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UFZ-Newsletter Oktober 2013

2 UFZ-Newsletter | Oktober 2013 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ die Tücken der Statistik „ein Jahrhunderthochwasser bedeutet näm- lich nicht, dass danach erst mal hundert Jahre ruhe ist“, betont UFZ-Hydrologe Prof. ralf Merz. Schließlich ist die Angabe nur ein Durchschnittswert. Wer sechsmal wür- felt, sollte durchschnittlich ja auch einmal eine sechs werfen. Doch jeder brettspieler weiß, wie leicht einem dabei der Zufall ei- nen Strich durch die rechnung macht: Mal ist die volle Punktzahl überhaupt nicht da- bei, dann wieder fällt sie dreimal hinterei- nander. „Genauso ist es beim hundertjähr- lichen Hochwasser auch“, erklärt er. Die entsprechenden Abflussmengen können durchaus auch innerhalb von wenigen Jahr- zehnten mehrmals erreicht werden. Zumal Hydrologen schon lange wissen, dass man- che Jahrzehnte hochwasserträchtiger sind als andere. Möglicherweise hängt das mit dem komplexen Zusammenspiel von Atmo- sphäre und Ozean zusammen. So richtig erklären können Wissenschaftler den effekt allerdings bis heute nicht. Wie häufig große Fluten künftig über ein bestimmtes Gebiet hereinbrechen werden, ist also schwer vor- herzusagen. Vor allem, weil auch das bild von den ereignissen der Vergangenheit noch große Lücken hat. Wie sieht so eine Jahr- hundertflut überhaupt aus? Welche Wasser- mengen fließen dabei in der elbe, im rhein oder der Donau? Und welche Dimensionen haben kleinere Hochwasser, wie sie im Schnitt alle zehn oder sogar alle fünf Jahre zu erwarten sind? Die Antworten auf sol- che Fragen leiten Hydrologen traditionell „Nicht schon wieder!“ Angesichts der drama- tischen Flutbilder, die im Juni 2013 die Nach- richten beherrschten, ist dieser Gedanke wohl vielen Menschen durch den Kopf ge- schossen. Die letzte Katastrophe war doch gerade erst ein paar Jahre her. erst im Som- mer 2002 hatten sich die elbe und etliche andere Flüsse in reißende Ströme verwan- delt, ganze Ortschaften überschwemmt und stinkenden, braunen Schlamm hinterlassen. Die betroffenen hatten gehofft, so etwas nie wieder erleben zu müssen. Immerhin hatten experten ja von einem „Jahrhundert- hochwasser“ gesprochen. Und jetzt das: Wieder tagelange regenfälle, unaufhaltsam steigende Pegel und bange blicke auf die Deiche. Wen würden die Fluten diesmal treffen, wen verschonen? Wie kann Schlim- meres abgewendet werden? Würde man sich überhaupt je wieder sicher fühlen können? „eine hundertprozentige Sicherheit vor Über- schwemmungen wird es in Flusslandschaf- ten nie geben“, lautet die nüchterne Antwort von Dr. Christian Kuhlicke, der sich am UFZ unter anderem mit den Folgen von Hoch- wasser beschäftigt. Das heißt allerdings nicht, dass man nichts tun kann. Am UFZ untersuchen Wissenschaftler der unter- schiedlichsten Fachrichtungen, wie sich Schäden verringern und besser bewältigen lassen. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um aus den bisherigen erfahrungen zu lernen und neue Konzepte umzusetzen“, meint Christian Kuhlicke. Schließlich kann niemand wissen, wann die nächste große Flut kommt. aus Pegelmesswerten ab. Aus den dort ab- gelesenen Wasserständen kann man den Abfluss im Gewässer berechnen und so ei- nen Überblick darüber gewinnen, welche Abflussmengen an der jeweiligen Stelle wie häufig vorkommen. „Das Problem ist allerdings, dass die meisten Pegel in Deutschland erst seit ein paar Jahr- zehnten abgelesen werden“, sagt ralf Merz. Nur an wenigen Stellen wie an der elbe bei Dresden oder am rhein bei Köln reichen die Daten mehr als hundert Jahre zurück. Das aber genügt nicht für eine verlässliche Statistik. Schließlich müssen diese relativ kurzen Zeiträume keineswegs repräsentativ sein. Vielleicht hat das Gewässer seit dem beginn der Aufzeichnungen noch gar nicht gezeigt, wozu es „hochwassermäßig“ in der Lage ist. Oder man hat zufällig gleich meh- rere ungewöhnlich große ereignisse erfasst und überschätzt daher deren Häufigkeit. Neue Indizien gesucht Um solche statistischen Fallen zu entschär- fen, haben ralf Merz und seine Kollegen ein neues Verfahren für die berechnung von Hochwasserhäufigkeiten entwickelt. „Dabei stützen wir uns nicht allein auf die Pegel- werte, sondern auch auf alle möglichen an- deren zeitlichen, räumlichen und kausalen Informationen“, erläutert der Forscher. eine Fundgrube sind dabei historische Quellen – von Wasserstandsmarken an Gebäuden bis hin zu alten Katastrophenschilderungen. Das verheerende Magdalenen-Hochwasser, Die gemeinde Barby, ein Zusamenschluss zahlreicher kleiner Ortschaften, liegt im idyllischen Elbe-Saale- winkel zwischen Dessau und Magdeburg. Im Juni 2013 jedoch war es vorbei mit dieser Idylle. wasser- massen ergossen sich nach einem Deichbruch an der Saale bei Breitenhagen in umliegende Ortschaften. Und die, die das Flusswasser nicht erreichte, wurden vom aufsteigenden grundwasser überflutet. (Foto: André Künzelmann) Die gemeinde Barby, ein Zusamenschluss zahlreicher kleiner Ortschaften, liegt im idyllischen Elbe-Saale- winkel zwischen Dessau und Magdeburg. Im Juni 2013 jedoch war es vorbei mit dieser Idylle. wasser- massen ergossen sich nach einem Deichbruch an der Saale bei Breitenhagen in umliegende Ortschaften. Und die, die das Flusswasser nicht erreichte, wurden vom aufsteigenden grundwasser überflutet. (Foto: André Künzelmann) Die gemeinde Barby, ein Zusamenschluss zahlreicher kleiner Ortschaften, liegt im idyllischen Elbe-Saale- winkel zwischen Dessau und Magdeburg. Im Juni 2013 jedoch war es vorbei mit dieser Idylle. wasser- massen ergossen sich nach einem Deichbruch an der Saale bei Breitenhagen in umliegende Ortschaften. Und die, die das Flusswasser nicht erreichte, wurden vom aufsteigenden grundwasser überflutet. (Foto: André Künzelmann) reZepTe gegeN dIe FLUT

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