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UFZ-Newsletter Juli 2015

8 UFZ-Newsletter | Juli 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Bei der Interpretation der Daten jedoch sind die UFZ-Wissenschaftler noch zurückhal- tend: „Seriöse Aussagen zu den Bestand- strends sind erst nach Zeiträumen von mehreren Jahren möglich und auch nur bei Arten, die vergleichsweise häufig vorkom- men. Erste Trendanalysen beschränken sich deshalb auf ausgewählte Arten für den Zeit- raum von 2006 bis 2013“, sagt Josef Settele, einer der TMD-Initiatoren am UFZ. Ein Rückgang lässt sich zum Beispiel für den Hauhechel-Bläuling Polyommatus icarus statistisch belegen. Das ist insofern überra- schend und gleichzeitig alarmierend, als dies mit Abstand die häufigste Bläulingsart in Deutschland ist, die als sogenannter Gene- ralist überall in Offenlandschaften vertreten ist. Anders sieht es bei dem ebenfalls weit verbreiteten Schornsteinfeger Aphantopus hyperantus aus, der einen positiven Bestand- strend zeigt. Dass lange Beobachtungs-Zeit- reihen notwendig sind, zeigen die Daten zum Kleinen Fuchs Aglais urticae, der in den Jah- ren 2006 bis 2009 bundesweit dramatisch zurückging. In den darauffolgenden Jahren erholten sich die Populationen jedoch rasch. Wohin der Trend langfristig tatsächlich geht, wird sich erst nach einer Reihe weiterer Beobachtungsjahre erkennen lassen. Neben den Bestandstrends ist auch die Dynamik der räumlichen Verbreitung ver- schiedener Arten von wissenschaftlichem Interesse. Da die Landesfläche mit zirka 500 Zählstrecken gut abgedeckt ist, liefert das Tagfalter-Monitoring auch hier aussagekräf- tige Ergebnisse. Ein Beispiel dafür ist der Kurzschwänzige Bläuling (Cupido argiades), der sein Areal seit einigen Jahren erweitert. Die kleine Bläulingsart mit den charakteris­ tischen Fortsätzen an den Hinterflügeln ist in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark zurückgegangen, breitet sich aber seit einigen Jahren wieder aus. Die TMD-Meldungen belegen, dass sich die Art über die Oberrheinebene im Südwesten permanent Richtung Nord- und Ostdeutschland ausgebreitet hat und mittlerweile auch in Brandenburg wieder an- zutreffen ist. Eine mögliche Erklärung dafür liefert der Klimawandel. Daten des deutschen Tagfalter-Monitorings sind auch in internationale Studien und Be- richte eingeflossen, wie etwa den Grünland- indikator der Europäischen Umweltagentur (EEA). Er belegt einen starken europaweiten Rückgang der Tagfalterarten auf Wiesen und Weiden zwischen 1990 und 2011, was vor allem auf Veränderungen in der Landnut- zung zurückzuführen ist. Eine ebenfalls von der EEA initiierte euro- paweite Untersuchung der 103 häufigsten Schmetterlingsarten ergab zudem, dass die Natura-2000-Gebiete im Durchschnitt 16 Arten mehr beherbergen als Gebiete außerhalb ihrer Grenzen – ein Indiz dafür, dass sich Naturschutzgebiete positiv auf die Artenvielfalt auswirken. Zusammen mit Einschätzungen anderer Experten gingen TMD-Daten auch in die Rote Liste der Tagfal- ter Europas ein, die 2010 von der Weltna- turschutzunion IUCN veröffentlicht wurde und wichtige Grundlage für das Handeln der Behörden in allen Ländern Europas ist. Auch für den neu gegründeten Weltbio- diversitätsrat IPBES sind die Daten der freiwilligen Schmetterlingsbeobachter aus Deutschland und den anderen Ländern inte- ressant – etwa für den gerade in Arbeit befindlichen internationalen Sachstandsbe- richt, in dem es um Bestäuber geht, also vor allem um Honig- und Wildbienen, Schweb- fliegen, aber auch um Schmetterlinge, zu denen aufgrund des guten Kenntnisstandes fundierte Aussagen zu Trends und deren Ursachen gemacht werden können. Susanne Hufe Aussagen zu Bestandstrends Anhand von zwei Tagfalterartenarten wird beispielhaft gezeigt, wie unterschiedlich sich die Populationen von Tagfaltern entwickeln können. Da sie hohen Abundanzschwankungen unterliegen, sind Aussagen zu Bestandstrends erst nach längeren Zeiträumen möglich und auch nur für Arten, die (noch) vergleichsweise häufig sind. Erste (vorsichtige) Trendanalysen beschränken sich deshalb auf den Zeitraum von 2006 bis 2013 (2006 =100 % = Index-Wert 1,0). Ein Rückgang lässt sich zum Beispiel für den Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus, Bild 1) statistisch belegen. Der ebenfalls weit verbreitete Schornsteinfeger (Aphantopus hyperantus, Bild 2) zeigt dagegen einen positiven Bestandstrend. Index 2006 2007 2008 2009 0,9 1,1 1,0 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 2010 2011 2012 2013 Gesamtbiogas Methan Index 2006 2007 2008 2009 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 2010 2011 2012 2013 Index 2006 2007 2008 2009 0,9 1,1 1,0 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 2010 2011 2012 2013 Gesamtbiogas Methan Index 2006 2007 2008 2009 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 2010 2011 2012 2013 Foto:SteffenCaspari 2 Foto:ErkDallmeyer 1 2006200720082009 2010201120122013 2006200720082009 2010201120122013 2006200720082009 2010201120122013 2006200720082009 2010201120122013

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