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UFZ-Newsletter Oktober 2013

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 2013 5 ten, wenn er dann mehr Aufbauhilfe oder ein günstiges baugrundstück bekäme. „Solche Lösungen werden allerdings vor allem für einzelgehöfte und sehr kleine Siedlungen diskutiert“, sagt Christian Kuhlicke. bei grö- ßeren Ortschaften setzen die zuständigen Stellen lieber auf technischen Hochwasser- schutz – und die Menschen entscheiden sich oft fürs bleiben. Sichern und versichern Je mehr einwohner ein Ort hat, umso stärker ist dieser Trend. Denn angesichts der Kos- ten konzentrieren die Länder ihre tech- nischen Schutzmaßnahmen vor allem dort, wo die meisten Schäden zu erwarten sind. Sonderlich fair klingt das erst einmal nicht: Wer in großen Städten wohnt, sitzt hinter staatlich finanzierten Deichen und Mauern. Die bewohner der kleinen Dörfer dagegen haben das Nachsehen und das Wasser im Keller. Solche Ungleichheiten aber lassen sich nach Ansicht der UFZ-Mit- arbeiter durchaus vermeiden. „Wer beim technischen Hochwasserschutz leer ausge- gangen ist, könnte zum beispiel eine För- derung für private Vorsorgemaßnahmen bekommen“, schlägt Christian Kuhlicke vor. Schließlich gibt es eine ganze Menge Mög- lichkeiten, ein Gebäude weniger flutanfällig zu machen. Das reicht von Neubauten, die UFZ-Ansprechpartner: dr. Christian Kuhlicke dept. Stadt- und Umweltsoziologie e-mail: christian.kuhlicke@ufz.de prof. dr. ralf Merz Leiter dept. Catchment Hydrology e-mail: ralf.merz@ufz.de auf Stelzen errichtet werden, bis zu mobilen Schutzwänden oder rückstauklappen, die das Wasser am eindringen ins Haus hindern. Die Verwendung von wasserresistenten bau- materialien kann ebenso eine gute Idee sein, wie das Verlagern von wertvollem Haus- rat, Heizkesseln und Öltanks in die oberen Stockwerke. Trotz aller Gegenmaßnahmen aber wird es auch künftig Hochwasserschäden geben, die irgendjemand bezahlen muss. Und dabei tauchen schon die nächsten Ungleich- heiten auf. Wer von einer spektakulären Katastrophe getroffen wird, hat nämlich viel größere Chancen auf staatliche Soforthilfen und private Spendengelder als die Opfer von kleineren Überschwemmungen. Die For- scher plädieren daher dafür, die Verluste künftig solidarisch zu tragen – durch eine allgemeine Versicherungspflicht gegen ele- mentarschäden. Jeder Hausbesitzer müsste dann in einen gemeinsamen Pool einzahlen, aus dem die Schäden beglichen würden. Kri- tiker haben oft zwei einwände gegen dieses Konzept. erstens sehen einige die Gefahr, dass sich dann noch mehr Menschen in risi- koreichen Überschwemmungsgebieten nie- derlassen. Nach dem Motto: Wenn es schief geht, zahlt die Gemeinschaft. „Dieses Pro- blem könnte man aber durch höhere Versi- cherungsprämien für solche Grundstücke in den Griff bekommen“, meint Christian Kuh- licke. Zweitens führt die Idee der Versiche- rungspflicht meist zu einem Aufschrei derer, die nicht vom Hochwasser betroffen sind. Darauf kann der UFZ-Forscher nur eins er- widern: „Soforthilfen in Höhe von acht Mil- liarden euro pro Jahr müssen ebenfalls von allen Steuerzahlern getragen werden“. Solche Diskussionen werden wohl in Zu- kunft immer häufiger auf der Tagesordnung stehen. Denn viele experten befürchten, dass der Klimawandel zu häufigeren extrem- hochwassern führen wird. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der UFZ-Forscher, sich über die Hochwasservorsorge der Zukunft Gedanken zu machen. Am besten, bevor die nächsten braunen Fluten in den Stra- ßen schwappen und es überall heißt: „Nicht schon wieder!“. Kerstin Viering Neuer ringdeich (erbaut 2006) Neue Pumpstation zum Abpumpen von aufsteigendem Grundwasser Neue Hochwasser- Schutzwand

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