Zielkonflikte auf dem Weg zu multifunktionalen Agrarlandschaften

Mähdrescher auf Getreidefeld (© André Künzelmann/UFZ)

Mit weniger als 0,8 % hat die deutsche Landwirtschaft zwar einen geringen Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung, macht aber mit über 50 % den größten Teil der Flächennutzung in Deutschland aus. In Deutschland und Europa, vor allem in produktiven Agrarlandschaften, ist die heutige Landwirtschaft auf eine monofunktionale Bewirtschaftung ausgerichtet. Dies bedeutet, dass Nahrungsmittel, Futter und Biomasse in großen Mengen produziert werden, dabei jedoch andere Ökosystemleistungen (z. B. Hochwasserschutz, Klimaregulierung oder Landschaftsästhetik) und die Biodiversität wenig berücksichtigt werden. Hinzu kommt die Notwendigkeit der Anpassung an die zunehmend spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Entsprechend wird auf gesellschaftlicher und politischer Ebene eine Transformation der Landwirtschaft („Agrarwende") gefordert. Diese soll Agrarlandschaften zunehmend multifunktional gestalten, also die vielfältigen Funktionen von Agrarökosystemen und die von ihnen bereitgestellten Ökosystemleistungen aufrechterhalten bzw. fördern.

Ziele von AgriScape

Die Nachwuchsgruppe „AgriScape: Zielkonflikte auf dem Weg zu multifunktionalen Agrarlandschaften“ setzt sich mit den Zielkonflikten im Rahmen dieser Transformation auseinander. Solche Zielkonflikte können z. B. aufgrund verschiedener Erwartungen der Gesellschaft an die Nutzung der Landschaft entstehen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Erzeugung günstiger Lebensmittel durch intensive Landwirtschaft auf der einen Seite versus Naturschutz und Verbesserung der Grundwasserqualität auf der anderen Seite.

Am Beispiel einer sehr produktiven Agrarlandschaft in Mitteldeutschland wird das Projekt solche Zielkonflikte identifizieren, um relevante und gesellschaftlich akzeptable Transformationspfade für eine erfolgreiche Agrarwende in Deutschland zu ermitteln.

Im Projekt stehen zwei Forschungsfragen im Vordergrund:

  1. Welche Zielkonflikte sind bei der Transformation zu multifunktionalen Agrarlandschaften unter Klimawandel zu erwarten?
  2. Wie können Politikinstrumente gestaltet werden, um diese Zielkonflikte zu minimieren?

Um diese Fragen zu beantworten, wird ein inter- und transdisziplinärer Ansatz verfolgt, bei dem umweltökonomische, verhaltenswissenschaftliche und landschaftsökologische Beiträge miteinander verknüpft werden. Des Weiteren sollen verschiedene Interessengruppen, z. B. Landwirt:innen, Naturschützer:innen, aber auch die breite Gesellschaft über die gesamte Projektlaufzeit einbezogen werden, um eine hohe Praxisrelevanz zu gewährleisten.

Sozial–Ökologische Forschung

AgriScape ist eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchsgruppe (Förderprogramm Sozial–ökologische Forschung, SÖF) und ist am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig beheimatet. Die geplante Laufzeit des Projekts ist 2022–2027.