Fragen und Antworten zu Entwicklungsmöglichkeiten von LTER-D Gebieten im Rahmen von eLTER sowie zur Kostenschätzung (s. Seite eLTER Status LTER-D)
(Jahrestagung 2024, Präsentation zu eLTER von Mark Frenzel mit anschließender Diskussion)
Hintergrund zur eLTER Perspektive in Kürze
Der Aufbau von eLTER und der damit zusammenhängenden Europäischen Forschungsinfrastruktur (ESFRI) wird bis 2026 abgeschlossen sein. Entsprechend folgt die Umsetzung/Implementierung auf Ebene der beteiligten EU-Staaten. Die Beteiligung und Qualitätssicherung im eLTER Programm ist an Mitgliedschaften von Ländern und Institutionen gekoppelt und die zukünftigen eLTER-Gebiete müssen einen Zertifizierungsprozess durchlaufen.
Im deutschen Netzwerk LTER-D haben sich 26 Gebiete als potentielle eLTER Gebiete der Kategorien 1 oder 2 gemeldet. In allen Fällen ist eine Entwicklung und Anpassung der jeweiligen Forschungsinfrastruktur nötig, um die Qualitätsstandards zu erfüllen, die sich nach der Erfüllung der benötigten Standardbeobachtungen (SO) richten. Eine Strukturierung und Koordination des Entwicklungsprozesses und auch der zukünftigen Vernetzung von Infrastruktur und Datenmanagement auf nationaler Ebene (national nodes) kann eine Vorgehensweise sein.
Frage: Gibt es bereits einen Fahr- und Zeitplan für LTER-D Gebiete, die den Anschluss an eLTER in 2026 schaffen wollen? Welche Schritte sind notwendig, welche Maßnahmen haben Priorität?
Prinzipiell ist es so, dass die ESFRI Infrastrukturen nach dem Ende der Vorbereitungsphase ihren Betrieb Schritt für Schritt aufnehmen sollen. Dafür muss die Finanzierung durch die beteiligten Länder stehen, die dann vertraglich geregelt sein soll. Da Deutschland “lead country” im eLTER ESFRI Prozess ist, können wir davon ausgehen, dass Deutschland sicher dabei ist. Die vorgesehene Implementierungsphase für die Einrichtung der eLTER-Gebiete ist ab jetzt (2024) etwa 5 Jahre. Je nach den Möglichkeiten eines Gebietes kann schon jetzt mit der schrittweisen Implementierung begonnen werden. Die Protokolle für die verschiedenen SOs werden gerade entwickelt und sollten in einer abgestimmten Form bis Ende 2024 vorliegen.
An den Umfang der gemessenen SOs ist auch der Status (“Labelling”) eines Gebietes geknüpft, also die Gebietskategorie 1 oder 2.
Frage: Wie hoch ist das Risiko, dass das Gesamtkonzept (LTER-D in eLTER) noch gänzlich scheitert?
Auf Basis der umfangreichen Entwicklungen in eLTER unter Koordination und Beteiligung von Deutschland als “lead country” ist es eher unwahrscheinlich, dass der Prozess gänzlich kippt und Deutschland sich in Zukunft nicht beteiligen wird (Einschätzung Mark Frenzel).
Frage: Geht es in der Entwicklung von LTER-D generell um die Institutionalisierung der deutschen Langzeitforschung, oder gibt es konkrete Forschungsfragen?
Im Fokus steht der Beitrag der Langzeitforschung zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen (siehe auch strategische Ziele von eLTER) einschließlich der Sustainable Development Goals (SDG). Ohne Langzeitdaten und die daraus berechneten Trends können eventuelle Kipppunkte ökologischer Systeme nicht abgeleitet werden. Langzeitdaten müssen zu diesem Zweck vergleichbar über Zeit und Raum erfasst werden. Konkrete Forschungsfragen gibt es auf Ebene der jeweiligen LTER-D Gebiete, die in vielen Fällen projektbasiert initiiert und betrieben werden.
Frage: Gibt es bereits eine (vergleichbare) Datenbasis und Datenzugang in LTER-D?
