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UFZ-Newsletter Juli 2014

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ­Newsletter | Juli 2014 11 dass wir auf einmal Auftragsforschung be­ treiben. Was hier passiert, ist nach wie vor zum großen Teil Grundlagenforschung – aber wir machen uns eben rechtzeitig Gedanken dazu, wofür die Ergebnisse nutzbar sein können. was ist für Sie das Ziel, das Sie am ende der fünfjährigen Programm-laufzeit erreicht haben möchten? Hansjürgens: Für mich persönlich wäre es ein eindeutiges Erfolgsmerkmal, wenn sich nachweisen lässt, dass wir mit unseren informationen Entscheidungen im politi­ schen Prozess beeinflusst haben. Das ist ein hochgestecktes Ziel – aber ich finde es wichtig, dass wir uns nicht nur an der Zahl der hochrangigen Publikationen messen, sondern eben auch an der gesellschaftli­ chen Relevanz. Harms: Für mich ist das Ziel, dass wir dazu beitragen, dass beispielsweise „bessere“ Chemikalien produziert werden, Hochwas­ serschutz mehr ist als Technik, wir bessere Prognosen für die Entwicklung der Um­ weltsysteme, des Klimas, der biologischen Vielfalt und ihrer Dienstleistungen machen können. Kurz: dass wir bedarfsgerechtes Know­how liefern. Das Interview führte Kilian Kirchgeßner einer Jam­Session, wenn die verschiedenen instrumente, wenn die Musiker harmonie­ ren. Dann zupft noch jemand den Bass dazu, und auf einmal ist der Klang rund. bei Musikern lässt es sich kaum planen, ob sie miteinander harmonieren. wie ist das bei Ihnen in der Forschung? Harms: Natürlich haben wir auf dem Weg viel gelernt. Wir arbeiten an etwas, womit es noch keine Erfahrungen gegeben hat: Wir haben zwar im Vorfeld in anderen Forschungseinrichtungen interdisziplinäre Ansätze gefunden, aber es war keiner dabei, der als Modell für unsere Situation gepasst hätte. inzwischen werden wir häufig als Vorbild betrachtet. Dabei erscheint uns der Weg, den wir gehen, eigentlich sehr logisch. Es reicht heute nicht mehr aus, exzellent zu forschen. Wir haben so viele hervorragende Wissenschaftler hier, dass wir die Ergeb­ nisse auch wirklich in ein gemeinsames, übergeordnetes Vorgehen einbinden wollen. Ihr Ansatz ist sehr anwendungsorien- tiert; bei vielen Fragestellungen geht es darum, konkrete handreichungen und empfehlungen zu erarbeiten. bleibt da noch Platz für die neugiergetriebene Forschung, die ja Kern des wissenschaft- lichen Selbstverständnisses ist? Hansjürgens: Wir glauben, dass Umweltfor­ schung nicht nur aus der Wissenschaftsper­ spektive getrieben werden kann, sondern dass die Anwendungsperspektive immer wichtiger wird. Das hängt damit zusammen, dass gesellschaftliche Entscheidungen immer stärker wissensbasiert sind: Politik und Verwaltungen sind viel mehr in der Verantwortung, ihre Entscheidungen zu belegen. Wenn die Wissenschaft diese He­ rausforderung ernst nimmt, dann muss sie ihr generiertes Wissen so formulieren, dass es in der Praxis brauchbar ist. Natürlich könnte ich den Entscheidungsträgern sagen: „Lest doch einfach die ganzen relevanten Veröffentlichungen!“ Aber da sind die Probleme anders zugeschnitten, stärker dis­ ziplinär ausgerichtet – und dann haben die Entscheidungsträger ja auch noch anderes zu tun, als Veröffentlichungen zu lesen. An dieser Stelle wollen wir einen Trichter bilden. Harms: Wenn wir die gesellschaftliche Relevanz berücksichtigen, heißt das ja nicht, senschaftler und die Naturwissenschaftler nebeneinanderher arbeiten. Wir müssen die Verschränkung suchen. Ein Beispiel nur: Ein Teil unseres Forschungsprogramms befasst sich mit der Fragestellung, wie sich in Deutschland ein kostengünstiges, effizien­ tes Wassermanagement organisieren lässt. Da kamen wir ganz schnell auf die schon angesprochenen Fragen nach Effizienz, Wirksamkeit und Governance­Strukturen. in unserem Ansatz möchten wir diese großen Problemfelder in ihre Teilaspekte auseinan­ dernehmen, untersuchen – und schließlich wieder zusammenfügen. Natürlich läuft es nicht immer reibungslos, wenn Wissen­ schaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten, aber allmählich geht dieser breite Ansatz allen in Fleisch und Blut über. Nun waren an der Umweltforschung ja schon immer viele disziplinen beteiligt. was ist denn nun das Neue an dem Pro- gramm „Terrestrische Umwelt“? Harms: Als wir vor zehn Jahren mit der ers­ ten Programmphase begonnen haben, war das UFZ noch entlang von großen, diszipli­ när organisierten Sektionen aufgestellt. Eine Routine in der Zusammenarbeit zwischen den Fächern hat es noch nicht gegeben; auch ein Verständnis der eigenen Arbeit als Beitrag zu gemeinsamen Systemlösun­ gen habe ich nicht beobachtet. Wir haben die vergangenen zehn Jahre aber sehr gut genutzt, um uns kennenzulernen und ein gemeinsames Vorgehen einzuüben. Es ist viel Vertrauen gewachsen. Hansjürgens: Das Wort von der interdiszip­ linarität benutzen momentan sehr viele. Es bezeichnet aber keinen Status, sondern ei­ nen Prozess, der nie abgeschlossen ist. Um integrierte Forschung zu betreiben, ist viel Erfahrung nötig. Wir haben gemerkt, dass es beim integrierten Arbeiten schon auch um die richtige Organisationsform geht, vor allem aber um die Einstellung der beteiligten Forscher. Harms: Und genau in der Richtung hat sich sehr viel getan. ich bin immer wieder begeistert davon, wie auf einmal Kollegen aus anderen Fachbereichen über Frage­ stellungen in meinem Metier, der Mikro­ biologie, nachdenken und ganz neue ideen einbringen. Das ist wie bei Musikern in

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