Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

UFZ-Newsletter Juli 2015

6 UFZ-Newsletter | Juli 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ dann ausgewertet und interpretiert werden können. Etwa, um einen umfassenden Ein- blick in die langfristigen Veränderungen von Tagfalterpopulationen und spezifische Ge- fährdungssituationen zu erhalten. Oder um mithilfe der gleichzeitig erfassten Klima- und Landnutzungsinformationen Rückschlüsse von Witterung und anthropogenen Faktoren auf die Verbreitung und Häufigkeit der Arten zu ziehen. Begonnen hatte alles mit einem media- len Paukenschlag. In einer bundesweiten Kampagne unter dem Slogan „Abenteuer Schmetterling“ kommunizierten ZDF, BUND und UFZ im April 2005 gemeinsam in vielen Aktionen die Botschaft, dass Schmetterlinge nicht nur schön, sondern auch kostbar und sehr verletzlich sind und jeder mithelfen kann, sie zu schützen. Um möglichst viele Menschen dafür zu sensibilisieren, gestaltete das ZDF mit Wolf von Lojewski als Front- mann eine ganze Themenwoche aus Beiträ- gen in Doku-Reihen, Wissensmagazinen und dem Kinder-TV; unter adeliger Schirmherr- schaft der Fürstin Sayn-Wittgenstein-Sayn fand ein Wettbewerb statt, in dem besonders originelle Ideen zur Rettung bedrohter Falter prämiert wurden. Broschüren mit Tipps zum Schmetterlingsschutz wurden zu zehntau- Eines der bekanntesten nationalen Citizen- Science-Projekte feiert in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag, das Tagfalter-Monito- ring Deutschland (TMD). Seit 2005 erfassen dabei Freiwillige an mehr als 500 Orten regelmäßig und mit einer standardisierten Methode die etwa 150 tagaktiven Schmet- terlingsarten, die in Deutschland heimisch sind. Sie sind hervorragend geeignet, um Veränderungen in der Umwelt oder der biologischen Vielfalt anzuzeigen, denn sie entwickeln und reproduzieren sich schnell und haben teils sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum. Außerdem lassen sie sich von Laien vergleichsweise gut erfassen und auseinanderhalten – ein wichtiges Krite- rium bei Citizen-Science-Projekten. Mittlerweile sind es viele hundert ehren- amtliche Zählerinnen und Zähler, die Woche für Woche und Jahr für Jahr von April bis September festgelegte Strecken von bis zu 1.000 Meter Länge, die sogenannten Tran- sekte, ablaufen und akribisch alle Tagfalter, die ihnen über den Weg flattern, dokumen- tieren. Der riesige zeitliche Aufwand, der deutschlandweit in Summe hinter dieser Großinventur steckt, würde die Kapazitäten jedes Forschungsinstituts sprengen. Für die Forscher ist sie von unschätzbarem Wert. Denn sie liefert ihnen Daten frei Haus, die senden verteilt, ein bundesweiter Faltertag ausgerufen – und das Tagfalter-Monitoring Deutschland (TMD) gestartet. Wissenschaftlich koordiniert und organisiert wird es seither – in enger Verbindung zur Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) – am UFZ. Hier trifft sich schon seit 1999 einmal pro Jahr die deutsche „Falterszene“, in der auch die Pläne für das TMD geschmie- det wurden. Denn voller Neid blickten die Schmetterlingsexperten bis dato zu den Bri- ten, die bereits seit 1976 landesweit Falter zählen, und auch zu den Holländern, die das seit 1990 tun. Aus dieser Szene heraus rek- rutierten sich auch nach Start des TMD die Regional- und Landeskoordinatoren, die sich den freiwilligen Zählern als Ansprechpartner und Betreuer vor Ort anbieten. Denn sollen die Ergebnisse für die Forschung verwertbar sein, muss nicht nur die Auswahl des Tran- sektes stimmen, die Zähler müssen auch die Zählmethode beherrschen, Arten bestimmen und die Ergebnisse in einen Erfassungsbo- gen oder das extra dafür im Rahmen der Wissensplattform science4you entwickelte Onlineportal eingeben können. Seit 2005 wurden im Tagfalter-Monitoring Deutschland fast 900.000 Einzelmeldungen mit zirka 2.250.000 Individuen registriert. Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist ein Wanderfalter, der jedes Jahr im Frühjahr und Früh- sommer aus Südeuropa einwandert. Ab Mai bis weit in den Oktober kann man diesen guten, ungestümen Flieger in allen Offenland-Biotopen mit vielen Blumen beobachten. Die Raupen ernähren sich insbesondere von verschiedenen Distel-Arten. (Foto: Marianne Harborg) Die Inventur der Schmetterlinge

Übersicht