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UFZ-Newsletter Juli 2015

2 UFZ-Newsletter | Juli 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Nordamerika stammende Wasserpest, die sich in Deutschland rasant ausbreitet und extrem schnell wächst. Mit diesen Eigenheiten hatte der Neuan- kömmling aus Übersee schon Anfang des 20. Jahrhunderts Schlagzeilen gemacht. Da- mals eroberte die Kanadische Wasserpest Elodea canadensis in einem solchen Tempo die mitteleuropäischen Seen und Flüsse, dass so manchem Beobachter die Sache un- heimlich zu werden begann: „Es erhob sich überall ein erschreckliches Heulen und Zäh- neklappern, denn der Tag schien nicht mehr fern, da alle Binnengewässer Europas bis zum Rande mit dem Kraute gefüllt waren, so dass kein Schiff mehr fahren, kein Mensch mehr baden, keine Ente mehr gründeln und kein Fisch mehr schwimmen konnte“, berichtete der Schriftsteller Hermann Löns 1910 im Hannoverschen Tageblatt. Das „Grüne Gespenst“, wie er die Kanadi- sche Wasserpest nannte, entwickelt seine berüchtigten Massenbestände heute zwar nur noch selten in deutschen Gewässern. Dafür ist nun die verwandte Schmalblättrige Wasserpest Elodea nuttallii auf dem Vor- marsch. Diese ebenfalls aus Nordamerika stammende Art tauchte 1941 zum ersten Mal in Holland auf. Hierzulande breitet sie sich seit den 1990er Jahren immer weiter aus und kommt inzwischen fast überall in Deutschland vor. für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wird. Bis 2017 untersuchen sie, was sich mit den abgemähten Wasserpflanzen alles anfan- gen lässt: Welche Verwertungsmöglichkeiten kommen infrage? Sind diese ökologisch und ökonomisch sinnvoll? Und wie lässt sich eine energetische Nutzung in Biogasanlagen umsetzen? Um diese Fragen zu beantworten, setzen die Forscher auf das Fachwissen von Partnern aus der Praxis – von Wasserwirt- schaftsbehörden über Naturschutzverbände bis hin zu Anglern, die betroffene Gewässer und deren Verkrautungsprobleme oft sehr gut kennen. Auch mögliche Abnehmer des grünen Rohstoffs, wie die Hersteller von Naturkosmetik und die Betreiber von Biogas- anlagen, sind mit dabei. Einwanderer aus Übersee „Wir interessieren uns im Prinzip für alle Wasserpflanzen, die mit einem Mähboot aus größeren Gewässern entfernt werden können“, sagt Andreas Zehnsdorf. Denn bei dieser Form der Entkrautung ist der grüne Rohstoff anschließend nicht mit Sedimenten oder Gewächsen vom Gewässerrand ver- mischt, die seine Nutzung beeinträchtigen könnten. In der heimischen Pflanzenwelt gibt es einige Kandidaten wie das Tausendblatt, die diese Kriterien erfüllen. Vor allem aber haben die Forscher Neophyten im Blick. Ein Vertreter davon ist die ursprünglich aus Grün, wohin man schaut: Zarte Blättchen und filigrane Stängel wiegen sich im Wasser, so dicht wie ein lebender Teppich. „Wenn die Schmalblättrige Wasserpest erst einmal in einem See aufgetaucht ist, kann sie ihn in kürzester Zeit fast komplett zuwuchern“, sagt Prof. Andreas Zehnsdorf vom Umwelt- und Biotechnologischen Zentrum des UFZ in Leipzig. Solche Massenentwicklungen von Wasserpflanzen aber sind bei Erho- lungssuchenden und Wasserwirtschaftsbe- hörden nicht beliebt. Schließlich verleiden sie Schwimmern das Badevergnügen und wickeln sich um die Antriebsschrauben von Motorbooten. In Fließgewässern können sie nach dem Absterben im Herbst Krautwalzen bilden und Wasserbauwerke gefährden. Gemeinden und Seenbetreiber sind daher dazu übergegangen, die lästigen Pflanzen immer wieder abmähen und dann als Bioab- fall entsorgen zu lassen. Eine wirklich gute Lösung ist das aber nicht, findet Andreas Zehnsdorf. In seinen Augen ist das Mäh- gut nämlich nicht nur Abfall, sondern eine interessante Rohstoffquelle. Und die wollen er und seine Kollegen anzapfen. Dazu haben sich die UFZ-Mitarbeiter mit Wissenschaft- lern des Deutschen Biomasseforschungs- zentrums in Leipzig und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in einem Forschungsprojekt zusammen- geschlossen, das vom Bundesministerium Massenentwicklung von Elodea nutallii in einem Ruhrstausee. (Foto: Archiv Ruhrverband) Wasserpflanzen sinnvoll nutzen

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