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UFZ-Newsletter Juli 2014

10 UFZ­Newsletter | Juli 2014 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ das hört sich immer noch nach einer sehr naturwissenschaftlichen Frage- stellung an. herr Prof. hansjürgens, Sie sind Ökonom am UFZ. hand aufs herz: Sind Sie als Sozialwissenschaftler in der Umweltforschung nicht manchmal das fünfte rad am wagen? Hansjürgens: Die Frage, auf die Sie anspie­ len, ist alles andere als trivial. Natürlich gibt es bei den Forschungsthemen eine Leitwis­ senschaft; andere Disziplinen werden damit zu einer Art Zulieferern. in welcher Rolle sich welche Disziplin befindet, hängt stark von der jeweiligen Problemstellung ab. Wenn es wie bei der Frage nach den Eigenschaften von Chemikalien vor allem um den Zusam­ menhang zwischen Ökosystemfunktionen geht, ist das natürlich stark naturwissen­ schaftlich orientiert. Aber dann gibt es auch die Fragen, die stärker von Effizienz­ oder Governance­Überlegungen getrieben sind – und die betrachten wir stärker aus der Pers­ pektive der Sozialwissenschaften. Trotzdem: die Sozialwissenschaften sind ja am UFZ allein schon quantitativ in der defensive. Hansjürgens: Sie dürfen sich nicht nur die nackten Zahlen anschauen, sondern sollten die Entwicklung betrachten. in der Anfangs­ zeit des UFZ in den 90er Jahren gab es vielleicht zehn Sozialwissenschaftler, heute sind es rund 40, und wenn wir die Drittmit­ telstellen dazurechnen, vielleicht sogar 100. Das ist die quantitative Dimension. Aber es ist ja nichts gewonnen, wenn wir Sozialwis­ herr Prof. harms, am UFZ sollen mit der integrierten Forschung die grenzen der einzelnen disziplinen überwunden wer- den. was sind das für Themen, bei denen Sie als Mikrobiologe in der Praxis an Ihre grenzen stoßen? Harms: Das passiert häufig. Ein Beispiel von der Schnittstelle zur Chemie: Wenn eine neue Chemikalie auf den Markt kommt, wird sie zuvor auf ihr Umweltverhalten getestet. Dazu wird sie, vereinfacht gesagt, in einen Kolben mit ein bisschen Boden gefüllt, dann wird geschüttelt und nachgesehen, wieviel noch übrig ist und was zersetzt wurde. Mit der Realität, mit den emergenten Eigenschaf­ ten von Ökosystemen, hat das nicht viel zu tun. welche Folgen hat das? Harms: Es sind etliche Chemikalien im Einsatz, bei denen wir uns heute nur an den Kopf fassen können. Nehmen Sie das Bei­ spiel Benzin: Wenn es zu einem Unfall kommt, breitet es sich 100 Meter weit aus; mit der Beseitigung gibt es lange Erfahrungen. Seit die Raffinerien aber eine wasserlösliche Sub­ stanz ins Benzin mischen, um die Eigenschaf­ ten zu verbessern – meistens geht es da um den Bleiersatz –, wandern die Schadstoffe im Boden auf einmal zehn Kilometer weit. So etwas hätte man wissen müssen, wenn man von vornherein nicht nur auf die Eigenschaf­ ten von Benzin geachtet, sondern auch das Umweltverhalten der Chemikalien mit einbe­ zogen hätte. Genau dieser breitere Blick auf das Thema ist hier am UFZ unser Ansatz. Mikrobiologe Prof. Hauke Harms und Ökonom Prof. Bernd Hansjürgens im Gespräch über die Zukunft der Umweltforschung, die Rolle der Sozialwissen- schaften – und darüber, was Wissenschaft mit guter Musik zu tun hat. „eS gehT UM dIe rIchTIge orgANISATIoNS- ForM, Vor AlleM Aber UM dIe eINSTellUNg der beTeIlIgTeN ForScher.“

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