Es gab bereits exemplarische Datenabfragen. Ein LTER-D weites Datenmanagement müsste noch entwickelt werden. Zudem wurde die LTER-D Gemeinschaft Anfang 2024 zum Thema Datenmanagement befragt (Umfragebeteiligung n=18), um einen ersten Überblick über die verfügbare Infrastruktur zu schaffen. Die Grundidee ist, einen nationalen (e)LTER Datenknoten zu erstellen, über welchen LTER-D Daten an das europäische eLTER weitergeleitet werden. Grundlage dazu könnte eine Bexis-Datenbank mit Pangaea als Data Publishing Interface sein.
Im Laufe von 2024 könnte es einen Online-Workshop zu diesem Thema für alle LTER-D Mitglieder geben.
Frage: Wie soll/wird die Daten-”Eingabe” bewerkstelligt?
Ziel muss sein, dass das Datenmanagement so weit wie möglich standardisiert und z.B. über Schnittstellenabfragen automatisiert wird. Das ist die Grundlage für die Qualitätssicherung und Skalierbarkeit der Datenerhebung.
Bislang ist das BMBF als Hauptansprechpartner sehr zurückhaltend bei finanziellen Zusagen. Dies wird konkreter, sobald wir den Bedarf bzw. prognostizierten Aufwand für die deutschen eLTER Kandidaten genauer abschätzen können. . Wer sich in diesem Prozess gezielt einbringen möchte, kann sich gerne an den LTER-D Vorstand wenden.
Es besteht zumindest die Perspektive, dass die eLTER Mitgliedsbeiträge für die beteiligten Institutionen vom Bund (BMBF) getragen werden. Über die Mitgliedsbeiträge werden die Services von eLTER finanziert, die von den eLTER Gebieten genutzt werden können.
Frage: Entscheidend für die Kalkulation und damit die Machbarkeit ist der Aufwand für die geforderten SOs in den verschiedenen Sphären (Geo-, Hydro-, Bio-, Atmo-, Soziosphäre). Wie bekommen wir einen Überblick über die Kosten und den Personalaufwand für die einzelnen SOs?
Es gibt bereits umfangreiche Aufwandsschätzungen (Personentage, Geräte, Verbrauchsmaterial) zu den einzelnen SOs, die mit Hilfe einer Shiny App (Link folgt im April) leicht selektiert und ausgegeben werden können. Die App ist eine Annäherung, da die Kosten immer variieren können. Zum Teil wird es auch so sein, dass bestehende Erfassungen ev. nur leicht modifiziert werden müssen, um konform mit einer eLTER SO zu sein. Die erste Aufgabe für die deutschen eLTER Kandidaten wird es sein, mit Hilfe der App die individuellen Kosten für das Erreichen der angestrebten eLTER Gebietskategorie 1 oder 2 zu berechnen.
Frage: Bei der Liste der SOs für ein bestimmtes Habitat sind einige SOs dabei, die wir sowieso schon lange mit Haushaltsmitteln (also keine Drittmittel) erfassen. Können wir diese eLTER "in Rechnung stellen", indem wir sie in der Liste für die Kostenschätzung drin lassen?
Nein, das geht leider nicht. Diese schon laufenden Erfassungen zählen zu der Kategorie "Brautgeschenke" bzw. "Mitgift" und müssen daher aus der Liste entfernt werden (da dafür auch keine Investkosten bei der Implementierung anfallen). Und jetzt die gute Nachricht: die laufenden Kosten für die aus der Liste entfernten SOs werden zentral bei der Kostenaufstellung für die Betriebskosten dem jährlichen Budgetbedarf eines Gebietes zugeschlagen.
Frage: Wetterdaten sind immer notwendig. Kann man sich eine eigene Wetterstation sparen, wenn eine DWD Station in der Nähe ist?
Diese Frage bezieht sich auf das Design eines Standorts und kann leider nicht verallgemeinert werden. Im Rahmen des Kategorisierungsverfahrens (Kategorie 1 oder 2) müssen die Standorte angeben, wie sie die SO-Regelung umsetzen wollen. Wenn eine DWD Station in der Nähe ist, könnte es möglich sein, dass diese als "Proxy" für eine eigene Station akzeptiert wird. Bei der Entwicklung der entsprechenden Protokolle für die Wetter-SOs wird eventuell ein entsprechendes Kriterium aufgestellt. Bis wir eine klare Lösung haben, sollte die Wetterstation bei der Kostenschätzung aufgenommen werden, wenn bisher noch keine da ist.