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UFZ-Newsletter Oktober 2016

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 2016 7 trat dort mit ortsansässigen Forschern und weiteren Akteuren in Kontakt. „In den gro- ßen weltweiten Datenbanken fehlen vielmals Daten zu Baumgemeinschaften auf Inseln. Daher beabsichtige ich, mit den Forschern der Inseln zu netzwerken, sie beim Capacity Building für die Analyse der vorhandenen Daten von Waldgemeinschaften und bei der Verknüpfung dieser Datensammlungen mit globalen Datenbanken zu unterstützen.“ Wenn Knight über die vielen Pläne für ihre Feldforschung und Reisen erzählt, strah- len ihre Augen. „Die Arbeit im Feld macht mir Spaß und hier kommen mir die besten Ideen“, sagt sie. Aber auch die Arbeit am Schreibtisch, etwa das Erstellen großer Datenbanken oder das Schreiben von wis- senschaftlichen Aufsätzen, wären spannen- de Bereiche ihrer Arbeit. Forschung und Familie an einem Ort Obwohl Knight offiziell erst seit Februar in Deutschland arbeitet, ist ihr der mittel- deutsche Raum mit seinem Fokus auf die Biodiversitätsforschung schon seit einiger Zeit bekannt: Im Oktober 2014 wurde ihr Mann Prof. Dr. Jonathan Chase ans Institut für Informatik der Universität Halle und das iDiv berufen – seit August 2014 lebt Knight mit ihm und ihren zwei Kindern in der Leipziger Innenstadt. „Die Lage ist perfekt“, erzählt Knight. „Unsere Wohnung liegt nicht weit entfernt vom iDiv und einer S-Bahn-Haltestelle. So bin ich auch schnell an der Universität Halle oder am UFZ.“ Ihr sechsjähriger Sohn und ihre dreijährige Tochter besuchen in Leipzig einen deutsch- sprachigen Kindergarten. „Für unsere Kinder war der Wechsel nach Deutschland über- haupt kein Problem. Die beiden sprechen mittlerweile fließend Deutsch.“ Auch wenn es ihr selbst nicht so leicht falle, Deutsch zu lernen, will die US-Amerikanerin innerhalb von fünf Jahren „zumindest ganz passabel“ Deutsch sprechen können. Derzeit lebt sich Knight noch in ihre neue Rolle als Humboldt-Professorin ein. In den letzten Monaten hat sie zahlreiche Inter- views mit Journalisten geführt, Foto-Termine bestritten und organisatorische Fragen geklärt. „So viel Aufmerksamkeit bin ich als Wissenschaftlerin sonst gar nicht gewöhnt“, gibt sich Knight bescheiden. Tom Leonhardt bieten also nicht nur mehr Informationen über viele Gebiete, sondern auch über Flächen auf verschiedenen Höhenniveaus. „Je höher die Gebiete liegen, desto mehr sind auch die klimatischen Bedingungen verändert“, so Knight weiter. Im Juni 2016 suchte die Forscherin exakt die Stellen im Kanton Graubünden auf, die Müller in den 1880er Jahren untersucht hatte. Ihr Ziel ist es, zu vergleichen, wie sich die Biodiversität seit dem verändert hat – welche und wie viele Arten von Bienen, Fliegen und Schmetterlingen heute auf den Pflanzenarten der verschiedenen Höhen- stufen anzutreffen sind. Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Klima- und Landnutzungswandel zu und werden mit Spannung erwartet. Begleitet wurde Tiffany Knight bei ihrer Forschungs- reise durch die Schweiz unter anderem von einem Schmetterlingsexperten des UFZ, Dr. Reinart Feldmann, und vom Biologen Dr. Walter Durka, der sich am UFZ mit der Populationsgenetik von Pflanzen beschäftigt und dabei auch immer wieder historische Datensätze einbezieht. Innerhalb des Pro- jekts „BIOFLOR“, einer Datenbank zu den biologischen und ökologischen Merkmalen der Pflanzen Deutschlands, ist er unter anderem für die Bereiche Blütenbiologie und Befruchtungssysteme zuständig. In das Projekt von Tiffany Knight bringt der UFZ- Forscher etwa sein Wissen über die lokale Pflanzenwelt ein. Hawaii, die Fidschi-Inseln und Kuba In einem weiteren Projekt widmet sich Knight speziell den Bäumen auf Inseln. „Die Ökosysteme von Inseln sind besonders spannend, weil sich auf ihnen 25 Prozent aller Pflanzenarten weltweit befinden, Inseln aber global nur etwa fünf Prozent der Land- masse ausmachen.