmen identifiziert, die ausgewählte naturnahe Flächen selbst nutzen oder von der Nutzung der Flächen durch Dritte profitieren (z.B. Tourismusbetriebe). Wir analysieren, ob und welche ökonomischen Potenziale sich durch Rewilding für die Unternehmen ergeben. Zudem blicken wir voraus und identifizieren weitere mit Rewilding verbundene ökonomische Aktivitäten und ermitteln, welche Hindernisse und Fördermöglichkeiten für diese naturnahen Geschäftsmodelle bestehen.

 [Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ]

Natur trägt auf vielfältige Art und Weise zu menschlichen Wohlergehen bei, und der Wert der Natur geht weit über materielle Aspekte hinaus. Ein Verständnis der multiplen Wertdimensionen, die mit einem Ort und seiner Natur verbunden werden, und wie diese Wertschätzung beeinflussen, ist Voraussetzung für die Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von Rewilding.

Daher analysieren wir in diesem Arbeitspaket die gesellschaftliche Wertschätzung für Rewilding mit Hilfe von ökonomischen Bewertungsstudien. Mit sog. Choice Experimenten (zu dt. Entscheidungsexperimenten) wird ermittelt, welche Aspekte des Rewilding wertgeschätzt werden bzw. zu Konflikten führen. Durch Diskussionen in Kleingruppen (sog. Deliberationen) können detaillierte Informationen über tieferliegende Werte und Motivationen der Teilnehmer:innen erlangt werden und sie befördern zugleich soziales Lernen und die Entwicklung gemeinsamer Problemlösungsansätze.

[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ & Rewilding Oder Delta e.V.]

Die Leitfrage, mit der sich AP 5 beschäftigt, lautet: Wie kann Naturschutz und Regionalentwicklung sinnvoll zusammengedacht werden? Was braucht es dafür, dass eine Region, die sich inmitten von Transformationsprozessen befindet, eine zukunftsweisende Identität entwickeln kann, in der Naturschutz im Sinne von Rewilding eine Rolle spielt?

Um diesen Fragen nachzugehen, entwickeln und erproben wir in AP 5 Formate (Interviewgänge und Fotoausstellung zur Mensch-Natur-Beziehung, Landschaftsspaziergänge und ein musikalisches Kulturprogramm), die vertrauensvolle Dialoge fördern, um das Misstrauen zu überwinden, das in Teilen der Bevölkerung Vorpommerns gegenüber einem restriktiven Naturschutz besteht.
Dabei betont der Ansatz eine fragende Haltung und ausgehend von der Frage "In was für Landschaften wollen wir eigentlich leben?" werden die Dialog- und Kommunikationsformate entwickelt. Ergänzend zu rationalen Bewertungsmodellen werden lebensweltliche Formen der Wertschätzung (emotionaler Zugang, Identifikation mit besonderen Orten oder Lebewesen in der Landschaft, historische Bezüge, persönliche Erfahrungen mit der Landschaft und ihren Veränderungen) angesprochen. Darüber hinaus können künstlerische Ansätze die Kommunikation und das Verständnis für andere Perspektiven fördern. Auf diese Weise ergänzt AP 5 die üblichen Wege des Wissenstransfers und der Beteiligung von Interessengruppen.

[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ]

Mit Hilfe von Methoden der qualitativen Sozialforschung untersuchen wir gesellschaftliche Wandelprozesse, die mit einer Umsetzung von Rewidling im Oderdelta einhergehen. Zu Projektbeginn werden Interviews mit Stakeholdern vor Ort geführt, wie sie ihre Landschaft im Oderdelta wahrnehmen und welche Entwicklungspotenziale sie sehen. Während der Projektlaufzeit wird die konkrete Umsetzung von Rewilding in einer ausgewählten Projektgemeinde begleitend unterstützt. Zum Projektende hin werden mögliche veränderte Einstellungsmuster der Stakeholder erfasst. Dies ermöglicht Rückschlüsse darüber, welche Strategien zu einem Verständnis und zur Unterstützung von Rewilding-Maßnahmen beitragen.

[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ & Rewilding Oder Delta e.V. - ROD]

Das Ziel von AP7 ist es, in einem Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen vor Ort Entwicklungsperspektiven durch Rewilding für das Modellgebeit Oder Delta zu entwickeln. Dabei gehen wir der Frage nach, welche Rolle Rewilding im Oder Delta sowohl für den Schutz der biologischen Vielfalt als auch für die ganzheitliche Entwicklung der Region spielen kann. Es werden Erfolgsfaktoren und Hindernisse von Rewilding identifiziert und diese gemeinsam mit den Akteuren vor Ort reflektiert. Das Endprodukt stellt eine gemeinsam entwickelte Rewilding-Vision für die Region dar, die nicht nur Möglichkeiten durch Rewilding aufzeigt, sondern auch Grenzen und Risiken berücksichtigt. Dies halten wir für einen wesentlichen Beitrag für die regionale Identifikation mit und die langfristige Umsetzung von Rewilding im Oder Delta.

[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig - UFZ & Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, Leipzig, Halle, Jena - iDiv & Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)]

In diesem Arbeitspaket untersuchen wir, inwiefern die Umsetzungskonzepte für das Modellgebiet Oder Delta auch auf andere Gebiete in Deutschland übertragen werden können. Dazu werden die Besonderheiten des Oder Deltas reflektiert, Erfolgsfaktoren und Hindernisse für Rewilding herausgearbeitet und im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit bewertet. Wir analysieren, was Rewilding von anderen etablierten Formen des Naturschutzes (z.B. in Nationalparks oder Biosphärenreservaten) unterscheidet. Unsere Ergebnisse diskutieren wir auf einem Workshop mit Naturschutzexpert:innen (u.a. aus Naturschutzbehörden, Verwaltungen, Ministerien, Umwelt- und Naturschutzverbänden, Vertreter:innen von Schutzgebieten und Tourismusverbänden), um das Potenzial von Rewilding auch für andere Gebiete in Deutschland abzuschätzen.
Projektstruktur