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UFZ-Newsletter Juli 2015

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Juli 2015 5 Trotzdem gehen Landwirtschaftsexperten wie Dr. Walter Stinner vom Deutschen Bio- masseforschungszentrum davon aus, dass viele Bauern skeptisch sein werden, wenn es darum geht, ihre Maissilage mit Wasser- pflanzen zu versetzen. Schließlich sind die Ernte und die anschließende Konservierung und Lagerung bei Mais gut eingespielte Prozesse, die durch das Einmischen eines solchen Materials gestört werden könnten. Andererseits ist gerade die starke Verwen- dung von Mais bei der Energieerzeugung in die Kritik geraten – zum Beispiel, weil sich der großflächige Maisanbau negativ auf die Artenvielfalt einer Landschaft auswirkt. Das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schreibt nicht umsonst seit 2012 einen sogenannten Maisdeckel vor: Nur 60 Prozent des jährlich verwendeten Materials in einer Biogasanlage dürfen seither aus Mais bestehen. Für die restlichen 40 Prozent sind daher Alternativen gefragt. Wasserpest aus der Konserve „Sollen Wasserpflanzen als Ergänzungssubs­ trat für Biogasanlagen eine Rolle spielen, muss es uns aber gelingen, sie haltbar zu machen“, sagt Andreas Zehnsdorf. Ohne Konservierung verdirbt das Erntegut in kür- zester Zeit. Zudem fallen die großen Mengen Material diskontinuierlich im Sommer und Herbst an. Die Anlagen sollen aber mög- lichst das ganze Jahr über damit gefüttert werden. Deshalb testen die Forscher derzeit, wie sich Mixturen aus Wasserpest und anderem Pflanzenmaterial wie etwa Stroh am besten in hochwertige Silage verwandeln lassen. Das Grundprinzip ist das Gleiche wie bei der Herstellung von Sauerkraut: Milchsäu- rebakterien wandeln den in den Pflanzen enthaltenen Zucker in Milchsäure um, so dass der pH-Wert auf 4 oder 4,5 absinkt. Diese sauren Bedingungen hemmen das Wachstum anderer Bakterien und schützen das Material so vor dem Verderben. Das Problem bei der Wasserpest ist, dass sie zu viel Wasser, zu viel Puffer und nur wenig Zucker enthält. Darunter leidet die Säureproduktion, so dass der pH-Wert nicht schnell genug abfällt. Die zurzeit laufenden Experimente zeigen, dass der pH-Wert nach fünf Tagen immer noch bei 6,5 liegt – zu hoch für eine Konservierung. Aber die Forscher um Andreas Zehnsdorf und Walter Stinner sind optimistisch, dass sie noch in diesem Jahr erfolgreich sein werden. Die vielversprechendsten Mixturen wollen sie jedenfalls ab Anfang 2016 in mehreren 30-Liter-Labor-Biogasanlagen kontinuier- lichen Vergärungsversuchen unterziehen. Schließlich soll das Material nicht nur haltbar sein, sondern auch möglichst viel Gas liefern. Die UFZ-Forscher denken aber noch in eine andere Richtung. Nach der Gasgewinnung bleibt nämlich ein Gärrest übrig, der als Dünger interessant ist. Die Grundvoraus- setzungen erfüllt das Material: Es enthält reichlich Stickstoff, Phosphor, Kalium und andere wichtige Elemente, dafür aber kaum Schwermetalle. Auch die Dünger-Schiene will das Team daher weiterverfolgen. Grüne Gespenster können manchmal erstaunlich nützlich sein. Kerstin Viering UFZ-Ansprechpartner: Prof. Dr. Andreas Zehnsdorf Umwelt- und Biotechnologisches Zentrum e-mail: andreas.zehnsdorf@ufz.de Mehr Informationen zum Forschungs- projekt unter: www.ufz.de/aquamak Wasserpflanzen sind schnell verderblich und nur saisonal verfügbar. Eine ökonomisch sinnvolle Nutzung ist deshalb nur möglich, wenn man es schafft, sie haltbar zu machen – zum Beispiel durch Silierung. Die Forscher testen deshalb die Herstellung verschiedener Wasserpflanzen-Mischsilagen und ihr jeweiliges Gaspotenzial. (Foto: André Künzelmann, UFZ) Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Juli 20155

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