“ Während eines For- schungsaufenthalts auf Hawaii hat Knight die nativen und die eingeführten Baum- und Pflanzenarten miteinander verglichen. „Exotische Arten können bedrohlich für die ursprünglichen Pflanzen sein und dafür sorgen, dass sich die Ökosystemleistungen, von denen wir auch profitieren, im Laufe der Zeit stark verändern“, erklärt Knight. Auf Hawaii gibt es aktuell hunderte exotischer Pflanzenarten – nur wenige davon seien tat- sächlich problematisch für das Ökosystem. Was eine bestimmte Pflanzenart problema- tisch werden lässt, sei von der Wissenschaft noch nicht abschließend geklärt. Mit den Geldern der Humboldt-Stiftung will Knight nun weitere Inseln besuchen. Im Ap- ril war sie bereits auf den Fidschi-Inseln und des 19. Jahrhunderts gab es noch viele Redundanzen. Wenn zum Beispiel eine Art verschwunden wäre, hätten andere Arten die Bestäubung übernommen. Das Ökosys- tem war insgesamt sehr stabil.“ Da heute deutlich weniger Arten im selben Gebiet leben, sei das nicht mehr so stark der Fall und das System wäre insgesamt instabiler. Derzeit würde das noch zu keinen größeren Problemen führen. „Wenn Bienenbestände jedoch weiter abnehmen, droht uns hier ein Funktionsverlust des Ökosystems.“ Feldforschung in der Schweiz Mit dem Geld, das Knight von der Humboldt- Stiftung für die nächsten fünf Jahre erhält, knüpft sie an diese Vergleichs-Studie an. „Eine Einschränkung der Datensammlung von Robertson ist, dass sie nur auf eine relativ kleine Fläche begrenzt ist“, so Knight. Mit dieser Studie könne man nur Aussagen über ein bestimmtes Gebiet treffen. Die Erforschung der Artenvielfalt sei aber an globale Fragestellungen geknüpft. Also suchte die Wissenschaftlerin nach weiteren historischen Datensätzen – und stieß dabei auf die Arbeiten des deutschen Biologen Hermann Müller. Auch er interessierte sich für die Verbindung zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern. Während zahlreicher Expeditionen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Alpen (vorrangig in der Schweiz, Italien und Österreich) untersuchte er – wie Robertson in den USA – die Welt der Pflanzen und Bestäuber. „Das Tolle an der Arbeit ist, dass Müller viele verschiede- ne Gebiete beschreibt, die vom Tal bis in die Berge reichen“, sagt Knight. Seine Arbeiten Humboldt-Stiftung stellt fünf Millionen Euro zur Verfügung Im Mai 2015 waren das UFZ und die Universität Halle-Wittenberg mit der gemeinsamen Nominierung der US- Biologin für eine Alexander von Hum- boldt-Professur erfolgreich. Sie ist Deutschlands höchstdotierter inter- nationaler Forschungspreis. Die Alex- ander von Humboldt-Stiftung stellt für die Etablierung der Professur von Tiffa- ny Knight für fünf Jahre fünf Millionen Euro zur Verfügung. Mit der Förderung sollen international führende Forscher aller Fächer aus dem Ausland dazu motiviert werden, an eine deutsche Hochschule zu wechseln. UFZ-Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Tiffany Knight UFZ-Dept. Biozönoseforschung e-mail: tiffany.knight@ufz.de Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 20167

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