- Gastbeitrag September 2025 -

Weil gesunde Ökosysteme kein Luxus sind: UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ist in vollem Gang

 Ein Gastbeitrag von Pia Ditscher (ifok GmbH)



Viele Ökosysteme weltweit befinden sich in einem schlechten Zustand. Das darf nicht so bleiben, denn gesunde Ökosysteme sind die Voraussetzung für ein gutes Leben auf unserem Planeten, egal ob für Tiere, Pflanzen oder uns Menschen. Unsere Ökosysteme brauchen uns – und wir sie. Um ihrer Degradierung entgegen zu wirken und Lebensräume wiederherzustellen und zu schützen, haben die Vereinten Nationen von 2021-2030 die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen. Auch Deutschland beteiligt sich mit verschiedensten Aktivitäten und Maßnahmen. In diesem Jahr liegt der Fokus in Deutschland auf der Natur in der Stadt. Mit einem Projektwettbewerb und einem Online-Dialog zum Thema werden Best Practices sichtbar gemacht, Wissen vermittelt und Akteure in den Austausch gebracht.

Wälder und Wiesen
Ein See in einem Wald
Wiese am Stadtrand
Strand am Meer beim Sonnenuntergang

Abbildungsunterschrift: Wälder und Wiesen, Gewässer und Feuchtgebiete, Stadtökosyteme, Küsten und Meere: die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland nimmt vielfältige Lebensräume in den Blick. Fotos: Pia Ditscher, Anika Schrader (rechtes Bild)

Ob Wälder, Küsten, Meere, Flüsse oder Moore – Klimawandelfolgen, Artensterben und vielfältige menschliche Einflüsse belasten alle natürlichen Lebensräume. Das hat auch direkte Auswirkungen auf uns, denn: Gesunde Wälder, saubere Flüsse, artenreiche Wiesen, nasse Moore & Co. geben nicht nur unzähligen Arten ein Zuhause, sondern versorgen uns alle mit sauberer Luft, Wasser und Nahrung. Sie speichern Kohlenstoff, regulieren das Klima und sind wichtig für unsere Freizeitgestaltung und Erholung.

Ziel der internationalen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ist es deshalb, weltweit Menschen sowie die Politik für den Wert unserer Natur zu sensibilisieren und zum Handeln zu motivieren. Mehr als 70 Staaten und zahlreiche internationale Organisationen beteiligen sich mit eigenen Projekten und Maßnahmen an der UN-Dekade – und auch Deutschland setzt wichtige Impulse mit zahlreichen Förderprogrammen des Bundes und der Bundesländer.

Die Programme sollen dazu beitragen, Ökosysteme wieder zu stärken und ihre (über)lebenswichtigen Funktionen für Natur und Mensch zu reaktivieren, zu erhalten und zu fördern. Dabei sind die Maßnahmen sehr unterschiedlich, je nach Zustand des jeweiligen Ökosystems. Sie reichen von der Reduktion gesellschaftlicher Einflüsse über Projekte zur Umweltsanierung und Renaturierung bis hin zur vollständigen ökologischen Wiederherstellung. Besonders im Fokus der UN-Dekade stehen dabei Wälder, Meere und Küsten, Gewässer und Auen, Moore und Feuchtgebiete – sowie Städte und urbane Landschaften. Das seit August 2024 geltende wichtigste Instrument, um die Wiederherstellung von Ökosystemen in Europa zu erreichen, ist die Wiederherstellungsverordnung (EU Nature Restoration Regulation). Diese schreibt auch vor, die breite Öffentlichkeit einschließlich aller relevanten Interessensträger*innen in allen Phasen der Ausarbeitung, Überprüfung und Umsetzung der nationalen Wiederherstellungspläne zu beteiligen und den Dialog zu fördern. Die UN-Dekade in Deutschland leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Anerkennung, Vernetzung und Austausch: Projektwettbewerb & Online-Dialog rund um Ökosysteme in Deutschland

In Deutschland setzen sich bereits zahlreiche Initiativen und Projekte engagiert und erfolgreich für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen ein – und dieses Engagement verdient Sichtbarkeit und Unterstützung. Gemeinsam zeichnen das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz deshalb jährlich im Rahmen eines Projektwettbewerbs herausragende Beispiele in ganz Deutschland aus. Hierfür wird je ein Ökosystem in den Fokus genommen – in 2025 die Natur in der Stadt. Gleichzeitig bieten Online-Dialoge im Rahmen der UN-Dekade allen Interessierten die Gelegenheit, sich zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen auszutauschen, sich zu vernetzen und mit- und voneinander zu lernen.

