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UFZ-Newsletter Oktober 2016

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 2016 11 legt sein“, erklärt die Wissenschaftlerin. Schnellschüsse seien hinderlich. Einig waren sich die versammelten Wis- senschaftler und Praktiker aber in ihrem Fazit über die sozio-ökologischen Perspek- tiven der Landnutzung. Es gibt noch viele Fragezeichen, wie sich der Flächenanspruch in Zukunft ändert: Welche Auswirkungen haben der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung vor allem in jenen Regio- nen, die sich noch in einer präindustriellen Phase befinden? Was sind die gegenseitigen Einflüsse und Problemverlagerungen bei der Intensivierung der Landnutzung, der Ernäh- rungssicherheit oder der Bioenergie? Wie hängt das mit den Themen Energie, Wasser und menschliches Wohlbefinden zusam- men? „Beschreibende Studien gibt es viele, notwendig ist aber vielmehr die Suche nach Kausalitäten“, resümiert GLUES-Leiter Ralf Seppelt. In Sachen Landnutzungsforschung gibt es folglich noch viel zu tun. Benjamin Haerdle Ansatz ein großes Unterfangen gewesen, aus dem wir viel gelernt haben“, betonte Dr. Petra Wolff, stellvertretende Leiterin des BMBF-Referats Globaler Wandel. Eine Erkenntnis sei die Notwendigkeit einer bes- seren Einbindung von Sozialwissenschaften in naturwissenschaftlich geprägte transdis- ziplinäre Förderprogramme. Landnutzungswandel zu schnell für die Forschung? Auseinander gingen die Meinungen dagegen bei der Frage, ob die Forschung dem ra- santen Wandel der Landnutzung überhaupt hinterherkommt. Christian Graefen, Experte für Bodenpolitik und Landmanagement bei der Gesellschaft für Internationale Zusam- menarbeit (GIZ), erklärte, die Landtransfor- mation in Staaten wie Liberia, Sierra Leone oder Laos passiere so schnell, dass die Wissenschaft Schwierigkeiten habe, dieser Dynamik zu folgen und sie zu verstehen. „Wissenschaft muss nicht nur flexibler, son- dern auch viel schneller werden“, forderte Graefen. Vor zu viel Tempo warnte dagegen Dr. Imme Scholz, stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungs- politik (DIE). „Schnell und furios zu sein, ist nicht die Lösung“, entgegnete sie. Wer auf inter- und transdisziplinäre Ansätze setze, brauche einen Kommunikationsprozess zu Zielen und Perspektiven. „Dafür braucht Forschung Zeit und muss langfristig ange- Projekts erhalten“, sagt etwa der landwirt- schaftliche Berater im KULUNDA-Projekt, Nikita Kojanov. In dem Forschungsprojekt erarbeiten Wissenschaftler ökologische und ökonomische Strategien zur nachhaltigen Landnutzung in Steppenlandschaften Russ- lands. Und selbst wenn es manchmal noch keine konkreten Anwendungsmöglichkeiten gebe, könnten die Informationen wichtig für die Zukunft sein, so Kojanov. Ähnliches berichtet auch WWF-Managerin Domoina Rakotomalala aus Madagaskar: „Nach Ablauf des SuLaMa-Projekts wird die Wissensda- tenbank zu sozialen Aspekten, Biodiversität oder Ökosystemleistungen auf regionaler Ebene bestehen bleiben“. Man werde weiter- hin Informationen sammeln und die Daten für den Landmanagementplan einsetzen. Wissenschaftliche Ergebnisse liefern Fakten für Stakeholder Generell zeigte sich auf der Tagung auch, warum die Expertise der Forscher für den Wandel in der Landnutzung vonnöten ist. „Wissenschaftliche Ergebnisse sind wichtig, weil sie Stakeholdern Fakten liefern, mit denen sie gegenüber der Politik argumen- tieren können“, sagt Maxon Simfukwe. Viele örtliche NGOs wollen den Farmern gerne helfen. Ihnen fehlt aber der wissenschaftli- che Nachweis für die Effektivität der Maß- nahmen, die die Bauern umsetzen sollten. Mit den Erkenntnissen könnte Landwirten und Politikern gezeigt werden, dass der neue Ansatz funktionieren könne. Trotzdem, so GLUES-Leiter Seppelt, garantiere die Einbindung von Stakeholdern nicht, dass die wissenschaftlichen Empfehlungen von Ver- waltung und Ministerien tatsächlich in Taten umgesetzt würden. Auf einen anderen Punkt wies Jahi Chappell vom Institut für Agricul- ture and Trade Policy im US-amerikanischen Minneapolis hin: Demnach sollten die Bedürfnisse der Stakeholder etwa bei den gerechten Kosten stärker beachtet werden. „Die Preise, die den Landwirten für deren Produkte gezahlt werden, sind immer noch zu niedrig“, sagt er. „Es bleibt zu wenig für sie übrig.“ Deshalb fordert Chappell, dass externe Kosten, so genannte true costs, bei den Preisen berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen etwa die Folgen, die das Aus- bringen von Pestiziden und Düngern auf das menschliche Wohlbefinden, Innovation oder die Umwelt haben. Plädoyer für mehr sozialwissenschaftli- che Forschung Für das BMBF, das die Fördermaßnahme mit 75 Mio Euro finanziert, seien der „internati- onale sowie der inter- und transdisziplinäre UFZ-Ansprechpartner: Prof. Dr. Ralf Seppelt, Leiter Dept. Landschaftsökologie e-mail: ralf.seppelt@ufz.de Link: http://modul-a.nachhaltiges- landmanagement.de/de/modul-a Link zum Spiel: http://apps.giscame.com/glues In diesem Online-Spiel schlüpft der Spieler für zehn Runden in die Rolle des Politikers und steuert mittels verschiedener Politikmaßnahmen, was mit und in einem Land passiert. Ziel ist es, Kapital so zu investieren, dass gleichzeitig wirtschaftlicher, sozia- ler und ökologischer Erfolg möglich ist. Wer wollte nicht schon mal die Geschicke eines Landes lenken? Um Kindern und Jugendlichen das Thema Landnutzung nahe zu bringen, wurde im Rahmen des GLUES- Projektes das Computerspiel LandYOUs entwickelt. Wofür nutzen wir unser Land? Entscheide du! Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 201611

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