Stadtnatur im Fokus: Projektwettbewerb 2025

Ein Beet mit Blumen im Vordergrund, dahinter ein Platz in der Stadt mit Menschen an einem Haus und ein paar Bäumen Die vielfältigen Facetten von Stadtnatur stehen im Fokus des Projektwettbewerbs 2025 der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland. Foto: Pia Ditscher Ohne Natur sind unsere Städte nicht lebenswert – und insbesondere in Anbetracht des Klimawandels brauchen wir mehr Stadtnatur. Denn in Städten leisten etwa Parks, Gärten oder begrünte Dächer wertvolle und häufig noch unterschätzte Beiträge zur biologischen Vielfalt. Sie machen urbane Gebiete widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels – etwa durch Temperaturregulierung, Luftreinhaltung oder Wasserrückhalt – und verbessern unsere Lebensqualität: Grünflächen bieten Erholung, Naturerfahrung sowie Raum für Bewegung und tragen so zur körperlichen und psychischen Gesundheit bei. Naturnah gestaltete Stadtflächen – öffentlich wie privat – bieten außerdem wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten.

Wie also können wir urbane Räume lebenswerter, klimaangepasster und naturnäher gestalten – und dabei die Menschen vor Ort mit einbeziehen? Diese Fragen stellt der Projektwettbewerb 2025 und lädt Projekte aus ganz Deutschland, die natürliche Lebensräume in der Stadt wiederherstellen, pflegen oder erhalten – und dabei andere Menschen zum Mitmachen motivieren – zur Bewerbung ein. Seit diesem Jahr können sich neben klassischen Renaturierungsprojekten auch Vorhaben bewerben, die den Fokus stärker auf Kommunikation und gesellschaftliche Beteiligung legen. Noch bis zum 28. September steht die Bewerbung allen Projekten und Initiativen offen. Weitere Informationen rund um den Projektwettbewerb gibt es auf der Website der UN-Dekade in Deutschland.

90 Minuten im Gespräch mit Expert*innen

Diskutieren mit Fachleuten, Impulse erhalten, sich mit anderen Teilnehmenden austauschen: Das UN-Dekade-Büro organisiert regelmäßig Online-Dialoge rund um die Wiederherstellung und den Erhalt von Ökosystemen. Denn durch Vernetzung und Austausch können Synergien geschaffen und Wissen geteilt werden, um gemeinsam besser voran zu kommen. Begleitend zum Projektwettbewerb thematisiert der kommende Online-Dialog am 23. September die Natur in der Stadt – und legt den Fokus auf die Chancen für Gesundheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt, die durch Stadtnatur entstehen und gestärkt werden. Neben einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Rieke Hansen (Hochschule Geisenheim) und Einblicken in das Projekt „Charta Grüne Infrastruktur der Metropole Ruhr“ des Regionalverbands Ruhr sind interaktive Elemente und Austauschmöglichkeiten Teil des Dialogs, der allen Interessierten offensteht. Weitere Informationen gibt es hier.

Wir alle sind gefragt, gemeinsam gegenzusteuern, um unsere Ökosysteme zu erhalten.
Jetzt ist die Zeit, zu handeln – nutzen wir sie!

Portätbild von Pia Ditscher Pia Ditscher. Bild: Carlo Müller-Hopp Pia Ditscher 

Pia Elèna Ditscher arbeitet im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation für die ifok GmbH und betreut dort gemeinsam mit dem UN-Dekade-Büro die Kommunikationsaktivitäten der UN-Dekade in Deutschland. Sie ist zudem seit mehr als zehn Jahren für das Frankfurter Biodiversitätsnetzwerk BioFrankfurt tätig, wo sie vorrangig in Projekten zum Thema Stadtwildnis arbeitet.
Federführend verantwortlich für alle Aktivitäten der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland ist das Bundesamt für Naturschutz.